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zeichnete in den Trancheen wie eingekapselt in Erd-
höhlen kauernde Krieger (Abb. 60 u. 62), bestieg die
Lünetten, stand irn zischenden Chassepotfeuer,
sah die großen Bogenflüge der Bomben, machte
etlichen Granaten und Schrapnells die übliche
respektvolle Verbeugung und gewann durch seine
Schlachtenkühle die kameradschaftliche Freund-
schaft aller Offiziere. Das Bewußtsein der stünd-
lichen Gefahr erzeugte zugleich ein Gefühl dcr
Sicherheit, welches auch dem Humor einigen Spielraum
gewährte. So errichteten die tapferen Leutchen cin „Onks
8nri8son.6i", darinnen ein Bildnis des königlichen Kriegs-
herrn und eine derbe, durch aufgezwirnten Spitzbart
unverkennbare Napoleon-Nase, unter Angabe der Luft-
linie nach Straßburg; auch war ein Etagore-Gärtlein
angelegt mit aufgelesenen Bombenstücken und Schrapnells:
Echter Pulverwitz nach bravem Soldatenbrauch! Mit
anderen hohen Kriegsgenossen, wie Fürst Hohenlohe,
Graf Henkel, besuchte er Schiltigheim, wo täglich mehrere
Einwohner durch Straßburger Kugeln getötet, Häuser
durchsiebt wurden und doch die Kinder noch auf den
Straßen spielten; von einer hochgelegenen Trümmerstätte
ergab sich ein weiter Ausblick über Straßburg, wo es
lichterloh brannte. Dann durchschritten sie wieder end-
lose Parallelen. Abends wurde aus allen Batterien das
Feuer furchtbar, welches der Feind erwiderte, oder bei
der Glacis-Krönung ein mächtiges Chasfepotfeuer unter-
hielt. Jn Straßburg brannte es an drei Stellen. „Es
wäre wunderschön gewesen, wenn man sich nicht gleich-
zeitig die Angst, Not und Verwirrnng dcr Bewohner
hätte vorstellen müssen." Vielfach sprach man von der
Bravour, womit General von Werder, auf dessen Kopf
anderthalb Millionen Franken ausgesetzt waren, sich über-
all exponierte. Auch heitere Anekdoten wurden erzählt,
z. B. wie derselbe bei den nächtlichen Arbeiten die größte
Stille empfohlen, aber
den leise flüsternden
Soldaten dann im
höchsten Zorne aus
Leibeskräften zuschrei-
end, Schweigen ge-
boten habe, u. dgl.
Ein andermal fuhr
Horschelt mit Oberst
Lescinski nach Rupp-
rechtsau, wo Pioniere
eine Faßbrücke über
einen großen Wasser-
graben schlugen oder
einen Übergang unter
General von Mertens
Leitung bewerkstellig-
ten(Abb.59,61u.63):
„Die Gräben der Gla-
ciskrönung wimmelten
von Soldaten, alles
war in Aufregung,
schaufelten auf der
Bresche denWeg gang-
bar. Ober ihnen am
Rande kauerten die
Schützen und unter-
hielten ein lebhaftes Feuer auf den Feind, der
einen Chassepothagel herübersandte, aber bei den
guten Vorkehrungen wenig ausrichten konnte. Von
dem schmalen gedeckten Wege aus hatten die
Pioniere angefangen, Erde in das Wasser zu
werfen; jedem Schuhbreit gewonnenen Bodens
wurde sogleich eine aus Sandsäcken aufgetürmte
Mauer angefügt, hinter dieser geschützt, warfen
Abb. 45 (Tcxt S. 19)
Begrutzung dcs Fiirstcn Bariatinsky nach der Erflürmung von Gunib
zeichnete in den Trancheen wie eingekapselt in Erd-
höhlen kauernde Krieger (Abb. 60 u. 62), bestieg die
Lünetten, stand irn zischenden Chassepotfeuer,
sah die großen Bogenflüge der Bomben, machte
etlichen Granaten und Schrapnells die übliche
respektvolle Verbeugung und gewann durch seine
Schlachtenkühle die kameradschaftliche Freund-
schaft aller Offiziere. Das Bewußtsein der stünd-
lichen Gefahr erzeugte zugleich ein Gefühl dcr
Sicherheit, welches auch dem Humor einigen Spielraum
gewährte. So errichteten die tapferen Leutchen cin „Onks
8nri8son.6i", darinnen ein Bildnis des königlichen Kriegs-
herrn und eine derbe, durch aufgezwirnten Spitzbart
unverkennbare Napoleon-Nase, unter Angabe der Luft-
linie nach Straßburg; auch war ein Etagore-Gärtlein
angelegt mit aufgelesenen Bombenstücken und Schrapnells:
Echter Pulverwitz nach bravem Soldatenbrauch! Mit
anderen hohen Kriegsgenossen, wie Fürst Hohenlohe,
Graf Henkel, besuchte er Schiltigheim, wo täglich mehrere
Einwohner durch Straßburger Kugeln getötet, Häuser
durchsiebt wurden und doch die Kinder noch auf den
Straßen spielten; von einer hochgelegenen Trümmerstätte
ergab sich ein weiter Ausblick über Straßburg, wo es
lichterloh brannte. Dann durchschritten sie wieder end-
lose Parallelen. Abends wurde aus allen Batterien das
Feuer furchtbar, welches der Feind erwiderte, oder bei
der Glacis-Krönung ein mächtiges Chasfepotfeuer unter-
hielt. Jn Straßburg brannte es an drei Stellen. „Es
wäre wunderschön gewesen, wenn man sich nicht gleich-
zeitig die Angst, Not und Verwirrnng dcr Bewohner
hätte vorstellen müssen." Vielfach sprach man von der
Bravour, womit General von Werder, auf dessen Kopf
anderthalb Millionen Franken ausgesetzt waren, sich über-
all exponierte. Auch heitere Anekdoten wurden erzählt,
z. B. wie derselbe bei den nächtlichen Arbeiten die größte
Stille empfohlen, aber
den leise flüsternden
Soldaten dann im
höchsten Zorne aus
Leibeskräften zuschrei-
end, Schweigen ge-
boten habe, u. dgl.
Ein andermal fuhr
Horschelt mit Oberst
Lescinski nach Rupp-
rechtsau, wo Pioniere
eine Faßbrücke über
einen großen Wasser-
graben schlugen oder
einen Übergang unter
General von Mertens
Leitung bewerkstellig-
ten(Abb.59,61u.63):
„Die Gräben der Gla-
ciskrönung wimmelten
von Soldaten, alles
war in Aufregung,
schaufelten auf der
Bresche denWeg gang-
bar. Ober ihnen am
Rande kauerten die
Schützen und unter-
hielten ein lebhaftes Feuer auf den Feind, der
einen Chassepothagel herübersandte, aber bei den
guten Vorkehrungen wenig ausrichten konnte. Von
dem schmalen gedeckten Wege aus hatten die
Pioniere angefangen, Erde in das Wasser zu
werfen; jedem Schuhbreit gewonnenen Bodens
wurde sogleich eine aus Sandsäcken aufgetürmte
Mauer angefügt, hinter dieser geschützt, warfen
Abb. 45 (Tcxt S. 19)
Begrutzung dcs Fiirstcn Bariatinsky nach der Erflürmung von Gunib