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Abb. 1S (Tcrt S. 17) Phot. Bruckmann
Dcr Obcrjägcrmeistcr Juan Mateos
(Dresden, Galerie)
die eben mitgeteilte Neuigkeit. Golden leuchtet dcr
Mantel, der nur den sandatenbekleideten rechten Fuß
und die rechte Partie des Oberkörpers frei läßt.
Die unerwartete Kunde erregt das starre Entsetzen
Vulkans, der das glühende Eisenstück liegen läßt,
zu dessen Bearbeitung er eben den schweren Hammer
schwang, und seine dunkeln Augen drohend und rach-
süchtig blitzen läßt. Das nämliche Staunen und Ent-
setzen ersaßt auch die übrigen Gestalten, die beiden
Gesellen zunächst, die ihre Hämmer ruhen lassen,
während derjenige in der Ecke den sehnigen Arm
doppelt anspannt, aus Schrecken über die Mitteilung,
die eben gegeben wird. Mit einem Gemisch von
Mitleid und Schadenfreude blickt der Blasbalgtreter
aus dem Hintergrunde. Bei dem vorzüglichen Zu-
stande dieses Gemäldes ist dessen Farbenwirkung
heute noch leicht zu würdigen. Der geschlossene
Raum der rußigen Schmiede wird beleuchtet durch
das links eindringende Licht und den goldnen Strah-
lenglanz um Apollo. Auf den nackten Körpern Vul-
kans und seiner Gesellen reflektiert es und hellt alle
Tiefen des Grundes aus. Von den frühern zum
Lichte scharf kontrastierenden Schatten ist keine Spur
mehr vorhanden. Die Komposition zeigt eine künst-
lerisch feine Berechnung, den leichten Halbkreis in der
Mitte stützen zwei Punkte: Apollo einerseits und
der gebeugte Geselle auf der rechten Seite. Herz-
erfrischend wirkt die naive Natürlichkeit, mit welcher
der mythologischr Vorgang aufgefaßt und in beinahe
komisch wirkender Einfachheit vorgeführt wurde.
Das zweite Gemälde, das in Rom entstand, be-
handelt ein alttestamentliches Thema: Der blu-
tige Rock Josephs (Abb. 15). Zwei Abgesandte
der Brüder bringen die blutgetränkten Kleider.
Auf ihren Lippen schwebt die Frage: Diesen
Rock haben wir gefunden, siehe, ob es der Rock
deines Sohnes sei oder nicht. Erschreckt ist
Jakob im Begriffe, sich von seinem Sitze zu
erheben: Es ist der Rock meines Sohnes, ein
böses Tier hat ihn zerrissen, ein wildes Tier
hat Joseph gefressen. — Der Stab ist seiner
Hand entfallen, bellend naht fich selbst das
Hündchen den beiden Boten. Diese blicken,
nicht ohne Scheu vor Entlarvung, nach dem
jammernden Vater, während Ruben voll Scham
über den Betrug sich abwendet. Jm Hinter-
grunde stehen zwei der Brüder, der eine voll
Schadenfreude nach Ruben schauend, der andere
führt verlegen seine Rechte nach dem Munde.
Jn einer Halle, deren Marmorfliesen ein kost-
barer Teppich links bedeckt, vollzieht fich die
widerliche Szene. Durch breite Fenster öffnet
Abb. 14 (Text S. 17) Phot. Bruckmann
Prinz Balthasar Carlos als Jäger
(Madrid, Prado)
2*
Abb. 1S (Tcrt S. 17) Phot. Bruckmann
Dcr Obcrjägcrmeistcr Juan Mateos
(Dresden, Galerie)
die eben mitgeteilte Neuigkeit. Golden leuchtet dcr
Mantel, der nur den sandatenbekleideten rechten Fuß
und die rechte Partie des Oberkörpers frei läßt.
Die unerwartete Kunde erregt das starre Entsetzen
Vulkans, der das glühende Eisenstück liegen läßt,
zu dessen Bearbeitung er eben den schweren Hammer
schwang, und seine dunkeln Augen drohend und rach-
süchtig blitzen läßt. Das nämliche Staunen und Ent-
setzen ersaßt auch die übrigen Gestalten, die beiden
Gesellen zunächst, die ihre Hämmer ruhen lassen,
während derjenige in der Ecke den sehnigen Arm
doppelt anspannt, aus Schrecken über die Mitteilung,
die eben gegeben wird. Mit einem Gemisch von
Mitleid und Schadenfreude blickt der Blasbalgtreter
aus dem Hintergrunde. Bei dem vorzüglichen Zu-
stande dieses Gemäldes ist dessen Farbenwirkung
heute noch leicht zu würdigen. Der geschlossene
Raum der rußigen Schmiede wird beleuchtet durch
das links eindringende Licht und den goldnen Strah-
lenglanz um Apollo. Auf den nackten Körpern Vul-
kans und seiner Gesellen reflektiert es und hellt alle
Tiefen des Grundes aus. Von den frühern zum
Lichte scharf kontrastierenden Schatten ist keine Spur
mehr vorhanden. Die Komposition zeigt eine künst-
lerisch feine Berechnung, den leichten Halbkreis in der
Mitte stützen zwei Punkte: Apollo einerseits und
der gebeugte Geselle auf der rechten Seite. Herz-
erfrischend wirkt die naive Natürlichkeit, mit welcher
der mythologischr Vorgang aufgefaßt und in beinahe
komisch wirkender Einfachheit vorgeführt wurde.
Das zweite Gemälde, das in Rom entstand, be-
handelt ein alttestamentliches Thema: Der blu-
tige Rock Josephs (Abb. 15). Zwei Abgesandte
der Brüder bringen die blutgetränkten Kleider.
Auf ihren Lippen schwebt die Frage: Diesen
Rock haben wir gefunden, siehe, ob es der Rock
deines Sohnes sei oder nicht. Erschreckt ist
Jakob im Begriffe, sich von seinem Sitze zu
erheben: Es ist der Rock meines Sohnes, ein
böses Tier hat ihn zerrissen, ein wildes Tier
hat Joseph gefressen. — Der Stab ist seiner
Hand entfallen, bellend naht fich selbst das
Hündchen den beiden Boten. Diese blicken,
nicht ohne Scheu vor Entlarvung, nach dem
jammernden Vater, während Ruben voll Scham
über den Betrug sich abwendet. Jm Hinter-
grunde stehen zwei der Brüder, der eine voll
Schadenfreude nach Ruben schauend, der andere
führt verlegen seine Rechte nach dem Munde.
Jn einer Halle, deren Marmorfliesen ein kost-
barer Teppich links bedeckt, vollzieht fich die
widerliche Szene. Durch breite Fenster öffnet
Abb. 14 (Text S. 17) Phot. Bruckmann
Prinz Balthasar Carlos als Jäger
(Madrid, Prado)
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