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Abb. 8 (Tcxt S. 8) Der Jnfcmt Don Carl l Phot. Vruclnnmn
(Madrid, Prado)
dem Bildnisse zu, für das er seine eigentliche
Begabung zeigte, auf welchem Gebiete er seiue
Größe offenbarte.
II. Der königliche Hosmaler. Jm Jahre
1623 erhielt Velazquez eine Anstellung am Hofe
in Madrid, um welche er sich bereits zwei Jahre
vorher, nach dem Tode Philipps III., damals ohne
Erfolg, beworben hatte. Er erfreute sich der Guust
des mächtigen Ministers Olivares und erhielt ein
Atelier im königlichen Palast. Damit trat er in
enge Beziehungen zu König
Philipp IV., von dem er sich
nicht mehr trennte. Der Künst-
ler wurde nun der eigentliche
Hofmaler des Königs, dessen
Züge er in allen Lebensjahren
sestgehalteu hat.
Von den Bildern aus der
ersten Zeit des Madridcr Auf-
enthaltes haben sich nur we-
nige erhalten. Selbst ein Rei-
terbild des Königs ist nicht
mehr nachweisbar, hingcgen
findet sich eiu Vrustbild des-
selben aus dieser Epoche im
Prado (Abb. 26).
Der achtzehnjährige König
scheint kaum dem Knabenalter
entwachsen. Die blonden, sorg-
fältig behandelten Haare um-
rahmen das Autlitz, in dcm
der breite Mund etwas auf-
fallcud sich geltend macht. Ein
scharfer Geist sprüht keiues-
wegs aus diescn fast mühsam
geöffneteu Augen. Der glatte
Halskragen weist auf die ebeu
in Kraft getretene neue Klei-
derordnung hin, welche dem
koslspieligcnholländischenSpit-
zenkragen deu Krieg erklärt
hatte, wie der Biograph Phi-
lipps IV. erklärt: „Diese hat-
ten dem Laud jährlich mehrere
Millionen gekostet: das Silber
nahmeu uns die Fremden ab
uud ließen uns dafür, wie Wil-
den, unsere schmähliche Eitel-
keit." Die Rüstung und der
rote überwurf sind spätere Zu-
taten zum Kopse, den Velaz-
quez malte.
Wie eiue Studie zur Ganz-
figur des Königs (Abb. 7) er-
weist sich dieser Kopf, denn die
Züge, selbst die Haltung des
Hauptes und dessen Haarfrisur
kehren hier wieder. Jn ein-
facher, schwarzec Hoftracht er-
scheint der König am rot ge-
deckten Tische steheud, auf dem
man den hohen Hut beobachtet. Die Linke stützt sich
auf denDegenkopf,während in derherabhängenden
Rechten eine Bittschrift ruht. Die weißen Hände
sind wie der blasse Kopf mit großer Sorgfalt model-
liert, eine Behandlung, die das Bildnis nur in der
ersten Periode des Meisters aufweist. Die Beine
mit enganschließenden Strümpfen bekleidet, sind
nahe aneinandergerückt, wodurch eine gewisse
Zierlichkeit der Stellung erreicht wurde. Der
geringe Raum zwischen dem Kopf und dem oberu
Abschluß des Bildes, die steil ansteigende Fläche
Abb. 8 (Tcxt S. 8) Der Jnfcmt Don Carl l Phot. Vruclnnmn
(Madrid, Prado)
dem Bildnisse zu, für das er seine eigentliche
Begabung zeigte, auf welchem Gebiete er seiue
Größe offenbarte.
II. Der königliche Hosmaler. Jm Jahre
1623 erhielt Velazquez eine Anstellung am Hofe
in Madrid, um welche er sich bereits zwei Jahre
vorher, nach dem Tode Philipps III., damals ohne
Erfolg, beworben hatte. Er erfreute sich der Guust
des mächtigen Ministers Olivares und erhielt ein
Atelier im königlichen Palast. Damit trat er in
enge Beziehungen zu König
Philipp IV., von dem er sich
nicht mehr trennte. Der Künst-
ler wurde nun der eigentliche
Hofmaler des Königs, dessen
Züge er in allen Lebensjahren
sestgehalteu hat.
Von den Bildern aus der
ersten Zeit des Madridcr Auf-
enthaltes haben sich nur we-
nige erhalten. Selbst ein Rei-
terbild des Königs ist nicht
mehr nachweisbar, hingcgen
findet sich eiu Vrustbild des-
selben aus dieser Epoche im
Prado (Abb. 26).
Der achtzehnjährige König
scheint kaum dem Knabenalter
entwachsen. Die blonden, sorg-
fältig behandelten Haare um-
rahmen das Autlitz, in dcm
der breite Mund etwas auf-
fallcud sich geltend macht. Ein
scharfer Geist sprüht keiues-
wegs aus diescn fast mühsam
geöffneteu Augen. Der glatte
Halskragen weist auf die ebeu
in Kraft getretene neue Klei-
derordnung hin, welche dem
koslspieligcnholländischenSpit-
zenkragen deu Krieg erklärt
hatte, wie der Biograph Phi-
lipps IV. erklärt: „Diese hat-
ten dem Laud jährlich mehrere
Millionen gekostet: das Silber
nahmeu uns die Fremden ab
uud ließen uns dafür, wie Wil-
den, unsere schmähliche Eitel-
keit." Die Rüstung und der
rote überwurf sind spätere Zu-
taten zum Kopse, den Velaz-
quez malte.
Wie eiue Studie zur Ganz-
figur des Königs (Abb. 7) er-
weist sich dieser Kopf, denn die
Züge, selbst die Haltung des
Hauptes und dessen Haarfrisur
kehren hier wieder. Jn ein-
facher, schwarzec Hoftracht er-
scheint der König am rot ge-
deckten Tische steheud, auf dem
man den hohen Hut beobachtet. Die Linke stützt sich
auf denDegenkopf,während in derherabhängenden
Rechten eine Bittschrift ruht. Die weißen Hände
sind wie der blasse Kopf mit großer Sorgfalt model-
liert, eine Behandlung, die das Bildnis nur in der
ersten Periode des Meisters aufweist. Die Beine
mit enganschließenden Strümpfen bekleidet, sind
nahe aneinandergerückt, wodurch eine gewisse
Zierlichkeit der Stellung erreicht wurde. Der
geringe Raum zwischen dem Kopf und dem oberu
Abschluß des Bildes, die steil ansteigende Fläche