Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst dem Volke <München> — 1916 (Nr. 25-28)

DOI Heft:
Doering, Oscar: Der Bamberger Dom
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21067#0024
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
17

Abb. 25 (Text S. S u. I6>

Der Peterschor Phot. K. Meßbildanstalt. Bcrlin

Knospen (Abb. 28). Auch auf diesem Chore
Prangen schön geschnitzte Gestühle (Adb. 2b).
Sie sind noch prächtiger als die des Ostchore->,
sehr zahlreich sind die Figuren daran; vori yoch-
ster Schönheit sind besonders auch die Aosetten.
— Ein wertvolles steinernes Skulpturweri steht
inmitten des Peterschores — der Sarkopyag
des Papstes Klemens II. (Abb. 29 u. ^o), der
als Bischof Suitger geheihen war Er starv
1047 und ist der einzige Papst, welcher auf deu -
schem Boden bestattet ist. An den Längswanden
des aus grauem Marmor gemeißelten Wenes
sieht man die Gestalten der wichtigsten Tugenden,
an den schmalen Querwänden den Heiland, sowie
den Tod des Papstes. Wichtige Gründe lassen
daraus schliehen, dah dieser Sarkophag eme erst
nach der Zeit des Mittelalters entstandene Icacy-
bildung des eigentlichen ist. Von der Declpla e
ist dies sicher, da sich die ursprüngliche, mit er
Figur des Papstes Klemens geschmuckte am
Georgenchore beftndet; er ist nach mittelaltertM)e
Art zugleich stehend und liegend dargestellt.

Jeder der beiden Chöre ist gegen die Seiten-
schifte hin durch steinerne Schranken abgegrenz
(Abb. 30 u. 31). Die des Peterschores smd nnt
schlichten Kleeblattnischen belebt. Jhre Flachen

sind mit Heiligenfiguren, tüchtigen Erzeugnissen
srühgotischer Zeit, ausgemalt. Die Schranken
des Georgenchores aber zeigen bildhauerischen
Schmuck, und dieser gehört zum Wertvollsten, was
das Mittelalter nicht nur im Bamberger Dome,
sondern in ganz Deutschland geschaffen hat!

Ein gütiges Geschick hat über diesem Gottes-
hause gewaltet, daß uns in und an ihm eine
wahrhaft staunenswerte Fülle herrlichster Bild-
hauerarbeiten des 13. Jahrhunderts erhalten
geblieben ist. Wir dürfen uns ihrer erfreuen und
stolz auf sie sein, und an diesem Gefühle wird
nichts dadurch geändert, daß eine Anzahl gerade
der schönsten und bedeutendsten dieser Werke nicht
so aufgestellt werden konnte, wie ihr Meister es
gewünscht hatte.

Überblickt man die älteren Skulpturen des
Bamberger Domes, so entdeckt man an ihnen
mancherlei Verschiedenheiten des Stiles, und bei
näherer Untersuchung lassen sich drei verschiedene
Künstlerhände unterscheiden. Wie die ausgezeich-
neten Meister geheißen haben, wissen wir nicht; der
Deutsche ist immer gewöhnt gewesen, anzuschauen,
was jemand kann und leistet, nicht welchen Namen
er hat. Daher können wir auch jene Bamberger
Bildhauer nur nach äußeren Merkmalen benennen.

XXV

s
 
Annotationen