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Die Kunst dem Volke <München> — 1916 (Nr. 25-28)

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Doering, Oscar: Der Bamberger Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.21067#0045
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88

Abb. S2, ez, S4 (Text S. 37 u. 38t Aus Boc!, „Kleiuodien"

Krone aus dem 14. Jahrhundcrt
Kronc der hl. Kunigunde
Krone des hl. Heinrich

und doch ausreichend angedeutet: der Baum des
Sündeufalles durch einen grüu emaillierten Ast,
die Wohnung Marias durch eiue Säule mit einem
halben Bogen uud einem Türmchen. Das Werk
stammt aus der wegen ihrer herrlichen Schmelz-
arbeiten im Mittelalter uud darüber hinaus be-
rühmten französtschen Stadt Limoges. Es be-
findet sich jetzt im Schatze des Domes, hat aber
früher nicht diesem, sondern dem Bamberger
Mtchaelskloster gehört.

Dte prachtvolle „Krone des hl. Heinrich"
(Abb. 64), die jetzt zu den Kostbarkeiten der
Münchener Schatzkammer gehört, hat nicht der
Kaiser bei seinen Lebzeiten getragen, da sie ein
Erzeugnis des 14. Jahrhunderts ist, wohl aber
diente sie als Zier einer Büste, die den Schädel
Heinrichs enthielt. Die Krone ist aus vergoldetem

Silber und ist mit Perlen,
Edelsteinen, kleinen Engelfi-
gürchen und dergleichen aufs
reichste verziert.

Ein wahrhaft kostbarer Be-
sitz des Bamberger Domes ist
das Neliguiar mit dem heili-
gen Nagel (Abb. 67). Dem
in Vierpaßformen gezeichnetcn
Fuße entsteigt eine achteckige
Säule. Über ihr verzweigen
sich zwei Baumstämme; jeder
trägt eine Konsole, auf der
ein Engel kniet, diese beiden
halten zwei Ringe, und in
diesen stcckt beweglich ein Na-
gel vom Kreuze Christi. Das
uuschätzbare Stück ist i l Zenti-
meter lang und besteht aus
Eisen; Kopf und Spitze fehlen.
Die Goldschmiedearbeit des
Neliquiars ist 1485 in Bam-
berg entstanden; später erhielt
es noch mancherlei Edelstein-
schmuck.

Aus der Zeit um l490
stammt auch das hübsche Arm-
reliquiar des hl. Nitus. Be-
sonders zierliche Wirkung übt
die Gestalt des auf der Hand
sitzenden Hahncs. Es ist wohl
gleichfalls Bambergcr Arbeit,
hat eine Höhe von nicht ganz
einem halben Meter und be-
steht aus Silber, das mit Ver-
goldungen, Perlen, Schmelz-
verzierungen und dergleichen
geschmückt ist.

Die Schätze des Bamberger
Domes, auch jene davon, die
in anderen Besitz übergegan-
gen sind, stammen zum größ-
ten und weitaus wertvollsten
Teile aus dem frühen Mittel-
alter. Doch haben ihm auch
spätere Zeiten manches prächtige Werk gestiftet.
Hierzu gehört u. a. eine silberne, teilweise ver-
goldete Monstranz, die reich mit farbigem Glas-
schmucke besetzt ist. Sie ist Augsburger Arbeit
vom Ende des 18. Jahrhunderts. Noch schöner
ist eine zweite Sonnenmonstranz, die dem Dome
durch den Fürstbischof von Schönborn geschenkt
wurde (Abb. 65). Die elegante Form deutet
auf sranzösische Vorbilder, doch ist die Arbeit
regensburgisch, um 1720 entstanden. Die Schön-
heit des vergoldeten Silbers wird gesteigert
durch den Glanz zahlreicher Halbedelsteine.
Jm 18. Jahrhundert erhielt auch ein Kreuz, in
welches eine große Partikel des Kreuzes Christi
eingelassen ist, eine prachtvolle Fassung; diese ist
aber bei der Säkularisation leider beseitigt und
alles, auch die beiden Engelgestalten rechts und
 
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