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Diesen Bildhauerwerken des früheren Mittel-
alters reihen sich mehrere bedeutende Erzeugnisse
späterer Zeiten an. Zu ihnen gehört die über-
aus charakteristische, in prächtigem künstlerischem
Wurf geschaffene Grabtafel des Bischofs Friedrich
von Hohenlohesff 1351) (Abb.27); ferner das Grab-
mal des 1505 verstorbenen Fürstbischofs Georg II.,
eine treffliche Arbeit der nürnbergischen Gießerei
Peter Vischers; die Zeichnung machte ein Bam-
berger Maler Wolsgang Katzheimer. Aus der
Vischerschen Werkstatt stammen auch die im Pe-
terschore befindlichen Bronzegrabmäler der Fürst-
bischöfe Heinrich Groß von Trockau (ff 1501)
und Veit von Pommersfelden (ff 1503); beide
Werke waren von diesen Bischöfen selbst bestellt,
sind auch noch zu ihren Lebzeiten ausgeführt und
erst nach ihrem Tode enthüllt worden. So geschah
es auch mit dem Steingrabmale des Bischofs
Georg III. von Limburg. Er starb 1522, das
im Renaissancestil ausgeführte Grabmal ist eine
wertvolle Arbeit des Eichstätters Loy Hering.
Der südliche Teil des Querschiffes enthält das
sehr schöne Wandgrabmal des Fürstbischofes Veit
von Rieneck (ch 1672); der Guß stammt von dem
Forchheimer Sebald Kopp. Zahlreiche andere
gegossene Grabmäler des 15.-17. Jahrhunderts
enthält die Nagelkapelle, von der noch die Rede
sein wird. Auch die neueste Zeit hat dem Bam-
berger Dome wertvolle Skulpturwerke geschenkt:
das von Val. Kraus gefertigte Grabmal des
Bischofes Joseph von Schork (ch 1905) und die im
nördlichen Seitenschiff angebrachte, vom Bildhauer
Prof. Balthasar Schmitt aus rotem
Marmor gemeißelte Bildnisgrab-
tafel des Bischofs Abert (st 1912).
— Von allen nachmittelalterlichen
Bildhauerwerken des Bamberger
Domes ist aber keines so berühmt
wie das Grabmal des hl. Hein-
rich und der hl. Kunigunde
(Abb.43). DerWürzburger Tilman
Riemenschneider meißelte es aus
Solnhofener Kalkstein in den Jah-
ren 1499—1513. Es steht wieder,
wie anfänglich, im Mittelschiffe,
nachdem es lange Zeit hindurch
(1649—1837) seinen Platz auf dem
Georgenchore gehabt hatte. Der
jetzige Aufstellungsort ist der allein
richtige, denn er ist derselbe, an wel-
chem das Kaiserpaar einst beigesetzt
worden ist. Das Riemenschneidersche
Grabmal ist das dritte, welches
Heinrich und Kunigunde im Bam-
berger Dom erhalten haben; die
beiden ersten sind leider restlos zu-
grunde gegangen. Und doch ist be-
sonders das zweite gewiß ein schö-
nes und wertvolles Werk gewesen.
Wir wissen, daß es aus parischem
Marmor bestand; Bischof Eber-
hard II. von Reißenberg hatte es
1147 errichten lassen. Das jetzige Grabmal ver-
dankt seine Entstehung dem schon erwähnten Fürst-
bischof Heinrich Groß von Trockau. Ob es wirklich
erst 1513 fertig geworden, ist ungewiß; die Ver-
senkung der Gebeine in das neue Grab fand am
9. September jenes Jahres statt, nachdem das
Kunstwerk vermutlich schon lange fertig war. —
Das Grabmal ist 2,42 in lang, 1,43 ui breit und
erhebt sich 1,72 ru hoch über den Fußboden. Die
unerwünschte Folge hiervon ist, daß man das auf
dem Deckel liegend dargestellte Kaiserpaar (Hein-
rich rechts, Kunigunde links) (Abb.1) nicht genü-
gend sehen kann. Noch in gleicherArt, wie das Mit-
telalter es liebte, sind beide Relieffiguren zugleich
stehend und liegend abgebildet, ein zwiefacher Bal-
dachin schwebt über ihren gekrönten Häuptern,
hinter ihnen ist gleichzeitig je ein Kissen angebracht.
Die Füße jeder Figur stehen auf einem Löwen;
der des Kaisers hält das luxemburgische, der der
Kaiserin das bayerische Wappen. Die schön ge-
musterten Gewänder sind jene der Zeit Riemen-
schneiders. Prachtvoll ist der Faltenwurf. Ernst
und Ruhe spricht aus des Kaisers Antlitz, das von
reichem lockigem Haar und Bart eingerahmt ist;
lieblich schaut das der Kaiserin zwischen den breiten
Haarflechten hervor; phantastisch ist der turban-
artige Aufsatz, über welchem sie die Krone trägt,
und von dem die lange, sogenannte Sendelbinde
hernieder fließt. — Rmch geschmückt sind die
Seiten des Grabmals. Die östliche Schmalseite
zeigt eine lange lateinische Jnschrift, die westliche
und die beiden Langseiten sind mit Reliefs be-
Abb. S4 (Text S. 18) Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
Von den nördlichen Schranken dez Gcorgcnchores; links dcr Krönnngscngel, rcchts St. Dionys
Diesen Bildhauerwerken des früheren Mittel-
alters reihen sich mehrere bedeutende Erzeugnisse
späterer Zeiten an. Zu ihnen gehört die über-
aus charakteristische, in prächtigem künstlerischem
Wurf geschaffene Grabtafel des Bischofs Friedrich
von Hohenlohesff 1351) (Abb.27); ferner das Grab-
mal des 1505 verstorbenen Fürstbischofs Georg II.,
eine treffliche Arbeit der nürnbergischen Gießerei
Peter Vischers; die Zeichnung machte ein Bam-
berger Maler Wolsgang Katzheimer. Aus der
Vischerschen Werkstatt stammen auch die im Pe-
terschore befindlichen Bronzegrabmäler der Fürst-
bischöfe Heinrich Groß von Trockau (ff 1501)
und Veit von Pommersfelden (ff 1503); beide
Werke waren von diesen Bischöfen selbst bestellt,
sind auch noch zu ihren Lebzeiten ausgeführt und
erst nach ihrem Tode enthüllt worden. So geschah
es auch mit dem Steingrabmale des Bischofs
Georg III. von Limburg. Er starb 1522, das
im Renaissancestil ausgeführte Grabmal ist eine
wertvolle Arbeit des Eichstätters Loy Hering.
Der südliche Teil des Querschiffes enthält das
sehr schöne Wandgrabmal des Fürstbischofes Veit
von Rieneck (ch 1672); der Guß stammt von dem
Forchheimer Sebald Kopp. Zahlreiche andere
gegossene Grabmäler des 15.-17. Jahrhunderts
enthält die Nagelkapelle, von der noch die Rede
sein wird. Auch die neueste Zeit hat dem Bam-
berger Dome wertvolle Skulpturwerke geschenkt:
das von Val. Kraus gefertigte Grabmal des
Bischofes Joseph von Schork (ch 1905) und die im
nördlichen Seitenschiff angebrachte, vom Bildhauer
Prof. Balthasar Schmitt aus rotem
Marmor gemeißelte Bildnisgrab-
tafel des Bischofs Abert (st 1912).
— Von allen nachmittelalterlichen
Bildhauerwerken des Bamberger
Domes ist aber keines so berühmt
wie das Grabmal des hl. Hein-
rich und der hl. Kunigunde
(Abb.43). DerWürzburger Tilman
Riemenschneider meißelte es aus
Solnhofener Kalkstein in den Jah-
ren 1499—1513. Es steht wieder,
wie anfänglich, im Mittelschiffe,
nachdem es lange Zeit hindurch
(1649—1837) seinen Platz auf dem
Georgenchore gehabt hatte. Der
jetzige Aufstellungsort ist der allein
richtige, denn er ist derselbe, an wel-
chem das Kaiserpaar einst beigesetzt
worden ist. Das Riemenschneidersche
Grabmal ist das dritte, welches
Heinrich und Kunigunde im Bam-
berger Dom erhalten haben; die
beiden ersten sind leider restlos zu-
grunde gegangen. Und doch ist be-
sonders das zweite gewiß ein schö-
nes und wertvolles Werk gewesen.
Wir wissen, daß es aus parischem
Marmor bestand; Bischof Eber-
hard II. von Reißenberg hatte es
1147 errichten lassen. Das jetzige Grabmal ver-
dankt seine Entstehung dem schon erwähnten Fürst-
bischof Heinrich Groß von Trockau. Ob es wirklich
erst 1513 fertig geworden, ist ungewiß; die Ver-
senkung der Gebeine in das neue Grab fand am
9. September jenes Jahres statt, nachdem das
Kunstwerk vermutlich schon lange fertig war. —
Das Grabmal ist 2,42 in lang, 1,43 ui breit und
erhebt sich 1,72 ru hoch über den Fußboden. Die
unerwünschte Folge hiervon ist, daß man das auf
dem Deckel liegend dargestellte Kaiserpaar (Hein-
rich rechts, Kunigunde links) (Abb.1) nicht genü-
gend sehen kann. Noch in gleicherArt, wie das Mit-
telalter es liebte, sind beide Relieffiguren zugleich
stehend und liegend abgebildet, ein zwiefacher Bal-
dachin schwebt über ihren gekrönten Häuptern,
hinter ihnen ist gleichzeitig je ein Kissen angebracht.
Die Füße jeder Figur stehen auf einem Löwen;
der des Kaisers hält das luxemburgische, der der
Kaiserin das bayerische Wappen. Die schön ge-
musterten Gewänder sind jene der Zeit Riemen-
schneiders. Prachtvoll ist der Faltenwurf. Ernst
und Ruhe spricht aus des Kaisers Antlitz, das von
reichem lockigem Haar und Bart eingerahmt ist;
lieblich schaut das der Kaiserin zwischen den breiten
Haarflechten hervor; phantastisch ist der turban-
artige Aufsatz, über welchem sie die Krone trägt,
und von dem die lange, sogenannte Sendelbinde
hernieder fließt. — Rmch geschmückt sind die
Seiten des Grabmals. Die östliche Schmalseite
zeigt eine lange lateinische Jnschrift, die westliche
und die beiden Langseiten sind mit Reliefs be-
Abb. S4 (Text S. 18) Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
Von den nördlichen Schranken dez Gcorgcnchores; links dcr Krönnngscngel, rcchts St. Dionys