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Abb. 51 (Text S. 20)
Schwierigcr Artillcricmarsch
die Kapitulation verkündete. Trotz einer Ein-
ladung, nach Paris zu kommen, was er dankend
ablehnte, eilte er nach München zurück, um für
Kaiser Alexander die Ausbeute seiner dreimouat-
lichen Eindrücke in vier Aquarellen niederzulegen.
Dieabendliche „Szeue aus der Lünette 53" (Abb.62)
wiederholte er noch kurz vor seinem Ableben als
Liebesgabe für die deutsche Jnvalidenstiftung.
— Horschelts Witwe kaufte pietätsvoll das letzte
Werk ihres Gatten um den Preis von 2000
Gulden vor der Verlosung zurück! — Dann beschäftigte
ihn noch eiu großes Bild mit einem Vorwurf aus
dem Kaukasus, wie „Nach der Plünderung eines Auls"
die Weiber ihre gefangeneu und gefallenen Männer bekla-
gen (Abb. 47) — darauf auch jener Kopf einer hinaus-
schreienden Frau, wovou schon an obiger Stelle die Rede
war. Der Maler rückte aber gegen seine sonstige Ge-
pflogenheit nur langsam mit der Aufzeichnung vor-
wärts, auch das Haupt wurde an der ausgewaschenen
Stelle nimmer ergänzt, so daß im Original die Stelle
leer blieb- Das Ganze ein Beweis von der gewissen-
hafteu Sorgfalt seines Arbeitens, aber auch von der
Großartigkeit seiner Schöpfung: der Ausdruck des Jam-
mers in diesen ganz michelangelesken Gestalten, mit
den scheu Zuschauenden Kindern, wogegen die Teil-
nahmslosigkeit der auf- und abwandelnden Wachposten
in ganz dramatisch wirkendem, wohlabgewogenem Ge-
gensatze steht!
Auch zeichnete er zur Feier des sieg-
reichen Truppeneinzuges in Müncheu die
uach der Ludwigsstraße verlegte Haupt-
szene als Jllustratiou für die „Fliegen-
den Blätter" (Abb.64)^). Als dasselbe
am 22. April 1871 erschien, war der Künst-
ler schon ein stiller Mann! Eines Abends
kam er kleinlaut aus dem Atelier, kla-
gend, daß „iu seinem Halse etwas nicht
in der Ordnuug sei" und ihn stechende
Schweratmigkeit besallen habe. Er hatte
die Krankheit (Diphtherie) unbemerkt
von seinem fünfjährigen Söhnchen Fred
ererbt. Horschelt starb, während das
Blatt noch unter der Hand des Pylo-
graphen ausgeführt wurde, nach vier-
tägiger Krankheit am 3. April 1871;
wenige Tage später folgte das Kiud
dem Vater ins frische Grab! Auf die-
ser seiner letzten reich und sorgsam durch-
geführten Zeichnung hatte Horschelt, in
ominöser Weise, seine eigene Gattin
und Kinder angebracht, welche an einen Gas-
kandelaber, unter den flatternden Fahnen, gelehnt,
neben einer weinend abgewendeten jungen Witwe
dem kommenden Zuge entgegenschauen! — Dieser
Stoff hatte ihn außerordentlich bewegt, er ge-
dachte daraus ein großes Olbild zu gestalten.
Wer gedenkt dabei nicht an die ergreifende Klage
des St. Galler-Dichters: „Nsäiu vitu in ruorts
811111118!".
Sein altester Bruder Friedrich Horschelt,
Abb. 51 (Text S. 20)
Schwierigcr Artillcricmarsch
die Kapitulation verkündete. Trotz einer Ein-
ladung, nach Paris zu kommen, was er dankend
ablehnte, eilte er nach München zurück, um für
Kaiser Alexander die Ausbeute seiner dreimouat-
lichen Eindrücke in vier Aquarellen niederzulegen.
Dieabendliche „Szeue aus der Lünette 53" (Abb.62)
wiederholte er noch kurz vor seinem Ableben als
Liebesgabe für die deutsche Jnvalidenstiftung.
— Horschelts Witwe kaufte pietätsvoll das letzte
Werk ihres Gatten um den Preis von 2000
Gulden vor der Verlosung zurück! — Dann beschäftigte
ihn noch eiu großes Bild mit einem Vorwurf aus
dem Kaukasus, wie „Nach der Plünderung eines Auls"
die Weiber ihre gefangeneu und gefallenen Männer bekla-
gen (Abb. 47) — darauf auch jener Kopf einer hinaus-
schreienden Frau, wovou schon an obiger Stelle die Rede
war. Der Maler rückte aber gegen seine sonstige Ge-
pflogenheit nur langsam mit der Aufzeichnung vor-
wärts, auch das Haupt wurde an der ausgewaschenen
Stelle nimmer ergänzt, so daß im Original die Stelle
leer blieb- Das Ganze ein Beweis von der gewissen-
hafteu Sorgfalt seines Arbeitens, aber auch von der
Großartigkeit seiner Schöpfung: der Ausdruck des Jam-
mers in diesen ganz michelangelesken Gestalten, mit
den scheu Zuschauenden Kindern, wogegen die Teil-
nahmslosigkeit der auf- und abwandelnden Wachposten
in ganz dramatisch wirkendem, wohlabgewogenem Ge-
gensatze steht!
Auch zeichnete er zur Feier des sieg-
reichen Truppeneinzuges in Müncheu die
uach der Ludwigsstraße verlegte Haupt-
szene als Jllustratiou für die „Fliegen-
den Blätter" (Abb.64)^). Als dasselbe
am 22. April 1871 erschien, war der Künst-
ler schon ein stiller Mann! Eines Abends
kam er kleinlaut aus dem Atelier, kla-
gend, daß „iu seinem Halse etwas nicht
in der Ordnuug sei" und ihn stechende
Schweratmigkeit besallen habe. Er hatte
die Krankheit (Diphtherie) unbemerkt
von seinem fünfjährigen Söhnchen Fred
ererbt. Horschelt starb, während das
Blatt noch unter der Hand des Pylo-
graphen ausgeführt wurde, nach vier-
tägiger Krankheit am 3. April 1871;
wenige Tage später folgte das Kiud
dem Vater ins frische Grab! Auf die-
ser seiner letzten reich und sorgsam durch-
geführten Zeichnung hatte Horschelt, in
ominöser Weise, seine eigene Gattin
und Kinder angebracht, welche an einen Gas-
kandelaber, unter den flatternden Fahnen, gelehnt,
neben einer weinend abgewendeten jungen Witwe
dem kommenden Zuge entgegenschauen! — Dieser
Stoff hatte ihn außerordentlich bewegt, er ge-
dachte daraus ein großes Olbild zu gestalten.
Wer gedenkt dabei nicht an die ergreifende Klage
des St. Galler-Dichters: „Nsäiu vitu in ruorts
811111118!".
Sein altester Bruder Friedrich Horschelt,