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Abb. 1k <Tcxt S. 1«) Lcsghische Tänzcrin
(geb. 16. März 1829) anfänglich nicht die väter-
liche Erwartung: sie waren entschieden mehr für
Stift und Palette veranlagt, als auf Terpsichores
Kunst, welcher der dritte, August (geb. 1830),
entschieden zustrebte. Da vielfach eingeholter Rat
zustimmte, wurden die beiden ersten auch in die
entsprechende Bahn geleitet und für Fritz der
hervorragende Historienmaler Michael Echter zum
Lehrer angenommen. Der jüngere Thedy (wie
Theodor im Hausgebrauche lautete) überraschte
durch behende Auffafsung und versprach damals
schon nach Echters Ermessen, eminentes Farben-
talent, hochfliegenden Ehrgeiz und ein scharf be-
obachtendes Auge. Jhm eignete auch eine Fülle
von Geist, Witz und Frohsinnigkeit. Eines Tages
findet z. B. die in ihre „gute Stube" eintretende
Mutter einen schönen Plüschestuhl von ungehöri-
gen Kuchensplittern beschmutzt. Auf die unwill-
kürlich laute Frage nach dem Täter, antwortete
vom Ofen her ein helles Stimmchen: „Jch, liebe
Mama; habe mich aber auch schon zur Strafe
in den Winkel gestellt!" Allerlei kleine, während
der ländlichen Sommerfrische aus der Nachbar-
schaft einlaufende Klagen werden niemals abge-
leugnet, aber zuvor schon für abgebüßt und selbst-
bestraft reuig erklärt. Ein für den frühreifen
Scholaren erwirkter Besuch der Akademie bringt
wenig Ausbeute, dagegen frische Frucht der Aufent-
halt in Albrecht Adams Atelier und der anre-
gende Wetteifer mit dessen Söhnen Benno,
Eugen und dem feuergeistigen Franz. Jäger,
Wild- und Scharfschützen, flüchtige Rehe und
Gemsen liefert die jeweilige Vakanz. Die Re-
sultate wagen sich sogar in den Kunstverein und
finden ersreuliche Aufnahme. Darunter ein „Er-
schossener Jägcr". Auch später noch galt ihm
eine Kletterpartie in den Felsbergen als ein
wahres Lebenselixier, wobei der treue Förster
Heinrich Sollacher zu Staudach (ch 8. Mai 1874),
das Prototyp eines bajuvarischen Führers und
Waidmanns, dem Maler das Geleite
gab. Manches wurde von Fr. Hohe
lithographiert oder in Holz geschnit-
ten, z. B. die Jllustrationen zu dem
Gemsenbüchlein („Oinninols Hrin-
tinA in tllo Norriitnins ok kZuvu-
rin", London 1853 u. 1860) seines
nachmaligen Schwiegervaters, des
liebenswürdigen Dichters, Jägers,
Touristen,CharlesBoner. Auch die
weltbekannten „Münchener Bilder-
bogen" illustrierten neben Kriegsbil-
dern (Abb. 17) allerlei Historien von
Wölfen und Bären. Als Ulrich
Halbreiter (1812—77) die Frucht
seiner Palästina-Fahrt, das große
„Rundgemälde von Jerusalem" zur
Ausführung brachte (1849), über-
trug er die köstlichen Staffagen an
den jugendlichen Karl Piloty, die
Eselreiter, Pferde und Kanrelkara-
wanen an Horschelt, während der
Landschafter August Löffler (1822-—66) hier Pal-
men und Pinien hinzauberte, bevor er die Wun-
der des Orient selbst erschaute. Jnsbesonderen
Reiz für Horschelt boten die Nachrichten von den
Kämpfen inr Kaukasus, sie reizten ihn zu imagi-
nären Szenen. Hier lag das Eldorado seiner
Jugend, von welchenr auch der nrittelhochdeutsche
Dichter Tannhäuser sang und träumte. Vielleicht
empfing Horschelt die erste Anregung dazu durch
das mit kolorierten Kupfern reich ausgestattete
Reisewerk desGrafen vonRechberg („O68p>6rrpt68
cto 1u 11rr88i6"), wozu in deffen auf der „Hunds-
kuchel" gelegenen Palais eine Malerkolonie tätig
war. Jn ähnlicher Weise malten auch Josef
Petzl, General Heideck und sogar Peter Heß in
Abb. 17 (Text obcn)
Tscherkessischc Fraucn eincn Engpatz vericidigend
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Abb. 1k <Tcxt S. 1«) Lcsghische Tänzcrin
(geb. 16. März 1829) anfänglich nicht die väter-
liche Erwartung: sie waren entschieden mehr für
Stift und Palette veranlagt, als auf Terpsichores
Kunst, welcher der dritte, August (geb. 1830),
entschieden zustrebte. Da vielfach eingeholter Rat
zustimmte, wurden die beiden ersten auch in die
entsprechende Bahn geleitet und für Fritz der
hervorragende Historienmaler Michael Echter zum
Lehrer angenommen. Der jüngere Thedy (wie
Theodor im Hausgebrauche lautete) überraschte
durch behende Auffafsung und versprach damals
schon nach Echters Ermessen, eminentes Farben-
talent, hochfliegenden Ehrgeiz und ein scharf be-
obachtendes Auge. Jhm eignete auch eine Fülle
von Geist, Witz und Frohsinnigkeit. Eines Tages
findet z. B. die in ihre „gute Stube" eintretende
Mutter einen schönen Plüschestuhl von ungehöri-
gen Kuchensplittern beschmutzt. Auf die unwill-
kürlich laute Frage nach dem Täter, antwortete
vom Ofen her ein helles Stimmchen: „Jch, liebe
Mama; habe mich aber auch schon zur Strafe
in den Winkel gestellt!" Allerlei kleine, während
der ländlichen Sommerfrische aus der Nachbar-
schaft einlaufende Klagen werden niemals abge-
leugnet, aber zuvor schon für abgebüßt und selbst-
bestraft reuig erklärt. Ein für den frühreifen
Scholaren erwirkter Besuch der Akademie bringt
wenig Ausbeute, dagegen frische Frucht der Aufent-
halt in Albrecht Adams Atelier und der anre-
gende Wetteifer mit dessen Söhnen Benno,
Eugen und dem feuergeistigen Franz. Jäger,
Wild- und Scharfschützen, flüchtige Rehe und
Gemsen liefert die jeweilige Vakanz. Die Re-
sultate wagen sich sogar in den Kunstverein und
finden ersreuliche Aufnahme. Darunter ein „Er-
schossener Jägcr". Auch später noch galt ihm
eine Kletterpartie in den Felsbergen als ein
wahres Lebenselixier, wobei der treue Förster
Heinrich Sollacher zu Staudach (ch 8. Mai 1874),
das Prototyp eines bajuvarischen Führers und
Waidmanns, dem Maler das Geleite
gab. Manches wurde von Fr. Hohe
lithographiert oder in Holz geschnit-
ten, z. B. die Jllustrationen zu dem
Gemsenbüchlein („Oinninols Hrin-
tinA in tllo Norriitnins ok kZuvu-
rin", London 1853 u. 1860) seines
nachmaligen Schwiegervaters, des
liebenswürdigen Dichters, Jägers,
Touristen,CharlesBoner. Auch die
weltbekannten „Münchener Bilder-
bogen" illustrierten neben Kriegsbil-
dern (Abb. 17) allerlei Historien von
Wölfen und Bären. Als Ulrich
Halbreiter (1812—77) die Frucht
seiner Palästina-Fahrt, das große
„Rundgemälde von Jerusalem" zur
Ausführung brachte (1849), über-
trug er die köstlichen Staffagen an
den jugendlichen Karl Piloty, die
Eselreiter, Pferde und Kanrelkara-
wanen an Horschelt, während der
Landschafter August Löffler (1822-—66) hier Pal-
men und Pinien hinzauberte, bevor er die Wun-
der des Orient selbst erschaute. Jnsbesonderen
Reiz für Horschelt boten die Nachrichten von den
Kämpfen inr Kaukasus, sie reizten ihn zu imagi-
nären Szenen. Hier lag das Eldorado seiner
Jugend, von welchenr auch der nrittelhochdeutsche
Dichter Tannhäuser sang und träumte. Vielleicht
empfing Horschelt die erste Anregung dazu durch
das mit kolorierten Kupfern reich ausgestattete
Reisewerk desGrafen vonRechberg („O68p>6rrpt68
cto 1u 11rr88i6"), wozu in deffen auf der „Hunds-
kuchel" gelegenen Palais eine Malerkolonie tätig
war. Jn ähnlicher Weise malten auch Josef
Petzl, General Heideck und sogar Peter Heß in
Abb. 17 (Text obcn)
Tscherkessischc Fraucn eincn Engpatz vericidigend
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