12
derseits je ein langes Spruchband, und so sind
sie alle in einfacher, geistreicher Art miteinander
verbunden. Dieser ganze Schmuck bildet rechts und
links je einen geschlossenen herrlichen Fries, der
das Portal gliedert und aufs wesentlichste zu
seiner Verschönerung beiträgt. An der Marien-
pforte ist der künstlerische Gedanke unbehindert
durchgeführt worden und hat auch nicht durch
spätere Zusätze eine Abänderung erfahren.
Dies letztere ist, allerdings nur in eingeschränk-
tem Maße, wieder bei dem einen der Portale der
Fall, die auf der nördlichen Längsseite des Domes
in das Jnnere führen. Wir sehen das sogenannte
„Fürstenportal" oder die „Goldene Pforte",
die schmuckreichste von allen. (Abb.13.) Jnnerhalb
der großartig schlichten Längswand des Seiten-
schiffes, über dessen einfaches Dach die ebenso
schlichte Oberlichtwand des Mittelschiffes empor-
steigt, tut sie ausgezeichnete Wirkung. Die Kirchen-
wände sind nur durch die Friese kleiner Rundbögen
und am Seitenschiffe auch durch die schmalen Wand-
pfeiler belebt, die man Lisenen nennt; das Fürsten-
portal ist der einzige Prachtschmuck dieser Front.
Zwar besitzt sie noch ein Portal — die St. Veits-
tür an dem westlich gelegenen Querschiffe der
Kirche. (Abb. 8.) Diese letztere Pforte ist zweifellos
schön und vornehm mit der Ruhe ihrer spätromani-
Abb. 17 (Tcxt S. S u. 14) Phot. Kgl. Mebbildanstalt, Bcrliu
Wcstparlic mit Pctcrschor
Abb. 18 (Text S. 14) , Phot. Kgl. Mcßbildanstalt. Berlin
Siidwestlichcr Turm
schen Formen und ihrer frühgotischen Einwöl-
bung. Aber sie ist weniger günstig gelegen, weil
dicht gegenüberstehende Häuser verhindern, daß
man sie aus einiger Entfernung im Rahmen des
ganzen Bauwerkes mit übersehen kann, auch ist
sie allzu schlicht, um den Wettbewerb mit den
übrigen Portalen aufnehmen zu können. Aller
Wahrscheinlichkeit nach sollte an ihrer Stelle
später etwas viel Großartigeres entstehen.
Das Fürstenportal liegt nicht in der Fläche
der Längsfront sondern tritt aus dieser hervor.
So wird seine Sichtbarkeit wesentlich gefördert.
Eine besondere Betonung erhält es noch dadurch,
daß hart zu seiner rechten und linken Seite je
eine Bildsäule an der Wand angebracht ist —
zwei herrliche Frauengestalten; eine verkörpert
die christliche Kirche, die andere die Synagoge.
(Abb. 14.) Sie sind nicht ursprünglich an dieser
Stelle gewesen, sind überhaupt nicht für sie be-
stimmt, sondern eine der späteren Zutaten, von
denen bereits die Rede war. Wir werden von
ihnen noch weiter zu sprechen haben. Schaueu
wir die Figuren an, welche zwischen den Säulen
des Portalgewändes ausgestellt sind, so gewähren
derseits je ein langes Spruchband, und so sind
sie alle in einfacher, geistreicher Art miteinander
verbunden. Dieser ganze Schmuck bildet rechts und
links je einen geschlossenen herrlichen Fries, der
das Portal gliedert und aufs wesentlichste zu
seiner Verschönerung beiträgt. An der Marien-
pforte ist der künstlerische Gedanke unbehindert
durchgeführt worden und hat auch nicht durch
spätere Zusätze eine Abänderung erfahren.
Dies letztere ist, allerdings nur in eingeschränk-
tem Maße, wieder bei dem einen der Portale der
Fall, die auf der nördlichen Längsseite des Domes
in das Jnnere führen. Wir sehen das sogenannte
„Fürstenportal" oder die „Goldene Pforte",
die schmuckreichste von allen. (Abb.13.) Jnnerhalb
der großartig schlichten Längswand des Seiten-
schiffes, über dessen einfaches Dach die ebenso
schlichte Oberlichtwand des Mittelschiffes empor-
steigt, tut sie ausgezeichnete Wirkung. Die Kirchen-
wände sind nur durch die Friese kleiner Rundbögen
und am Seitenschiffe auch durch die schmalen Wand-
pfeiler belebt, die man Lisenen nennt; das Fürsten-
portal ist der einzige Prachtschmuck dieser Front.
Zwar besitzt sie noch ein Portal — die St. Veits-
tür an dem westlich gelegenen Querschiffe der
Kirche. (Abb. 8.) Diese letztere Pforte ist zweifellos
schön und vornehm mit der Ruhe ihrer spätromani-
Abb. 17 (Tcxt S. S u. 14) Phot. Kgl. Mebbildanstalt, Bcrliu
Wcstparlic mit Pctcrschor
Abb. 18 (Text S. 14) , Phot. Kgl. Mcßbildanstalt. Berlin
Siidwestlichcr Turm
schen Formen und ihrer frühgotischen Einwöl-
bung. Aber sie ist weniger günstig gelegen, weil
dicht gegenüberstehende Häuser verhindern, daß
man sie aus einiger Entfernung im Rahmen des
ganzen Bauwerkes mit übersehen kann, auch ist
sie allzu schlicht, um den Wettbewerb mit den
übrigen Portalen aufnehmen zu können. Aller
Wahrscheinlichkeit nach sollte an ihrer Stelle
später etwas viel Großartigeres entstehen.
Das Fürstenportal liegt nicht in der Fläche
der Längsfront sondern tritt aus dieser hervor.
So wird seine Sichtbarkeit wesentlich gefördert.
Eine besondere Betonung erhält es noch dadurch,
daß hart zu seiner rechten und linken Seite je
eine Bildsäule an der Wand angebracht ist —
zwei herrliche Frauengestalten; eine verkörpert
die christliche Kirche, die andere die Synagoge.
(Abb. 14.) Sie sind nicht ursprünglich an dieser
Stelle gewesen, sind überhaupt nicht für sie be-
stimmt, sondern eine der späteren Zutaten, von
denen bereits die Rede war. Wir werden von
ihnen noch weiter zu sprechen haben. Schaueu
wir die Figuren an, welche zwischen den Säulen
des Portalgewändes ausgestellt sind, so gewähren