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Die Kunst dem Volke <München> — 1916 (Nr. 25-28)

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Doering, Oscar: Der Bamberger Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.21067#0014
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steht als der gotischen. Recht klar
tritt die frühe Gotik an den oberen
Geschossen der Türme hervor. Es
fehlen dem Dome die für die Gotik
so kennzeichnenden Streben, welche
den Gewölbeschub von außen aust
fangen. Die Gewölbe des Bam-
berger Domes ruhen noch auf den
Pfeilern und den Außenwänden.
Auf die Erscheinungen der ent-
wickelten Gotik brauchen wir daher
hier nicht einzugehen. Auch die
Zierteile des Dömes vou Bamberg
tragen noch wesentlich den Charakter
der spätromanischen Kunst, beweisen
aber mit mancher reicheren Bildung
den Einfluß der frühesten gotischen
Formenwelt. Das Gleiche ist bei
wichtigen Teilen des figürlichen
Schmuckes der Fall. Auf alles
dies werden wir weiterhin genauer
Zu sprechen kommen.

Abb. 8 (Tert S. 12)

Heinrich II. liebte Bamberg
außerordentlich; sehr gern weilte
er in der Burg daselbst, und als er
sich vermählte, wußte er für Kuui-
gunde keine kostbarere Morgengabe
als diese Stadt. Bald ging das er-
lauchte Paar daran, einen Plan zu
verwirklichen, der beiden gleich am
Herzen lag — dem in jenen Ge-
genden noch schwacheu Christentum
an dieser Stätte einen festen Stütz-
punkt zu geben. Zunächst ward mit
dem Bau eines Domes begonnen, dann fingen
1007 die Verhandlungeu mit dem Bischofe von
Würzburg an, zu dessen Sprengel Bamberg
bis dahin gehörte. Heinrich erreichte seine Zu-
stimmungundauch diedesPapstesJohannXVIII.,
und nachdem auf einer Synode zu Frankfurt a. M.
am 1. November 1007 die Bedenken des Würz-
burger Bischofes beseitigt waren, konnte an dem-
selben Tage der erste Bischof von Bamberg,
Eberhard, eingesetzt und geweiht werden.

Der Dom, den Heinrich zu bauen begonnen
hatte, wurde allmählich fertig und erhielt seine
Weihe an Heinrichs vierzigstem Geburtstage, am
6. Mai 1012, zu Ehren Gottes, der heiligen
Jungfrau, sowie der Heiligen Petrus, Paulus,
Georg und Kilian. Mit höchster Pracht und
Feierlichkeit verlief der wichtige Tag. Jhm folgten
unter Heinrichs II. Regierung noch andere Ge-
legenheiten, die den Reichtum und die Selb-
ständigkeit des neuen Bistums fördern halfen.

Unter den Geschenken, die der Kaiser dem Dome
bei der Weiheseier darbrachte, waren auch ein
paar gemalte Hcmdschriften von höchster Kostbar-
keit, ein Missale und ein Evangelienbuch. Sie
sind noch vorhanden und gehören zu den höchsten
Kostbarkeiten der Münchener Staatsbibliothek.

Die Veilstüre

Verlag L. Werner, München

Von dem Dome aber, welchem der Kaiser und
seine Gemahlin sie verehrt hatten, ist schon sehr
bald nach der Zeit der Bistumsgründung nicht
viel mehr übrig gewesen. Denn weil große Teile
an ihm aus Holz bestanden, so fiel er einem
Brande zum Opfer, der zu Ostern 1081 das
Gebäude vernichtete.

Erst ein halbes Jahrhundert später entstand
auf Veranlassung des als Apostel der Pommern
berühmten Bischoss Otto ein neuer Dom. Er
wurde 1111, also sast genau hundert Jahre nach
dem ersten Dome, geweiht, und gleichfalls fast
ein Jahrhundert nach jenem, 1185, verbrannte
auch er. Von ihm stammt eine Anzahl von
Steineu, die beim Bau des jetzigen Domes mit
benutzt worden siud und die Spuren jenes Brandes
noch deutlich zeigeu. Das herrliche Kathedral-
gebäude, welches heute mit seinen vier Türmen
weit über die Stadt hinaus ins Land schaut,
ist also Bambergs dritter Dom.

Jhn zu erbauen zögerte man damals, wo das
Bistum eine Zeit höchsten Ansehens erlebte, nicht
lange. Schon unter dem Bischof Otto, Grafen
von Andechs und Meran (ch 1196), dann aber be-
sonders unter seinem Nachfolger Thiemo (fi 1202)
wurde der Neubau eifrig gefördert. Doch kam er
 
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