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Die Kunst dem Volke <München> — 1916 (Nr. 25-28)

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Fäh, Adolf: Velasquez
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https://doi.org/10.11588/diglit.21067#0101
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Abb. 18 (Text ncbenan) Phot. Bruckmann

Die Jnjantin Maria, Königin von Ungarn. (Madrid. Prado)

Der Schatten unter der Nase und der scharfe
Mund betonen einen ernsten Zug im zarten Ant-
litze, das von den blonden
Löckchen der reichen Haar-
frisur umrahmt ist, welche
die Stirne mit den fein ge-
schwungenen Augenbrauen
sreiläßt. Das reiche Licht
im Antlitze durchleuchtet die
ganze Figur, nur in einzel-
nen Gewandpartien treten
die scharfen Schatten der
Frühzeit unauffällig hervor.

V. Dieübergabevon
Vreda. Velazquez verließ
Neapel und kam am Anfang
des Jahres 1637 in Madrid
an, um nun während acht-
zehn Jahren am Hose des
Königs seine fruchtbarsten
Lebensjahre zuzubringen.
Allerdings konnte er nicht
ausschließlich seiner Kunst
leben, denn die verschieden-
sten Ehrenämter wurden ihm
übertragen, mit denen immer
ein entsprechendes Einkom-
men verbunden war. Die
stets schärfer hervortretenden
^ finanziellen Schwierigkeiten,

IN denen Spanren slch be-

sich die hügelige Landschaft dem Auge. Man er-
kennt in diesen struppigen Männern die Gesellen
der Schmiede des vorigen Bildes, besonders die
beiden trefflich modellierten Figuren der linken
Seite. Nur der jammernde Greis mit den durch-
furchten Zügen und seinem welligen Barte ist
eine neue Schöpfung des Meisters. Jn der Kom-
pofition beachten wir einen nach außen sich öff-
nenden Halbkreis; dem künstlerisch stark betonten
Vater entspricht gegenüber sein Sohn Ruben,
der das Gleichgewicht wieder herstellt. Das Licht
fällt von vorn links ein. Die Schatten sind hier
wieder dunkler, doch fällt dieser Nachteil wohl
einer späteren Restauration zu.

Einen Auftrag des Königs Philipp IV. hatte
Velazquez inJtalien auszuführen. SeineSchwester,
die Jnfantin Maria, die Braut des Königs Fer-
dinand von Ungarn, verweilte auf der Reise
dahin in Neapel, wo der Kllnstler dem Wunsche
seines Gönners nachkam. Ein Bildnis in ganzer
Figur und ein Brustbild sind aus dieser Zeit
vorhanden, welche beide als eigenhändige Ar-
beiten des Künstlers bezeichnet werden. Die
energische Fürstin, welche die Bewerbung des
Prinzen von Wales entschieden abgewiesen: „Nie
werde ich einen Nichtkatholiken heiraten, lieber
nehme ich den Schleier bei den Barfüßerinnen",
war bekannt als kühne Jägerin, ihr Temperament
war lebhaft, ihr Verstand durchdringend und
scharf. So hat sie der Künstler dargestellt. Aus
der weißen Halskrause erhebt sich das blasse
Köpfchen im Madrider Brustbilde (Abb. 18).

Abb. 19 (Text S. 21) Reiterbildnis dcr Königiri Jsabella

(Madrid, Prado)
 
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