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Die Kunst dem Volke <München> — 1914 (Nr. 17-20)

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Theodor Horschelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.21071#0145
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Auf dem Marsch

begünstigt, den heiligen Ararat zwei
Tage lang vollkommen wolkenfrei zu
sehen. Zum Zeichnen blieb, da wir
wieder so pressiert waren, leider keine
Zeit. Doch zu einer Antilopen- und
Eberjagd!" Endlich dachte Horschelt
ernstlich an die Heimkehr, brach im
Januar 1863 seine Zelte ab und
jagte in acht und einem halben Tage
nach Petersburg, um sich und seiu
Bild dem Kaiser vorzustellen. Er
wurde „mit den höchsten Ehren über-
schüttet und allergnädigst ausgezeich-
net", aber eiue neue Einladung des
Großfürsten Michael, mit ihm nach
dem Kaukasus zurückzukehren, lehnte
er dankend ab.

Von einer heiteren Audienz bei
der Großfürstiu Nikolajewna berichtet

vierzehn Tage lang ununterbrochen auf der gauzen
Flanke herum, in alle Lager und Festungeu,
überall unter Paraden,Musik,Frühstücken, Diners,
Transparenten,Kavalkaden, Staub, Hitzeund Hur-
rah", schließlich wurde er auch der Kaiserin vor-
gestellt, erhielt einen schönen Brillantring und
neue Aufträge und eilte dann nach Tiflis zurück,
um daselbst Kaiser und Generalität in einer
großen Revue zu malen. Zur Abwechslung gab
es im Februar 1862hocharistokratische Dilettauten-
theater u. dgl., in welchen Horschelt, wie er mit iro-
nischer Selbstgefälligkeit rühmte, „einen russischen
Bedienten mit fabelhaftem Glücke darstellte, ohne
den geringsten Sprachfehler, ohne auch nur ahnen
zu können, daß Russisch nicht meine Muttersprache
sei. Freilich muß ich hinzusetzen, daß ich kein
Wort zu sprechen hatte. Jm zweiten Stück werde
ich einen deutschen Bäckermeister machen, der
sehr schlecht russisch spricht; auch diesen gedenke
ich glanzvoll durchzuführen." Als dann im Sep-
tember desselben Jahres Prinz Albert von
Preußen nach Tiflis kam, erhielt Horschelt die
Einladung, denselben nach Eriwan und Baku
zu begleiten: „Es ging wie im Fluge; da große
Herren immer sehr pressiert sind, so reisten wir
nur von einer Sehenswürdigkeit zur andern, be-
sichtigten die elvigen Feuer in Baku und kut-
schierten nach anderthalb Tagen wieder winkend
zum Tore hinaus nach Eriwan, einer der inter-
essantesten Städte, die man sehen kann. Und
dazu hatten wir das Glück, vom schönsten Wetter

Abb. 38 (Tcxt S. 20)

Lesghier auf Wachtposten
 
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