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Abb. S (Tcrt S. 9)
Der Bamberger Dom von Südwesten Phot. B. Haaf, Bamberg
sehen gab. Man nennt ihn den Uebergangs-
stil. Das ist eine Bezeichnung, welche aus die
Erzeugnisse mancher Kunstzeiten passen würde,
doch ist es bräuchlich, sie nur auf jene anzu-
wenden, die zwischen der voll entwickelten roma-
nischen und der frühen gotischen zu liegen scheint.
So sage ich mit Absicht, denn von einem eigenen,
in sich abgeschlossenen Wesen kann in Wirk-
lichkeit nicht gesprochen werden. „Uebergangs-
stil" ist nichts anderes als der Ausdruck der
Herrschaft, welche stch die eindringende gotische
Bauweise über die romanische erzwang; Bauten
des Uebergangs sind solche, bei denen die Ge-
bundenheit der älteren Art größerer Freiheit
Raum zu geben begann, also tatsächlich die ersten
Versuche aus dem Gebiete gotischer Bauweise.
Die romanische starb nicht ab, sondern sie wurde
verjüngt, den technischen Fortschritten und den
kulturellen Anschauungen und Bedürfnissen einer
neuen Zeit entsprechend umgestaltet. Die Wucht
mußte der scheinbaren Leichtigkeit, die Strenge
der Anmut, dämmerndes Dunkel dem Lichte
weichen. Der Unterschied gegen früher machte
sich vor allem geltend in der Veränderung der
Gewölbe und durch die Einführung des Strebe-
systems. Da die „Kunst dem Volke" eins ihrer
künftigen Hefte der Betrachtung romanischer
Kunst widmen wird, so sei hier nur kurz auf
folgendes hingewiesen:
Die Kirchen jenes Stiles, der sich etwa vom
10. bis Ende des 12. Jahrhunderts in den
europäischen Kulturländern behauptete, und
welchen man gewohnt ist, den romanischen zu
nennen, besitzen die Grundform der Basilika, d. h.
sie haben ein breiteres Mittelschifs und zwei niedere
Seitenschiffe. Die letzteren sind vom ersteren
durch jederseits eine, auf Pfeilern oder Säulen
ruhende Reihe von Rundbögen getrennt. Auf
diesen Stützen steht die Last der Mittelschiff-
mauern. Von der Höhe der Rundbögen hängt
die der Gewölbe ab, welche Kreuzgewölbe mit
quadratischem Grundrisse bilden. Bei den Bauten
des strengen (sogenannten gebundenen) Stiles
entsprechen immer je zwei solche Quadrate in
den Seitenschiffen einem im Mittelschiffe. Der
Hochaltar befindet sich in der Apsis, die halb-
kreisförmig geschlossen und mit dem Viertel einer
Kugelfläche eingedeckt ist. Nicht selten sind Kirchen,
Abb. S (Tcrt S. 9)
Der Bamberger Dom von Südwesten Phot. B. Haaf, Bamberg
sehen gab. Man nennt ihn den Uebergangs-
stil. Das ist eine Bezeichnung, welche aus die
Erzeugnisse mancher Kunstzeiten passen würde,
doch ist es bräuchlich, sie nur auf jene anzu-
wenden, die zwischen der voll entwickelten roma-
nischen und der frühen gotischen zu liegen scheint.
So sage ich mit Absicht, denn von einem eigenen,
in sich abgeschlossenen Wesen kann in Wirk-
lichkeit nicht gesprochen werden. „Uebergangs-
stil" ist nichts anderes als der Ausdruck der
Herrschaft, welche stch die eindringende gotische
Bauweise über die romanische erzwang; Bauten
des Uebergangs sind solche, bei denen die Ge-
bundenheit der älteren Art größerer Freiheit
Raum zu geben begann, also tatsächlich die ersten
Versuche aus dem Gebiete gotischer Bauweise.
Die romanische starb nicht ab, sondern sie wurde
verjüngt, den technischen Fortschritten und den
kulturellen Anschauungen und Bedürfnissen einer
neuen Zeit entsprechend umgestaltet. Die Wucht
mußte der scheinbaren Leichtigkeit, die Strenge
der Anmut, dämmerndes Dunkel dem Lichte
weichen. Der Unterschied gegen früher machte
sich vor allem geltend in der Veränderung der
Gewölbe und durch die Einführung des Strebe-
systems. Da die „Kunst dem Volke" eins ihrer
künftigen Hefte der Betrachtung romanischer
Kunst widmen wird, so sei hier nur kurz auf
folgendes hingewiesen:
Die Kirchen jenes Stiles, der sich etwa vom
10. bis Ende des 12. Jahrhunderts in den
europäischen Kulturländern behauptete, und
welchen man gewohnt ist, den romanischen zu
nennen, besitzen die Grundform der Basilika, d. h.
sie haben ein breiteres Mittelschifs und zwei niedere
Seitenschiffe. Die letzteren sind vom ersteren
durch jederseits eine, auf Pfeilern oder Säulen
ruhende Reihe von Rundbögen getrennt. Auf
diesen Stützen steht die Last der Mittelschiff-
mauern. Von der Höhe der Rundbögen hängt
die der Gewölbe ab, welche Kreuzgewölbe mit
quadratischem Grundrisse bilden. Bei den Bauten
des strengen (sogenannten gebundenen) Stiles
entsprechen immer je zwei solche Quadrate in
den Seitenschiffen einem im Mittelschiffe. Der
Hochaltar befindet sich in der Apsis, die halb-
kreisförmig geschlossen und mit dem Viertel einer
Kugelfläche eingedeckt ist. Nicht selten sind Kirchen,