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Abb. 19 (Tcxt S. 14> Pl,ot. Alinari
Dom. Ghirlandajo, Bildnis dcs Franccsco Saffeiii, Frcsko in dcr Saffctii-Kapclle
die von Florentiner Bür-
gern belebt wird. Neben
Francesco Sassetti er-
scheint Lorenzo der Präch-
tige und,von ihrem Lehrer,
dem berühmten Humani-
sten Polizian geführt, kom-
men Lorenzos Kinder, um
den Vater zu begrüßen
(Abb. 14, 16 u. 17).
Für Darstellungen aus
der Geschichte des heiligen
Franz hatte Giotto in sei-
nen Fresken der Oberkirche
von S. Francesco in Assisi
und S. Croce in Ftorenz
eine Norm gegeben, die
bis an das Ende des
15. Jahrhunderts für die
Ftorentiner Maler Gültig-
keit behielt. Auch Ghirlan-
dajo hat es nicht ver-
schmaht, von Giottos Kom-
positionen zu lerneu uud
in der Auswahl der Dar-
stellungen auf ihn zu-
rückzugreifen. Obgleich
mehr als 160 Jahre zwi-
schen beiden Künstlern lie-
gen, kommen wir doch bei
einem Vergleiche ihrer
Leistungen zu dem Resul-
tat, daß auch ein Ghir-
landajo es nicht vermag,
diese Stoffe lebensvoller
und naturwahrer zu behan-
deln, als es Giotto gelun-
gen ist. Nicht weniger als
vier von Ghirlandajos
Darstellungen aus dem Le-
ben des seraphischen Hei-
ligen lassen sich auf Giottos
Fresken in S. Croce zu-
rückführen: Die Lossagung des heiligen Franz
von seinem Vater, die Bestätigung des Franzis-
kanerordens durch Papst Honorius III. (Abb. 14),
die Feuerprobe vor dem Sultan (Abb. 12) und
die Totenfeier des Heiligen. Die Stigmatisation
des heiligen Franz auf dem Monte Alverno bekun-
det ebenfalls einen indirekten Einfluß Giottos, und
nur die Auferweckung eines Kindes aus der Fa-
milie der Spini (Abb. 13) über dem Altar der
Kapelle zeugt von selbständiger Erfindung, wenn
wir nicht etwa annehmen wollen, daß ein Fresko
Giottos in der Unterkirche von S. Francesco in
Assisi Ghirlandajo bekannt geworden ist. Jn der
Bestätigung des Franziskanerordens geht unser
Meister gleichfalls über sein Vorbild Giotto hinaus,
indem er die Szene zu dem glanzvolleu Bilde eines
päpstlichen Konzils auf Piazza della Signoria um-
formt. Jn freier Anlehnung an ein Fresko Giottos
in S. Croce hat Ghirlandajo auch die Totenklage
um den hl. Franz (Abb. 15) geschildert. Mit
dem gleichen Ausdrucke tiefsten Schmerzes drängen
sich die Ordensbrüder schluchzend um die Leiche
ihres Stifters. Ein bebrillter Bischof liest die
Ausseguungsgebete und die unvermeidlichen Por-
trätgestalten von Mitgliedern der Familie Sassetti
stehen bescheiden zur Seite. Durch eine edle
Renaissaucearchitektur, die uns den Tempel in
die Erinnerung rust, in dem die hl. Fina in
S. Gimignano aufgebahrt liegt, wird das Gefüge
der Komposition fest zusammengehalten.
Das knieende Stifterehepaar zur Rechten und
zur Linken des Altars, unter deren Bildnissen
Ghirlandajo als den Tag der Einweihung der
Kapelle den 15. Dezember 1485 angegeben hat,
wirken wie Seitentafeln eines dreiteiligen Altar-
werkes, als dessen Mittelstück die von Ghirlandajo
gemalte Altartafel der Anbetung der Hirten diente,
die sich jetzt in der Florentiner Akademie be-
Abb. 19 (Tcxt S. 14> Pl,ot. Alinari
Dom. Ghirlandajo, Bildnis dcs Franccsco Saffeiii, Frcsko in dcr Saffctii-Kapclle
die von Florentiner Bür-
gern belebt wird. Neben
Francesco Sassetti er-
scheint Lorenzo der Präch-
tige und,von ihrem Lehrer,
dem berühmten Humani-
sten Polizian geführt, kom-
men Lorenzos Kinder, um
den Vater zu begrüßen
(Abb. 14, 16 u. 17).
Für Darstellungen aus
der Geschichte des heiligen
Franz hatte Giotto in sei-
nen Fresken der Oberkirche
von S. Francesco in Assisi
und S. Croce in Ftorenz
eine Norm gegeben, die
bis an das Ende des
15. Jahrhunderts für die
Ftorentiner Maler Gültig-
keit behielt. Auch Ghirlan-
dajo hat es nicht ver-
schmaht, von Giottos Kom-
positionen zu lerneu uud
in der Auswahl der Dar-
stellungen auf ihn zu-
rückzugreifen. Obgleich
mehr als 160 Jahre zwi-
schen beiden Künstlern lie-
gen, kommen wir doch bei
einem Vergleiche ihrer
Leistungen zu dem Resul-
tat, daß auch ein Ghir-
landajo es nicht vermag,
diese Stoffe lebensvoller
und naturwahrer zu behan-
deln, als es Giotto gelun-
gen ist. Nicht weniger als
vier von Ghirlandajos
Darstellungen aus dem Le-
ben des seraphischen Hei-
ligen lassen sich auf Giottos
Fresken in S. Croce zu-
rückführen: Die Lossagung des heiligen Franz
von seinem Vater, die Bestätigung des Franzis-
kanerordens durch Papst Honorius III. (Abb. 14),
die Feuerprobe vor dem Sultan (Abb. 12) und
die Totenfeier des Heiligen. Die Stigmatisation
des heiligen Franz auf dem Monte Alverno bekun-
det ebenfalls einen indirekten Einfluß Giottos, und
nur die Auferweckung eines Kindes aus der Fa-
milie der Spini (Abb. 13) über dem Altar der
Kapelle zeugt von selbständiger Erfindung, wenn
wir nicht etwa annehmen wollen, daß ein Fresko
Giottos in der Unterkirche von S. Francesco in
Assisi Ghirlandajo bekannt geworden ist. Jn der
Bestätigung des Franziskanerordens geht unser
Meister gleichfalls über sein Vorbild Giotto hinaus,
indem er die Szene zu dem glanzvolleu Bilde eines
päpstlichen Konzils auf Piazza della Signoria um-
formt. Jn freier Anlehnung an ein Fresko Giottos
in S. Croce hat Ghirlandajo auch die Totenklage
um den hl. Franz (Abb. 15) geschildert. Mit
dem gleichen Ausdrucke tiefsten Schmerzes drängen
sich die Ordensbrüder schluchzend um die Leiche
ihres Stifters. Ein bebrillter Bischof liest die
Ausseguungsgebete und die unvermeidlichen Por-
trätgestalten von Mitgliedern der Familie Sassetti
stehen bescheiden zur Seite. Durch eine edle
Renaissaucearchitektur, die uns den Tempel in
die Erinnerung rust, in dem die hl. Fina in
S. Gimignano aufgebahrt liegt, wird das Gefüge
der Komposition fest zusammengehalten.
Das knieende Stifterehepaar zur Rechten und
zur Linken des Altars, unter deren Bildnissen
Ghirlandajo als den Tag der Einweihung der
Kapelle den 15. Dezember 1485 angegeben hat,
wirken wie Seitentafeln eines dreiteiligen Altar-
werkes, als dessen Mittelstück die von Ghirlandajo
gemalte Altartafel der Anbetung der Hirten diente,
die sich jetzt in der Florentiner Akademie be-