8
Abb. S (Text untcn)
Bacchus uud dic Trinlcr
(Madrid, Prado)
Phot. Bruckmanu
des Bodens und der gewählte hohe Augenpunkt
llerleihen der Figur eine ganz auffallende Größe,
trotzdem sie nicht mehr als sieben Kopflängen
beträgt. Allein diese künstlerischen Mittel llermögeir
keineswegs auch eine geistige Bedeutsamkeit des
Dargestellten Zu betonen. Diese Aufgabe war
in der Darstellung des Monarchen überhaupt
schwierig, über den ein italienischer Gesandter
berichtete: „Jn der Uhr seiner Regierung ller-
sieht er bloß das Geschäft des Stundenzeigers,
der selbst ohne jede Bewegung, nur durch die
Räder der Minister bewegt wird."
Nichtvielspüterentstanddas Bildnis desjüngeren
Bruders des Königs, des Jnfanten Don Carlos
(Abb. 8). Der tüchtigste llon den drei Brüdern,
abervon dem allmächtigen Olivares zurückgedrängt,
verbrachte er sein Leben in höfischer Abhängigkeit,
beinahe Gefangenschaft, bis er mit 25 Jahren
— 1632 — an einem Fieber starb. Die Züge
sind denen seines Bruders außerordentlich ähnlich.
Er trägt über der schwarzseidenen Hoftracht eine
goldene Kette, die bekleidete Linke faßt den breiten
Hut, während die Rechte lässig den Handschuh
festhält. Die Beine zeigen nicht die zierliche
Stellung wie bei seiuem königlichen Bruder. Um
den Mund spielt etwas von jener Verbitterung,
die ihn vorm Tode noch den Bruder vor seinen
schlimmen Beratern warnen ließ.
Von dem Lenker aller Staatsgeschäfte unter
Philipp IV., dem gefürchteten Olivares, wird
uns später ein Bilduis begegnen.
III. Bacchus und die Trinker. Jm Jahre
1628 erschien Rubenszum zweitenMale inMadrid.
Unter dem Vorwande einer politischen Mission
konnte er seinem Herzenswunsche entsprechcn. Jn
den neuu Monaten seines Aufenthaltes entfaltete
er eine ganz hervorragende Fruchtbarkeit und trat
in nähere Beziehungen zu Velazquez, wie uns dessen
Schwicgervater llersichert: „MitMalern verkehrt er
(Rubens) wensg, nur mit meinem Schwiegersohn
(mit dem er vorher Briefe gewechselt hatte) schloß
er Freundschaft, er äußerte sich sehr günstig über
seine Werke wegen seiner Bescheidenheit. Sie be-
suchten zusammen den Escorial."
Von einem Einflusse des großen Koloristen
auf Velazquez in dem Siune eiuer neu anbrechen-
deu Wandlung des malerischen Stiles darf nicht
gesprochen werden. Hingegen zeigt das Gebiet
der Mythologie, dem sich nun auch der spanische
Malerfürst zuwendet, daß Anregungen durch
Rubens unbedingt vorhanden sind, obschon die
Selbständigkeit, die sich hier bekundet, doch wieder
die scharfe Jndividualität des Meisters betont.
Das vom König bestellte Gemälde: Bacchus
und die Trinker, ios dovi'Äolios (Abb. 9) ge-
Abb. S (Text untcn)
Bacchus uud dic Trinlcr
(Madrid, Prado)
Phot. Bruckmanu
des Bodens und der gewählte hohe Augenpunkt
llerleihen der Figur eine ganz auffallende Größe,
trotzdem sie nicht mehr als sieben Kopflängen
beträgt. Allein diese künstlerischen Mittel llermögeir
keineswegs auch eine geistige Bedeutsamkeit des
Dargestellten Zu betonen. Diese Aufgabe war
in der Darstellung des Monarchen überhaupt
schwierig, über den ein italienischer Gesandter
berichtete: „Jn der Uhr seiner Regierung ller-
sieht er bloß das Geschäft des Stundenzeigers,
der selbst ohne jede Bewegung, nur durch die
Räder der Minister bewegt wird."
Nichtvielspüterentstanddas Bildnis desjüngeren
Bruders des Königs, des Jnfanten Don Carlos
(Abb. 8). Der tüchtigste llon den drei Brüdern,
abervon dem allmächtigen Olivares zurückgedrängt,
verbrachte er sein Leben in höfischer Abhängigkeit,
beinahe Gefangenschaft, bis er mit 25 Jahren
— 1632 — an einem Fieber starb. Die Züge
sind denen seines Bruders außerordentlich ähnlich.
Er trägt über der schwarzseidenen Hoftracht eine
goldene Kette, die bekleidete Linke faßt den breiten
Hut, während die Rechte lässig den Handschuh
festhält. Die Beine zeigen nicht die zierliche
Stellung wie bei seiuem königlichen Bruder. Um
den Mund spielt etwas von jener Verbitterung,
die ihn vorm Tode noch den Bruder vor seinen
schlimmen Beratern warnen ließ.
Von dem Lenker aller Staatsgeschäfte unter
Philipp IV., dem gefürchteten Olivares, wird
uns später ein Bilduis begegnen.
III. Bacchus und die Trinker. Jm Jahre
1628 erschien Rubenszum zweitenMale inMadrid.
Unter dem Vorwande einer politischen Mission
konnte er seinem Herzenswunsche entsprechcn. Jn
den neuu Monaten seines Aufenthaltes entfaltete
er eine ganz hervorragende Fruchtbarkeit und trat
in nähere Beziehungen zu Velazquez, wie uns dessen
Schwicgervater llersichert: „MitMalern verkehrt er
(Rubens) wensg, nur mit meinem Schwiegersohn
(mit dem er vorher Briefe gewechselt hatte) schloß
er Freundschaft, er äußerte sich sehr günstig über
seine Werke wegen seiner Bescheidenheit. Sie be-
suchten zusammen den Escorial."
Von einem Einflusse des großen Koloristen
auf Velazquez in dem Siune eiuer neu anbrechen-
deu Wandlung des malerischen Stiles darf nicht
gesprochen werden. Hingegen zeigt das Gebiet
der Mythologie, dem sich nun auch der spanische
Malerfürst zuwendet, daß Anregungen durch
Rubens unbedingt vorhanden sind, obschon die
Selbständigkeit, die sich hier bekundet, doch wieder
die scharfe Jndividualität des Meisters betont.
Das vom König bestellte Gemälde: Bacchus
und die Trinker, ios dovi'Äolios (Abb. 9) ge-