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Abb. 3 (Tert S. 8>
Der armc Poet
ie Spitzweg stammen, wie der um
unseren Künstler überhaupt so hoch-
verdiente Professor Or-. Hermann
Uhde-Bernays zuerst nachgewie-
sen, aus dem nächst Fürstenfeldbruck
gelegenen Unter-Pfaffenhofen, wo der als Post-
meister tätige Großvater durch betriebsamen Fleiß
Ansehen und Vermögen erwarb. Sein Sohn Simon
Spitzweg (geboren 13. November 1776), der sich
zwischen Frankfurt und Wien umgetan, verzog,mit
schönen Kenntnissen ausgestattet, nach München,
heiratete 1804Franziska Schmotzer, eines Früchten-
händlers Tochter, und erwarb das an der südwest-
lichen Ecke der Neuhauser- und Eisenmannsgasse
lgerade gegenüber der damals noch unter einem
Dach vereinten Akademie für Kunst und Wissen-
schaft) ein schönes, stattliches, vierstöckiges Haus,
in welchem er eineheutenoch in Karl KapfersBesitz
storierende Spezerei- und Kolonialwaren-
handlung errichtete.
Jn kurzer Zeit gewann ihm seine, im
Klein- wie Großverkehr gleich gewandte,
umsichtigeTätigkeit das weitesteVertrauen
derMitbürger, die ihn nun auch mit Ehren-
stellen,Bürden und Würden vollauf belaste-
ten. Nach Verleihung der „Constitution"
(1818) als Vertreter derBürgerschaftin die
Volkskammer gewählt, tat er sich als mann-
hafterRednerund wahrerPhilanthrop her-
vor, beantragte schon 1819 die Gründung
einer Erziehungs- und Bildungs-Anstalt
sür künftige Bürger, verlangte praktische
Übung und Schulung des mündlichen Vor-
trags: derDichterwird geboren,dieRedner-
gabe aber durch stete Übung erworben und
gezeitigt. Spitzweg bewirkte die Errichtung
einerHöherenTöchterschule,beantragte ein
ehern Denkmal als bleibendes Zeichen der Mb. 4 (T-xi S. is,
Dankbarkeitfür den gütigen und wei-
sen Geber der neuen VerfassungZ.
Als vorsorgender Familienvater
wollte er, daß der erste Sohn die
gründliche WeiterführUng und den
Ausbau des Geschäfts übernehme,
der andere ArztZ und der dritte
Apotheker werde, damit sie, wie er
scherzweise bemerkte, „einänder in
die Hände arbeiten könnten" — ein
Beleg dafür, daß der Humor,welcher
sich so reichlich aufunseren nachmali-
gen Maler vererbte, im väterlichen
Blute längst heimisch, nicht zu den
importierten Waren gehörte. So er-
hielten die Kinder eine ernste, vor-
zugliche Erziehung;jeder hatte früh-
zeitig sein festes Lebensziel vor
Augen. Besonderer Wert wurde auf
die Pflege neuerer Sprachen gelegt.
Karl Spitzweg (geboren 5. Fe-
bruar1808) absolvierte wacker die
Phot. F. Bruckmann A.-G. Lateinschule und das Gymnasium,
um dann durch Vermittlung seines
Vaters in die unter vn. Pettenkofers Direktion
florierende Kgl. Hof- und Leibapotheke einzutreten.
Hier hantierte der Jüngling im offizinellen Qua-
drivium mit Stößel und Mörser, drehte Pillen, strich
Pflaster, kochte Säfte und Mixturen nach den rät-
selhaften Keilschriften und Hieroglyphen der ordi-
nierenden Heilkünstler, verbuchte seine Elaborate,
schrieb Signaturen auf Tiegel, Flaschen und Büch-
sen, etikettierte Gläser, Phiolen und Schächtelein,
bis er, endlich freigesprochen, als vollendetes „Sub-
jekt" in einerwarm empfohlenenApothekezuStrau-
bing in „Kondition" trat. Hier ging es nebenbei
lustig zu, der „schöneMünchener" tanzteund spielte
in einem Liebhabertheater mit jungen artistischen
Kräften und Malern, darunter beispielsweise der
damals junge, nachmalige Architekturmaler Ferdi-
nand Petzel (1819—1899), der noch an den Kohlen
dieser Erinnerungen seine alten Tage wärmte. Bei
Eine Prisc gefällig
Abb. 3 (Tert S. 8>
Der armc Poet
ie Spitzweg stammen, wie der um
unseren Künstler überhaupt so hoch-
verdiente Professor Or-. Hermann
Uhde-Bernays zuerst nachgewie-
sen, aus dem nächst Fürstenfeldbruck
gelegenen Unter-Pfaffenhofen, wo der als Post-
meister tätige Großvater durch betriebsamen Fleiß
Ansehen und Vermögen erwarb. Sein Sohn Simon
Spitzweg (geboren 13. November 1776), der sich
zwischen Frankfurt und Wien umgetan, verzog,mit
schönen Kenntnissen ausgestattet, nach München,
heiratete 1804Franziska Schmotzer, eines Früchten-
händlers Tochter, und erwarb das an der südwest-
lichen Ecke der Neuhauser- und Eisenmannsgasse
lgerade gegenüber der damals noch unter einem
Dach vereinten Akademie für Kunst und Wissen-
schaft) ein schönes, stattliches, vierstöckiges Haus,
in welchem er eineheutenoch in Karl KapfersBesitz
storierende Spezerei- und Kolonialwaren-
handlung errichtete.
Jn kurzer Zeit gewann ihm seine, im
Klein- wie Großverkehr gleich gewandte,
umsichtigeTätigkeit das weitesteVertrauen
derMitbürger, die ihn nun auch mit Ehren-
stellen,Bürden und Würden vollauf belaste-
ten. Nach Verleihung der „Constitution"
(1818) als Vertreter derBürgerschaftin die
Volkskammer gewählt, tat er sich als mann-
hafterRednerund wahrerPhilanthrop her-
vor, beantragte schon 1819 die Gründung
einer Erziehungs- und Bildungs-Anstalt
sür künftige Bürger, verlangte praktische
Übung und Schulung des mündlichen Vor-
trags: derDichterwird geboren,dieRedner-
gabe aber durch stete Übung erworben und
gezeitigt. Spitzweg bewirkte die Errichtung
einerHöherenTöchterschule,beantragte ein
ehern Denkmal als bleibendes Zeichen der Mb. 4 (T-xi S. is,
Dankbarkeitfür den gütigen und wei-
sen Geber der neuen VerfassungZ.
Als vorsorgender Familienvater
wollte er, daß der erste Sohn die
gründliche WeiterführUng und den
Ausbau des Geschäfts übernehme,
der andere ArztZ und der dritte
Apotheker werde, damit sie, wie er
scherzweise bemerkte, „einänder in
die Hände arbeiten könnten" — ein
Beleg dafür, daß der Humor,welcher
sich so reichlich aufunseren nachmali-
gen Maler vererbte, im väterlichen
Blute längst heimisch, nicht zu den
importierten Waren gehörte. So er-
hielten die Kinder eine ernste, vor-
zugliche Erziehung;jeder hatte früh-
zeitig sein festes Lebensziel vor
Augen. Besonderer Wert wurde auf
die Pflege neuerer Sprachen gelegt.
Karl Spitzweg (geboren 5. Fe-
bruar1808) absolvierte wacker die
Phot. F. Bruckmann A.-G. Lateinschule und das Gymnasium,
um dann durch Vermittlung seines
Vaters in die unter vn. Pettenkofers Direktion
florierende Kgl. Hof- und Leibapotheke einzutreten.
Hier hantierte der Jüngling im offizinellen Qua-
drivium mit Stößel und Mörser, drehte Pillen, strich
Pflaster, kochte Säfte und Mixturen nach den rät-
selhaften Keilschriften und Hieroglyphen der ordi-
nierenden Heilkünstler, verbuchte seine Elaborate,
schrieb Signaturen auf Tiegel, Flaschen und Büch-
sen, etikettierte Gläser, Phiolen und Schächtelein,
bis er, endlich freigesprochen, als vollendetes „Sub-
jekt" in einerwarm empfohlenenApothekezuStrau-
bing in „Kondition" trat. Hier ging es nebenbei
lustig zu, der „schöneMünchener" tanzteund spielte
in einem Liebhabertheater mit jungen artistischen
Kräften und Malern, darunter beispielsweise der
damals junge, nachmalige Architekturmaler Ferdi-
nand Petzel (1819—1899), der noch an den Kohlen
dieser Erinnerungen seine alten Tage wärmte. Bei
Eine Prisc gefällig