24
Abb. 30 (Text S. 20) Phot. Hansstacngl
Dom. Ghirlandajo, BildniL cincs junxcn Mädchcns, London, Naiional Gallcry
Seite Maria in der Glorie, mit Heiligen auf
den Flügelbildern, und auf der Rückseite die
Auferstehung Christi mit den Heiligen Antonius
und Vinzenz zeigte. Leider ist dieses Altarwerk
nicht in seiner ursprünglichen Aufstellung erhalten
geblieben. Als man im Jahre 1804 den Hoch-
altar beseitigte, wurden die Bilder verkauft.
Heute befinden sie sich teils in München (Abb. 27)
teils in Berlin (Abb. 32).
Auch an denFresken im Chor vonSantaMaria
Novella sind Schüler und Gehilfen beteiligt. Nicht
wenige, namentlich von den oberen Fresken,
mögen durch seinen Bruder David und seinen
Schwager Mainardi ausgeführt worden sein, die
ihm auch sonst treue Helfer bei dem großen Werke
waren.
Leider hat die Zeit dem Haupt-
werkeGhirlandajosübelmitgespielt.
Feuchtigkeit und Staub haben vor
allem an den oberen Teilen der
Wände eine nur mit großer Mühe
zu beseitigende Schmutzpatina er-
zeugt. Diese Staub- und Schmutz-
schicht mehrerer Jahrhunderte ist
vor einigen Jahren beseitigt wor-
den, aber, wenn auch in weit ge-
ringerem Maße, wiedergekehrt. Um
so wertvoller sind daher die un-
mittelbar nach der letzten Wieder-
herstellung gefertigten Aufnahmen,
die wir hier in Abbildungen vor-
legen.
Von der Sorgfalt der Arbeit
und dem Reichtum an schmückendem
Beiwerk und Gold, der die unteren
Wandbilder auszeichnet, stnd die
Fresken in den oberen Regionen
weit entfernt. Auch in der mitt-
leren Reihe läßt nur die Kompo-
sition und die großzügige Zeich-
nung darauf schließen, daß derMei-
ster selbst an der Ausführung be-
teiligt war. Ebenso hat Ghirlan-
dajo sich bei den jetzt infolge schwe-
rer Beschädigung durch Feuchtigkeit
und infolge ungeschickter Ausbesse-
rung nur noch schwer zu genießen-
den Fresken an der Fensterwand
auf den Entwurf beschränkt, mit
alleiniger Ausnahme des Stifter-
bildnisses, das er unendlich sorgsam
und liebevoll bis ins einzelne eigen-
händig ausgeführt hat (Abb. 33).
Auch dieses herrliche Nceisterwerk
Florentiner Bildniskunst hat man-
cherleiUnbilden erlitten. DieFlucht
des kleinen Johannes in die Wüste
(Abb. 34) und die Ermordung des
heiligen Petrus Marthr (Abb. 35)
auf dem schmalen Wandstreifen über
den Stifterbildnissen, hart und
trocken ausgeführte Arbeiten von
Gehilfen nach dem Entwurf des Meisters, sind
schlecht erhalten und später mehrfach übermalt
worden. Jn entzückender Farbenfrische aber strah-
len nach der Erneuerung die unteren Fresken
mit den allen Besnchern von Florenz bekannten
Darstellungen der Heimsuchung, der Verkündigung
und Geburt des Johannes, der Vertreibung
Joachims, der Geburt und des Tempelganges
Mariens. Auf dem Fresko des Tempelganges Ma-
riä blicken wir durch eine prachtvolle antikisie-
rende Säulen- und Pilasterarchitektur auf einen
Platz des alten Florenz (Abb.41). Das in über-
reicher Fülle ausgestreute goldene Schmuckwcrk
und der sonstige Zierat vermögen aber nicht
über die Äußerlichkeit der Auffassung hinwegzu-
täuschen.
Abb. 30 (Text S. 20) Phot. Hansstacngl
Dom. Ghirlandajo, BildniL cincs junxcn Mädchcns, London, Naiional Gallcry
Seite Maria in der Glorie, mit Heiligen auf
den Flügelbildern, und auf der Rückseite die
Auferstehung Christi mit den Heiligen Antonius
und Vinzenz zeigte. Leider ist dieses Altarwerk
nicht in seiner ursprünglichen Aufstellung erhalten
geblieben. Als man im Jahre 1804 den Hoch-
altar beseitigte, wurden die Bilder verkauft.
Heute befinden sie sich teils in München (Abb. 27)
teils in Berlin (Abb. 32).
Auch an denFresken im Chor vonSantaMaria
Novella sind Schüler und Gehilfen beteiligt. Nicht
wenige, namentlich von den oberen Fresken,
mögen durch seinen Bruder David und seinen
Schwager Mainardi ausgeführt worden sein, die
ihm auch sonst treue Helfer bei dem großen Werke
waren.
Leider hat die Zeit dem Haupt-
werkeGhirlandajosübelmitgespielt.
Feuchtigkeit und Staub haben vor
allem an den oberen Teilen der
Wände eine nur mit großer Mühe
zu beseitigende Schmutzpatina er-
zeugt. Diese Staub- und Schmutz-
schicht mehrerer Jahrhunderte ist
vor einigen Jahren beseitigt wor-
den, aber, wenn auch in weit ge-
ringerem Maße, wiedergekehrt. Um
so wertvoller sind daher die un-
mittelbar nach der letzten Wieder-
herstellung gefertigten Aufnahmen,
die wir hier in Abbildungen vor-
legen.
Von der Sorgfalt der Arbeit
und dem Reichtum an schmückendem
Beiwerk und Gold, der die unteren
Wandbilder auszeichnet, stnd die
Fresken in den oberen Regionen
weit entfernt. Auch in der mitt-
leren Reihe läßt nur die Kompo-
sition und die großzügige Zeich-
nung darauf schließen, daß derMei-
ster selbst an der Ausführung be-
teiligt war. Ebenso hat Ghirlan-
dajo sich bei den jetzt infolge schwe-
rer Beschädigung durch Feuchtigkeit
und infolge ungeschickter Ausbesse-
rung nur noch schwer zu genießen-
den Fresken an der Fensterwand
auf den Entwurf beschränkt, mit
alleiniger Ausnahme des Stifter-
bildnisses, das er unendlich sorgsam
und liebevoll bis ins einzelne eigen-
händig ausgeführt hat (Abb. 33).
Auch dieses herrliche Nceisterwerk
Florentiner Bildniskunst hat man-
cherleiUnbilden erlitten. DieFlucht
des kleinen Johannes in die Wüste
(Abb. 34) und die Ermordung des
heiligen Petrus Marthr (Abb. 35)
auf dem schmalen Wandstreifen über
den Stifterbildnissen, hart und
trocken ausgeführte Arbeiten von
Gehilfen nach dem Entwurf des Meisters, sind
schlecht erhalten und später mehrfach übermalt
worden. Jn entzückender Farbenfrische aber strah-
len nach der Erneuerung die unteren Fresken
mit den allen Besnchern von Florenz bekannten
Darstellungen der Heimsuchung, der Verkündigung
und Geburt des Johannes, der Vertreibung
Joachims, der Geburt und des Tempelganges
Mariens. Auf dem Fresko des Tempelganges Ma-
riä blicken wir durch eine prachtvolle antikisie-
rende Säulen- und Pilasterarchitektur auf einen
Platz des alten Florenz (Abb.41). Das in über-
reicher Fülle ausgestreute goldene Schmuckwcrk
und der sonstige Zierat vermögen aber nicht
über die Äußerlichkeit der Auffassung hinwegzu-
täuschen.