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König Max I. hatte seit seinem Wiener Auf-
enthalte Horschelts Persönlichkeit und Leistungen
im Auge behalten und den Entschluß gefaßt, ihn
für München zu gewinnen. Dieser war schon ge-
sichert vor dem Niedergang des Kinderballetts.
Auch von Verpflanzung des spektakelhasten Pomps
war kein Gedanke. Nur die Pflege kleiner Diver-
tissements und der Pantomime war in Aussicht
genommen, dagegen galt als Hauptaufgabe die
völlige Umbildung der Tanzschule. Fröhlich griff
Horschelt zu: er kaufte ein Gartenhäuschen, hielt
Pferd und Wagen, lebte als kleiner Grandseigneur
und sonnte sich in der Gunst seines hohen Mäzen
und täglichen Billard-Partners. Auch der Herzog
vonLeuchtenberg erwiesihm alle.Huld, dieHorschelt
als Tanzlehrer aller Mitglieder des Kgl. Hauses
reichlich genoß. Arbeit gab es in Fülle. Die
glänzenden Jnventionen lohnte der mit Beifall
nie kargende Herrscher. Der Brand des Theaters
und der Tod des Monarchen brachten erst keinen
Abbruch, aber doch Einschränkungen zur Abmin-
derung der großen Theaterschulden, welche 1829
zu seiner Pension führten. Horschelt hatte die
Abb. 14 (Text S. 20)
Aus eincm
durch ihre anmutige Schönheit und kollegiale
Tätigkeit vielgepriesene Barbara Eckner ge-
heiratet, welche jedoch schon 1830 von der Bühne
zurücktrat. Drei prächtige Söhne entstammten
dem glücklichen Bunde. Einladungen ergingen
zu Gastrollen nach Stuttgart und Mailand, welche
das seltene Paar mit Ehren, Auszeichnungen und
klingenden Erfolgen überschütteten. Dann spann
er sich ein in seines Hauses vergnüglichen Frie-
den, unterbrochen nur durch eine heitere Reise
mit dem von Stuttgart her befreundeten Wolf-
gang Menzel nach Oberitalien und Rom, welche
fich mit Rittmeister Beckh, Richard Crailsheim
und Froiteville zu einem Abstecher nach Sizilien
und Malta erweiterte. Jm Herbst 1837 wurde
er wieder mit der Ballettdirektion betraut und erst
im Oktober 1848 unter allerhöchster Anerkennung
in den verdienten Ruhestand versetzt. Papa Hor-
schelt erlebte noch alle Erfolge seines Sohnes.
-i- rft
-i-
Von den drei prächtigen Söhnen erfüllten die
beiden ersten Fritz (geb. 1824) und Theodor
Abb. 15 (Text S. 20)
an die Mutter
König Max I. hatte seit seinem Wiener Auf-
enthalte Horschelts Persönlichkeit und Leistungen
im Auge behalten und den Entschluß gefaßt, ihn
für München zu gewinnen. Dieser war schon ge-
sichert vor dem Niedergang des Kinderballetts.
Auch von Verpflanzung des spektakelhasten Pomps
war kein Gedanke. Nur die Pflege kleiner Diver-
tissements und der Pantomime war in Aussicht
genommen, dagegen galt als Hauptaufgabe die
völlige Umbildung der Tanzschule. Fröhlich griff
Horschelt zu: er kaufte ein Gartenhäuschen, hielt
Pferd und Wagen, lebte als kleiner Grandseigneur
und sonnte sich in der Gunst seines hohen Mäzen
und täglichen Billard-Partners. Auch der Herzog
vonLeuchtenberg erwiesihm alle.Huld, dieHorschelt
als Tanzlehrer aller Mitglieder des Kgl. Hauses
reichlich genoß. Arbeit gab es in Fülle. Die
glänzenden Jnventionen lohnte der mit Beifall
nie kargende Herrscher. Der Brand des Theaters
und der Tod des Monarchen brachten erst keinen
Abbruch, aber doch Einschränkungen zur Abmin-
derung der großen Theaterschulden, welche 1829
zu seiner Pension führten. Horschelt hatte die
Abb. 14 (Text S. 20)
Aus eincm
durch ihre anmutige Schönheit und kollegiale
Tätigkeit vielgepriesene Barbara Eckner ge-
heiratet, welche jedoch schon 1830 von der Bühne
zurücktrat. Drei prächtige Söhne entstammten
dem glücklichen Bunde. Einladungen ergingen
zu Gastrollen nach Stuttgart und Mailand, welche
das seltene Paar mit Ehren, Auszeichnungen und
klingenden Erfolgen überschütteten. Dann spann
er sich ein in seines Hauses vergnüglichen Frie-
den, unterbrochen nur durch eine heitere Reise
mit dem von Stuttgart her befreundeten Wolf-
gang Menzel nach Oberitalien und Rom, welche
fich mit Rittmeister Beckh, Richard Crailsheim
und Froiteville zu einem Abstecher nach Sizilien
und Malta erweiterte. Jm Herbst 1837 wurde
er wieder mit der Ballettdirektion betraut und erst
im Oktober 1848 unter allerhöchster Anerkennung
in den verdienten Ruhestand versetzt. Papa Hor-
schelt erlebte noch alle Erfolge seines Sohnes.
-i- rft
-i-
Von den drei prächtigen Söhnen erfüllten die
beiden ersten Fritz (geb. 1824) und Theodor
Abb. 15 (Text S. 20)
an die Mutter