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Augen, stets wohlgelaunt, zeichuete er wie
Hackländer Soldatenleben in Krieg und Frieden,
StraßentreibenundMarktleben, entdeckte dieweit-
verzweigte „Familie der Blaumeier", illustrierte
„Redensarten", Turnerfeste, schuf Schatten-
bilder-Erzählungen, autik-moderne Firlefanze-
reien, ethnographische Maskenzüge, große und
kleine Kinder mit Dienstmägden und Gouver-
nanten. Als Stauber zu Ende Dezember 1886
seine artistische Bilanz zog, fand sich, daß er
über 9000 Holzstöcke gezeichnet, dazu einige
Tausend von Skizzeu, die nicht vollendet oder
uach seinen Entwürfen von Anderen, nicht zum
Besten seines Namens, auf Holz übersetzt, in
Nürnberg oder Stuttgart und anderswo zur
Ausführung kamen. Er räumte hochbetagt und
neidlos dem jungen Nachwuchs das Feld.
Nebenbei tollten noch zwei junge Gesellen:
Carl Reinhardt und Herbert König"), in
ihrer Weise Vorläufer von Wilhelm Busch
und Adolf Oberländer, die mit den glän-
zenden Kugeln des Humors jonglierten und
gleich Akrobaten mit burlesken Reimen und
witzigen Zeichnungen unerhörten Mutwillen in
graziöser Weise trieben. Carl Reinhardt,
auch im Landschaftsfach gleichmäßig tätig, suchte
ueue Motive, beispielsweise einen „Gefrorenen
Wasserfall" auf die Leinwand zu zaubern,
während der ebenso wortmächtige Herbert
König als Charakterspieler über die weltbe-
deutenden Bretter ging, als treffsicherer Por-
trätmaler den Pinsel und als Dichter die Feder
führte; beide immer im Feuerwerk des Witzes
blitzend, jeder ein verwandlungsreicher Proteus
und ruheloser Wanderer.
Das waren beiläufig die Touangeber und
stimmführenden Geister, welche mit dem immer
gleich unerschütterlich bleibenden Kaspar Brauu
wetteiferteu, der hinter glühend durchbohrenden
Augen die unerschöpfliche Güte seines weichen
Gemütes verbarg. Jn dieser Luft lebte der über
Karlsruhe und Frankfurt seit 1847 nach München
zurückgekehrte Moritz von Schwind und der als
Abb. 21 (Text S. 22)
Phot. F. Bruckmann A.-G.
Morgcnkonzcrt
Abb. 22 (Tcxt S. 22)
Phot. F. Bruckmann A.
Dcr wildc Jägersmann
Jugendschriftsteller, Dichter, Zeichner und Ton-
setzer unerschöpflich heitere Franz Graf von
Pocei. Dazu gehöne unser Karl
Spitzweg als echtes Mutterkind
der Jsarstadt. Jm regsten Wetteifer
mit diesen und anderen fröhlichen
Genossen entstanden in Wort und
Bild seine perlenden Einfälle für
die „Fliegenden"; trotz den stets
wechselnden, hingekritzelten Mono-
grammen durch den selbsteigenen
Strich seines Stiftes doch unver-
kennbar. Eintagsfliegen aus dem
tollen Jahre 1848 und zur Signatur
desselben unschätzbar. So z. B.
die von einem spießbürgerlichen
Trommelschläger eingeleitete, obrig-
keitlich bewilligte „Telegraphische
Depesche, daß der Friede gesichert,
da Herr Maier beim benachbarten
KaffeesiederdieDiktaturanzunehmen
Augen, stets wohlgelaunt, zeichuete er wie
Hackländer Soldatenleben in Krieg und Frieden,
StraßentreibenundMarktleben, entdeckte dieweit-
verzweigte „Familie der Blaumeier", illustrierte
„Redensarten", Turnerfeste, schuf Schatten-
bilder-Erzählungen, autik-moderne Firlefanze-
reien, ethnographische Maskenzüge, große und
kleine Kinder mit Dienstmägden und Gouver-
nanten. Als Stauber zu Ende Dezember 1886
seine artistische Bilanz zog, fand sich, daß er
über 9000 Holzstöcke gezeichnet, dazu einige
Tausend von Skizzeu, die nicht vollendet oder
uach seinen Entwürfen von Anderen, nicht zum
Besten seines Namens, auf Holz übersetzt, in
Nürnberg oder Stuttgart und anderswo zur
Ausführung kamen. Er räumte hochbetagt und
neidlos dem jungen Nachwuchs das Feld.
Nebenbei tollten noch zwei junge Gesellen:
Carl Reinhardt und Herbert König"), in
ihrer Weise Vorläufer von Wilhelm Busch
und Adolf Oberländer, die mit den glän-
zenden Kugeln des Humors jonglierten und
gleich Akrobaten mit burlesken Reimen und
witzigen Zeichnungen unerhörten Mutwillen in
graziöser Weise trieben. Carl Reinhardt,
auch im Landschaftsfach gleichmäßig tätig, suchte
ueue Motive, beispielsweise einen „Gefrorenen
Wasserfall" auf die Leinwand zu zaubern,
während der ebenso wortmächtige Herbert
König als Charakterspieler über die weltbe-
deutenden Bretter ging, als treffsicherer Por-
trätmaler den Pinsel und als Dichter die Feder
führte; beide immer im Feuerwerk des Witzes
blitzend, jeder ein verwandlungsreicher Proteus
und ruheloser Wanderer.
Das waren beiläufig die Touangeber und
stimmführenden Geister, welche mit dem immer
gleich unerschütterlich bleibenden Kaspar Brauu
wetteiferteu, der hinter glühend durchbohrenden
Augen die unerschöpfliche Güte seines weichen
Gemütes verbarg. Jn dieser Luft lebte der über
Karlsruhe und Frankfurt seit 1847 nach München
zurückgekehrte Moritz von Schwind und der als
Abb. 21 (Text S. 22)
Phot. F. Bruckmann A.-G.
Morgcnkonzcrt
Abb. 22 (Tcxt S. 22)
Phot. F. Bruckmann A.
Dcr wildc Jägersmann
Jugendschriftsteller, Dichter, Zeichner und Ton-
setzer unerschöpflich heitere Franz Graf von
Pocei. Dazu gehöne unser Karl
Spitzweg als echtes Mutterkind
der Jsarstadt. Jm regsten Wetteifer
mit diesen und anderen fröhlichen
Genossen entstanden in Wort und
Bild seine perlenden Einfälle für
die „Fliegenden"; trotz den stets
wechselnden, hingekritzelten Mono-
grammen durch den selbsteigenen
Strich seines Stiftes doch unver-
kennbar. Eintagsfliegen aus dem
tollen Jahre 1848 und zur Signatur
desselben unschätzbar. So z. B.
die von einem spießbürgerlichen
Trommelschläger eingeleitete, obrig-
keitlich bewilligte „Telegraphische
Depesche, daß der Friede gesichert,
da Herr Maier beim benachbarten
KaffeesiederdieDiktaturanzunehmen