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Die Kunst dem Volke <München> — 1914 (Nr. 17-20)

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Domenico Ghirlandajo
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https://doi.org/10.11588/diglit.21071#0099
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Abb. 23 (Tcxt S. 15>

Throncndc Modonna mit Hciligcn nnd Engcln, tn dcr Alndcmic zu Florcnz

Phot. Alinari

Sein Rundbild in den Uffizien, von 1487,
das die Anbetung der Könige darftellt, gibt in
lockerer Komposttion, wie Ghirlandajo sie von
seiner Tätigkeit als Freskenmaler her gewöhnt
war, gleichsam den Blick durch ein rundes Fenster
auf die heilige Szene (Abb. 24). Kein Versuch
ist gemacht, die Darstellung dcr Rundform anzu-
passen. Wo die Bildstäche aufhört, da wird rück-
sichtslos abgeschnitten, was stch der Randlinie
nicht anpaßt. Vor einer prunkvollen Renaissance-
loggia mit korinthischen Pilastern, in deren
einer Wölbung sich die von dem Texte der
Hl. Schrift bedingte ärmliche Hütte erhebt, hat
die Madonna mit dem Kinde auf dem Schoße
Platz genommen. Jhr anmutiges Gesicht zeigt
eine hohe, freie Stirn und einen feinen, fest-
geschlossenen Mund. Das Kind ist nackt bis
auf ein Lendentüchlein und segnet mit der Rechten
den alten König, der niedergekniet ist, um ihm den
Fuß zu küssen. Hinter dem älteren Genossen knietder
jüngste der Könige, dem ein Mohrenknabe die Krone

IXX

abnimmt, während rechts, aus dem Bilde heraus-
blickend, der dritte König sein Knie beugt. Links und
im Hintergrunde drängt sich, teils neugierig zu-
schauend, teils indifferent, das bunte, mehr alt-
römisch als orientalisch gekleidete Gefolge, rechts
knien die uns unbekannten Stifter. Die plastische
Durchbildung der Formen weist auf den Floren-
tiner Malerbildhauer Andrea del Verrocchio zu-
rück, und der Liebreiz einiger Köpfe deutet auf Leo-
nardo da Vinci. Jm Anschluß an Leonardos
Anbetung der Könige von 1478 nimmt wohl
nuch die heilige Familie die Mitte des Bildfeldes
ein, und nicht mehr, wie es bis dahin üblich war,
die rechte Seite der Tafel. Ganz im Geiste Ghir-
landajos ist diePracht des Beiwerkes, der Kostüme,
des Architektonischen, der Landschaft und die sorg-
faltige, naturwahre Ausführung.

Als ein Andachtsbild im wahrsten Sinne des
Wortes hat Ghirlandajo im Jahre 1488 sein
schönstes Altarwcrk, die Anbetung der Könige
für die Kirche des Florentiner Findelhauses, des

s
 
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