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Abb. 49 lTert S. 30) Phot. Fr. Hanfstacngl
Blnmcnpflcge am Morgen
Dann folgen nach bekannter Melodie
„Maler-Schnadahüpfeln":
Z'erst tuat ma's paticrn,
D'rauf kimmt dö Lasur,
Und durch dös Lasier'n
Werd's grad wie d' Natur!
Z'letzt nimmst no a Farb her,
Die d'Aug'n recht daschrcckt,
Die streichst nacha dick hi . . ,
Dös hoaßt ma 'n Effekt!
Nur Farb drauf in Häuf'n
Als wann g'mauert wer'n müaßt,
Daß d' Nachwelt kann greif'n,
Wann d'Farb eppa schiaßt!
A Leinwand hon i aufg'spannt
So glatt und so fein —
Ja, komponieren kunnt i schon, woaßt,
Aber 's fallt ma nix ein!
Beim Mal'n wia beim Dicht'n
Js allweil oan G'schicht:
Es soll sich halt reimen
So is a Gedicht.
Daß der geistverwandte Schwind, der
hierin seine eigene Empfindung zutreffend
ausgedrückt fand, mit einem homerischen
Gelächter sekundierte, ist leicht glaubhaft.
Jn seiner bescheidenen Weise fühlte sich
Spitzweg immer noch als Dilettant, wie
selbst Platens Schmerzruf beweist: „Auch
das Beste, das wir bilden, ist ein ewiger
Versuch, einzig nur von Kunst geadelt,
bleibt es stereotyp im Zeitenbuch." Somit
steht das klassische tiliwuiiäo cii86iiuii8
oiuiiss! in steter Geltung. Eine Erfah-
rung, welche Spitzweg, der an so viele seiner
Arbeiten das rasierende oder spaltend vernichtende
Messer anlegte, oder gleich dem selbstquälerischen
Alexander Straehuber gleich kurzweg und eigen-
händig in den Ofen schob — oft die Arbeit schwe-
rer Tage und langer Wochen vernichtend, also in
Form bringt: „Jch als Maler":
Bleiben alle unser Lebtag wir Studenten:
Jch bin Doktor — meine Bilder Patienten!
Daß auch Viele mir schon in der Kur gestorben,
Hat die Lust mir am Kurieren nie verdorben;
Aber leider sehen meine Patienten
Nicht alsDoktor an mich,sondernals—Studenten!
Verwandt damit lautet der Spruch:
Ein jeder Mensch ist Patient
Und eigens zu behandeln.
Doch schmecken die Rezept' am End'
Fast alle nach bittern Mandeln!
Eines Angelus Silesius würdig sind die kurzen
Tragemen:
Glücklich macht Dich das Wissen,
Selig aber Dein Gewissen!
und das „Rezept zu einem guten Schlafe":
Beschwere dein Gewissen nicht,
So detto nicht den Magen.
Doch was bei Dir Gewissen ist,
Mußt du dir selber sagen.
An den von Spitzweg stets hochverehrten Kin-
derfreund und Zeichner Franz Graf von Pocci
richtet er den Gruß::
Was hebt und engt die Menschenbrust
Zu sagen ist euch unbenommen;
Doch dieser singt voll Herzenslust:
„Laßt mir die Kleinen kommen!"
Die „Ausgrabungen in Olympia" entlocken
ihm die auch auf Schliemann und die Kunst-
forscher aller Zeiten passenden Zeilen:
Und wird die Welt auch noch so alt,
Der Mensch bleibt immer Kind!
Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt,
Wie cben Kinder sind!
Wann alles erst in klein zerstückt
Und nichts mehr zu verderben,
So sucht er wieder — neubeglückt —
Und spielt drauf mit den Scherben!
Abb. 49 lTert S. 30) Phot. Fr. Hanfstacngl
Blnmcnpflcge am Morgen
Dann folgen nach bekannter Melodie
„Maler-Schnadahüpfeln":
Z'erst tuat ma's paticrn,
D'rauf kimmt dö Lasur,
Und durch dös Lasier'n
Werd's grad wie d' Natur!
Z'letzt nimmst no a Farb her,
Die d'Aug'n recht daschrcckt,
Die streichst nacha dick hi . . ,
Dös hoaßt ma 'n Effekt!
Nur Farb drauf in Häuf'n
Als wann g'mauert wer'n müaßt,
Daß d' Nachwelt kann greif'n,
Wann d'Farb eppa schiaßt!
A Leinwand hon i aufg'spannt
So glatt und so fein —
Ja, komponieren kunnt i schon, woaßt,
Aber 's fallt ma nix ein!
Beim Mal'n wia beim Dicht'n
Js allweil oan G'schicht:
Es soll sich halt reimen
So is a Gedicht.
Daß der geistverwandte Schwind, der
hierin seine eigene Empfindung zutreffend
ausgedrückt fand, mit einem homerischen
Gelächter sekundierte, ist leicht glaubhaft.
Jn seiner bescheidenen Weise fühlte sich
Spitzweg immer noch als Dilettant, wie
selbst Platens Schmerzruf beweist: „Auch
das Beste, das wir bilden, ist ein ewiger
Versuch, einzig nur von Kunst geadelt,
bleibt es stereotyp im Zeitenbuch." Somit
steht das klassische tiliwuiiäo cii86iiuii8
oiuiiss! in steter Geltung. Eine Erfah-
rung, welche Spitzweg, der an so viele seiner
Arbeiten das rasierende oder spaltend vernichtende
Messer anlegte, oder gleich dem selbstquälerischen
Alexander Straehuber gleich kurzweg und eigen-
händig in den Ofen schob — oft die Arbeit schwe-
rer Tage und langer Wochen vernichtend, also in
Form bringt: „Jch als Maler":
Bleiben alle unser Lebtag wir Studenten:
Jch bin Doktor — meine Bilder Patienten!
Daß auch Viele mir schon in der Kur gestorben,
Hat die Lust mir am Kurieren nie verdorben;
Aber leider sehen meine Patienten
Nicht alsDoktor an mich,sondernals—Studenten!
Verwandt damit lautet der Spruch:
Ein jeder Mensch ist Patient
Und eigens zu behandeln.
Doch schmecken die Rezept' am End'
Fast alle nach bittern Mandeln!
Eines Angelus Silesius würdig sind die kurzen
Tragemen:
Glücklich macht Dich das Wissen,
Selig aber Dein Gewissen!
und das „Rezept zu einem guten Schlafe":
Beschwere dein Gewissen nicht,
So detto nicht den Magen.
Doch was bei Dir Gewissen ist,
Mußt du dir selber sagen.
An den von Spitzweg stets hochverehrten Kin-
derfreund und Zeichner Franz Graf von Pocci
richtet er den Gruß::
Was hebt und engt die Menschenbrust
Zu sagen ist euch unbenommen;
Doch dieser singt voll Herzenslust:
„Laßt mir die Kleinen kommen!"
Die „Ausgrabungen in Olympia" entlocken
ihm die auch auf Schliemann und die Kunst-
forscher aller Zeiten passenden Zeilen:
Und wird die Welt auch noch so alt,
Der Mensch bleibt immer Kind!
Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt,
Wie cben Kinder sind!
Wann alles erst in klein zerstückt
Und nichts mehr zu verderben,
So sucht er wieder — neubeglückt —
Und spielt drauf mit den Scherben!