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Abb. S5 (Text S. 38)
Unbclannter Meister, Krönung Mariä
Wallras-Richartz-Museum, Köln
Phot. Hermann
donna in der Malerei, Abb. 3). Von Lochner
sind uns Bilder mit einem derartigen Gegen-
stande nicht bekannt; sie werden seinem hohen
Jdealismus vielleicht überhaupt widerstrebt
haben. Jedenfalls ist das Thema unseres Bildes
mit allem Ernste behandelt und sicherlich auch
nicht ohne ideale Gesinnung, nicht nur aus rein
künstlerischen Absichten. Der religiöse Geist des
Meisters gibt sich deutlicher zu erkennen in den
weiteren Bildern des Zyklus', von denen wir
noch einige bringen wollen, in der Ver-
mählung der heiligen Jungfrau mit Joseph
(Abb. 61), in der Verkündigung (Abb. 62)
und in der Heimsuchung (Abb. 60). Es
muß auch hier dem Leser überlassen bleiben, sich
liebevoll in die Betrachtung der Bilder zu ver-
tiefen; doch sei noch ausdrücklich hingewiesen auf
manch' reizende Einzelheiten, die uns vom da-
maligen Leben erzählen, auf Kleidungsstücke,
Hausrat usw., und aus die prächtige Landschaft
im Bilde der Heimsuchung, neben der Geburt
Mariä einem der besten der ganzen Bilderfolge,
auf dem auch der Stifter sich hat verewigen lassen.
Doch ein Zugeständnis noch an die kölnische
Überlieferung glaubte wohl der Maler, wie auch
der Meister der Verherrlichung, machen zu müssen,
indem er über die Landschaft einen goldenen
Himmel spannte, auf dem er nach der Weise
Lochners Engel mit flatternden Gewändern als
Begleitung der gebenedeiten Mutter sich tummeln
läßt. Anziehend ist auch die Darstellung der
Krönung Mariens (Abb. 63) mit der schö-
nen Mittelgruppe und den musizierenden Engel-
chören; in den unteren Ecken knieen die Stifter.
Vom Meister des Marienlebens sind uns ver-
hältnismäßig viele Arbeiten erhalten. Nur noch
einige der besten unter ihnen können wir hier
vorführen. Zunächst der schöne Kruzifixus
im Kölner Museum (Abb. 65). Ganz neu ist
diese Auffassuug. Das Kreuz ist nicht auf einem
Berge aufgerichtet, sondern wie von ungefähr an
einem Wege, der durch eine anziehende Landschaft
zwischen Hügeln sich windend zur Stadt führt.
Es steht auch nicht in der Mitte der Tasel, sondern
etwas zur Seite und nach rechts gewendet, wo
Maria und Johannes klagend stehen. Am Fuße
des Kreuzes kniet prächtig gekleidet Maria Mag-
dalena. Es wird das Porträt der Stisterin
des Bildes sein, das wohl für die häusliche An-
dacht gemalt wurde. Bewundern wir schon in
diesem Bilde die vorzügliche Wiedergabe der in-
neren Ergriffenheit und seelischen Teilnahme
der heiligen Personen, so vielleicht noch mehr in
dem Bilde der Kreuzabnahme (Abb. 66),
einer denBeschauer sanft ziehenden Darstellung der
Totenklage. Am Fuße des Kreuzes sinkt Maria,
Abb. S5 (Text S. 38)
Unbclannter Meister, Krönung Mariä
Wallras-Richartz-Museum, Köln
Phot. Hermann
donna in der Malerei, Abb. 3). Von Lochner
sind uns Bilder mit einem derartigen Gegen-
stande nicht bekannt; sie werden seinem hohen
Jdealismus vielleicht überhaupt widerstrebt
haben. Jedenfalls ist das Thema unseres Bildes
mit allem Ernste behandelt und sicherlich auch
nicht ohne ideale Gesinnung, nicht nur aus rein
künstlerischen Absichten. Der religiöse Geist des
Meisters gibt sich deutlicher zu erkennen in den
weiteren Bildern des Zyklus', von denen wir
noch einige bringen wollen, in der Ver-
mählung der heiligen Jungfrau mit Joseph
(Abb. 61), in der Verkündigung (Abb. 62)
und in der Heimsuchung (Abb. 60). Es
muß auch hier dem Leser überlassen bleiben, sich
liebevoll in die Betrachtung der Bilder zu ver-
tiefen; doch sei noch ausdrücklich hingewiesen auf
manch' reizende Einzelheiten, die uns vom da-
maligen Leben erzählen, auf Kleidungsstücke,
Hausrat usw., und aus die prächtige Landschaft
im Bilde der Heimsuchung, neben der Geburt
Mariä einem der besten der ganzen Bilderfolge,
auf dem auch der Stifter sich hat verewigen lassen.
Doch ein Zugeständnis noch an die kölnische
Überlieferung glaubte wohl der Maler, wie auch
der Meister der Verherrlichung, machen zu müssen,
indem er über die Landschaft einen goldenen
Himmel spannte, auf dem er nach der Weise
Lochners Engel mit flatternden Gewändern als
Begleitung der gebenedeiten Mutter sich tummeln
läßt. Anziehend ist auch die Darstellung der
Krönung Mariens (Abb. 63) mit der schö-
nen Mittelgruppe und den musizierenden Engel-
chören; in den unteren Ecken knieen die Stifter.
Vom Meister des Marienlebens sind uns ver-
hältnismäßig viele Arbeiten erhalten. Nur noch
einige der besten unter ihnen können wir hier
vorführen. Zunächst der schöne Kruzifixus
im Kölner Museum (Abb. 65). Ganz neu ist
diese Auffassuug. Das Kreuz ist nicht auf einem
Berge aufgerichtet, sondern wie von ungefähr an
einem Wege, der durch eine anziehende Landschaft
zwischen Hügeln sich windend zur Stadt führt.
Es steht auch nicht in der Mitte der Tasel, sondern
etwas zur Seite und nach rechts gewendet, wo
Maria und Johannes klagend stehen. Am Fuße
des Kreuzes kniet prächtig gekleidet Maria Mag-
dalena. Es wird das Porträt der Stisterin
des Bildes sein, das wohl für die häusliche An-
dacht gemalt wurde. Bewundern wir schon in
diesem Bilde die vorzügliche Wiedergabe der in-
neren Ergriffenheit und seelischen Teilnahme
der heiligen Personen, so vielleicht noch mehr in
dem Bilde der Kreuzabnahme (Abb. 66),
einer denBeschauer sanft ziehenden Darstellung der
Totenklage. Am Fuße des Kreuzes sinkt Maria,