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Abb, S3 Vorpostcn
in der weiten Fremde immerdar im Herzen trug,
Die größten Mühen und Beschwerden übergoldet
versöhnlich sein unverwüstlich blühender Humor!
Trotz des abscheulichen Winters folgte der
Maler schon im Januar 1860 einer neuen Ex-
pedition auf dem rechten Flügel. Es ging dem
Kuban entlang, durch öde Ebenen, über kahle
Bergrücken, Abermals wurden Aule zerstört,
Rinderherden ganz in der schon von Homer ge-
schilderten Weise geraubt (Abb. 52), Hinterhalte
gelegt,Walder ausgehauen,Wege gebaut, neueSta-
tionen und Festungen angelegt, Wieder ein an-
derer Menschenschlag: die Eingeborenen trugen
teilweise noch Helm und Schild, schossen mit Pfeil
und Bogen. Es war „ein schlechtes Vergnügen,
den Soldnten nachzulaufen (da die schneidende
Kälte das Reiten unmöglich machte), mit erstarr-
ten Fingern kaum ein paar Striche zeichnen zu
können", Der glühende Sommer brachte neue
Landplage mit furchtbar guä-
lenden Fliegenschwärmen,
Aus dieser Zeit stammen die
melancholischen Büffelwagen-
Szenen, ein unsäglich müh-
samer Flußübergang mit Ka-
nonen (Abb.46), oder dieRück-
kehr von Überfall und Beute-
zug (Abb.52). Zwischendurch
kam in den reichillustrierten Be-
richten an seinen Freund Ar-
thur von Ramberg (Abb. 56)
ein Anklang von Heimweh
und Sehnsucht nach eigenem
wohlgeordnetemHeim: „Emp-
findungen und Stimmungen,
die besonders erstarkten abends
wenn der Himmel sich rot
färbt und die Dämmerung
langsam herabstnkt. Dann
mnche ich mir Wunderträume
wie ein Kind und bilde mir
ein, gleich hinter diesen glühenden Wolkenstreifen
müßte mein Vaterland liegen und alles was ich je
begrüßt, geliebt und verloren. Dazu lagert der Stab,
dem ich zugeteilt bin, sehr schön auf einer Anhöhe
unter mächtigen Eichen; mit dem aufsteigenden
Mond beginnen die Nachtigallen zu schlagen und
unsere gute Dragonermusik spielt gerade aus
meiner Lieblingsoper, der Mond scheint immer
heller, der glühende Streifen wird immer schwächer
und schwächer; bekäme ich in einem solchen Augen-
blick einen Brief von dir, worin du sagtest:
„Komm, wir wollen zusammenleben und arbeiten
wie früher, wir wollen ins Gebirge gehen, nach
Audorf und bei dem Kreuze ausruhen, wo wir
einst so entzückt geweilt," — wahrhaftig, ich wäre
imstande, augenblicklich abzureisen. Bricht hin-
gegen der Tag an, und wir ziehen aus mit
Kanonen und Reitern und den langgestreckten
Jnfanteriemassen über das nasse Gras, durch
Phot Hansstacngl
Abb, 34
Ein Schisf ziehendc Pscrdc
Abb, S3 Vorpostcn
in der weiten Fremde immerdar im Herzen trug,
Die größten Mühen und Beschwerden übergoldet
versöhnlich sein unverwüstlich blühender Humor!
Trotz des abscheulichen Winters folgte der
Maler schon im Januar 1860 einer neuen Ex-
pedition auf dem rechten Flügel. Es ging dem
Kuban entlang, durch öde Ebenen, über kahle
Bergrücken, Abermals wurden Aule zerstört,
Rinderherden ganz in der schon von Homer ge-
schilderten Weise geraubt (Abb. 52), Hinterhalte
gelegt,Walder ausgehauen,Wege gebaut, neueSta-
tionen und Festungen angelegt, Wieder ein an-
derer Menschenschlag: die Eingeborenen trugen
teilweise noch Helm und Schild, schossen mit Pfeil
und Bogen. Es war „ein schlechtes Vergnügen,
den Soldnten nachzulaufen (da die schneidende
Kälte das Reiten unmöglich machte), mit erstarr-
ten Fingern kaum ein paar Striche zeichnen zu
können", Der glühende Sommer brachte neue
Landplage mit furchtbar guä-
lenden Fliegenschwärmen,
Aus dieser Zeit stammen die
melancholischen Büffelwagen-
Szenen, ein unsäglich müh-
samer Flußübergang mit Ka-
nonen (Abb.46), oder dieRück-
kehr von Überfall und Beute-
zug (Abb.52). Zwischendurch
kam in den reichillustrierten Be-
richten an seinen Freund Ar-
thur von Ramberg (Abb. 56)
ein Anklang von Heimweh
und Sehnsucht nach eigenem
wohlgeordnetemHeim: „Emp-
findungen und Stimmungen,
die besonders erstarkten abends
wenn der Himmel sich rot
färbt und die Dämmerung
langsam herabstnkt. Dann
mnche ich mir Wunderträume
wie ein Kind und bilde mir
ein, gleich hinter diesen glühenden Wolkenstreifen
müßte mein Vaterland liegen und alles was ich je
begrüßt, geliebt und verloren. Dazu lagert der Stab,
dem ich zugeteilt bin, sehr schön auf einer Anhöhe
unter mächtigen Eichen; mit dem aufsteigenden
Mond beginnen die Nachtigallen zu schlagen und
unsere gute Dragonermusik spielt gerade aus
meiner Lieblingsoper, der Mond scheint immer
heller, der glühende Streifen wird immer schwächer
und schwächer; bekäme ich in einem solchen Augen-
blick einen Brief von dir, worin du sagtest:
„Komm, wir wollen zusammenleben und arbeiten
wie früher, wir wollen ins Gebirge gehen, nach
Audorf und bei dem Kreuze ausruhen, wo wir
einst so entzückt geweilt," — wahrhaftig, ich wäre
imstande, augenblicklich abzureisen. Bricht hin-
gegen der Tag an, und wir ziehen aus mit
Kanonen und Reitern und den langgestreckten
Jnfanteriemassen über das nasse Gras, durch
Phot Hansstacngl
Abb, 34
Ein Schisf ziehendc Pscrdc