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Abb. 12 (Texl S. 11) Bildbekrönung der Marienpforle Phot. Niehn L Tietze, München
der Ekbertsche Dom
zwei Chöre. (Abb. 3,
21, 17 und 25.) Das
entsprach eigentlich
mehr den Gewohnhei-
ten der romanischen
Zeit als denen der nun
schon sich meldenden
gotischen; man versah
damals dieKirchenmit
zwei Chören, wenn sie
zweiSchutzheiligen ge-
weihtwaren. JnBam-
berg widmete man den
östlichen Chor dem hl.
Georg, den westlicheu
dem hl. Petrus. (Abb.
2, 4 und 5.) Beide
Chöre sind über der
Bodenstäche des Mit-
telschiffes stark erhöht; unter ihnen befindct sich je
eine Krypta. Die unter dem Peterschore ist klein
und jetzt unzugänglich, die unter dem Georgen-
chore groß, hoch, geräumig und von erhabener,
feierlicher Schönheit. Wir betrachten sie weiter-
hin noch genauer. Großer Wert ist darauf gelegt
worden, daß die Chöre der Bistumskirche rccht
stattliche und würdige Ausdehnung erhielten. Je-
der erstreckt sich daher noch ein Stück weit in das
Mittelschiff hinein; dadurch ist dieses so einge-
schränkt, daß für die Gemeinde nur ein Platz vou
30 Meter Länge übrig geblieben ist.
Bedenkt man, daß der Neubau 1185 begann
und nach mehr als einem halben Jahrhundert
noch nicht sertig war, und daß gerade in diesem
Zeitraume sich der große Umschwung der Stil-
auffassungen vollzog, so kann man sich
nicht wundern, daß der Bamberger Dom
ein zwar großartiges und prachtvolles,
aber kein stilistisch einheitliches Bild dar-
bietet. Spätromanische Teile wechseln mit
frühgotischen, und diese lehteren zeigen
auch wieder zweierlei Stil. Diese drei
Entwicklungsstufen verteilen sich nun fol-
gendermaßen, und es ist intereffant, daran
zu beobachten, wie sich die Bautätigkeit
der verschiedensten Partien des Domes
glcichzeitig annahm:
Spätromanisch ist— aber nicht vor dem
Jahre 1200 zu Ende geführt — der öst-
liche Chor, und zwar in seiner äußeren
und inneren Gestalt, jedoch ohne die
Wölbung; ebenso stammen die Außen-
seiten des Langhauses aus dieser Zeit.
Als dann Bischof Ekbert den Bau weiter-
führte, ließ er zunächst das Jnnere des
Langhauses und die Einwölbung des
Ostchores in Angriff nehmen. Diese Teile
zeigen bereits frühgotische Formen; die
Vorbilder dafür find an den Bauten der
Cisterzienser in Burgund zu suchen. Die
Kunst dieses Landes aber hatte fich nach
eigenen Gedanken entwickelt und blieb
von der französischen Gotik unabhängig.
Noch später sorgte Ekbert für den west-
lichen Chor, der in der Hauptsache auf
die Anregungen französischer Kunst zu-
rückgeht. Genaue Jahreszahlen lassen fich
für alle diese Bauunternehmungen nicht
feststellen.
Abb. 11 (Text S. 11> Die Maricnpfortc Phot. B. Haaf. Bamberg
XXV
Abb. 12 (Texl S. 11) Bildbekrönung der Marienpforle Phot. Niehn L Tietze, München
der Ekbertsche Dom
zwei Chöre. (Abb. 3,
21, 17 und 25.) Das
entsprach eigentlich
mehr den Gewohnhei-
ten der romanischen
Zeit als denen der nun
schon sich meldenden
gotischen; man versah
damals dieKirchenmit
zwei Chören, wenn sie
zweiSchutzheiligen ge-
weihtwaren. JnBam-
berg widmete man den
östlichen Chor dem hl.
Georg, den westlicheu
dem hl. Petrus. (Abb.
2, 4 und 5.) Beide
Chöre sind über der
Bodenstäche des Mit-
telschiffes stark erhöht; unter ihnen befindct sich je
eine Krypta. Die unter dem Peterschore ist klein
und jetzt unzugänglich, die unter dem Georgen-
chore groß, hoch, geräumig und von erhabener,
feierlicher Schönheit. Wir betrachten sie weiter-
hin noch genauer. Großer Wert ist darauf gelegt
worden, daß die Chöre der Bistumskirche rccht
stattliche und würdige Ausdehnung erhielten. Je-
der erstreckt sich daher noch ein Stück weit in das
Mittelschiff hinein; dadurch ist dieses so einge-
schränkt, daß für die Gemeinde nur ein Platz vou
30 Meter Länge übrig geblieben ist.
Bedenkt man, daß der Neubau 1185 begann
und nach mehr als einem halben Jahrhundert
noch nicht sertig war, und daß gerade in diesem
Zeitraume sich der große Umschwung der Stil-
auffassungen vollzog, so kann man sich
nicht wundern, daß der Bamberger Dom
ein zwar großartiges und prachtvolles,
aber kein stilistisch einheitliches Bild dar-
bietet. Spätromanische Teile wechseln mit
frühgotischen, und diese lehteren zeigen
auch wieder zweierlei Stil. Diese drei
Entwicklungsstufen verteilen sich nun fol-
gendermaßen, und es ist intereffant, daran
zu beobachten, wie sich die Bautätigkeit
der verschiedensten Partien des Domes
glcichzeitig annahm:
Spätromanisch ist— aber nicht vor dem
Jahre 1200 zu Ende geführt — der öst-
liche Chor, und zwar in seiner äußeren
und inneren Gestalt, jedoch ohne die
Wölbung; ebenso stammen die Außen-
seiten des Langhauses aus dieser Zeit.
Als dann Bischof Ekbert den Bau weiter-
führte, ließ er zunächst das Jnnere des
Langhauses und die Einwölbung des
Ostchores in Angriff nehmen. Diese Teile
zeigen bereits frühgotische Formen; die
Vorbilder dafür find an den Bauten der
Cisterzienser in Burgund zu suchen. Die
Kunst dieses Landes aber hatte fich nach
eigenen Gedanken entwickelt und blieb
von der französischen Gotik unabhängig.
Noch später sorgte Ekbert für den west-
lichen Chor, der in der Hauptsache auf
die Anregungen französischer Kunst zu-
rückgeht. Genaue Jahreszahlen lassen fich
für alle diese Bauunternehmungen nicht
feststellen.
Abb. 11 (Text S. 11> Die Maricnpfortc Phot. B. Haaf. Bamberg
XXV