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Die Kunst dem Volke <München> — 1916 (Nr. 25-28)

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Fäh, Adolf: Velasquez
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https://doi.org/10.11588/diglit.21067#0102
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Abb. 2V (Tert S. 20) Jsabclla von Bourbon, die crste Gemahlin Philippz IV. Phot. Bruckmann

<Wicn, Hofmuscum)

fand, machten sich anch bei unserm Meister bemerk-
bar und bildeten wohl die einzige Sorge seines
sonst so sonnigen Daseins.

Für die neuen Lustschlösser des baulustigen
Königs entstand eine Reihe von Bildern, deren
Entstehungszeit nicht genau festgesetzt ist. Das
bedeutendste derselben ist die Übergabe von Breda
(Abb. 2). Die Festung Breda, nahe der hol-
ländischen Grenze, in Nordbrabant, war 1590
in die Hände der Oranier gefallen. 1624 sollte
dieses „Bollwerk Flanderns" wieder zurückerobert
werden. Nach langer Belagerung erfolgte die
Übergabe am 5. Juni 1625. Velazquez wählte
den Moment, in welchem der Sieger und sein
Feind einander begegnen. Der Kommandant
Justin von Nassau ist eben vom Pferde gestiegen.
Leicht geneigt hält er den Schlüssel in seiner
Rechten, um denselben dem Heerführer Spinola
zu übergeben. Dieser hat ebenfalls sein Pferd
verlassen und legt sreundlich die Rechte auf die
Schulter des Gegners, während in der Linken

sein Hut und der Feldherrn-
stab ruht. Jn einfachster
Weise ist in diesen beiden
Hauptfiguren auf die ehren-
vollen Bedingungen hinge-
wiesen, die den Besiegten zu-
gestanden wurden. Jn der
Nähe Spinolas stehen ehr-
furchtsvoll die Hauptleute,
in denen unstreitig Porträte
wiedergegeben sind. Fahnen-
träger mit gesenkten Bannern
folgen. Die Gruppe schließen
die Lanzenträger ab, deren
Waffen einem Wald gleich,
diese Gruppe abschließen,
während sie nach dem Vor-
dergrunde durch das vom
Reitknechte gehaltene Pferd
des Feldherrn zusammenge-
drängt erscheint. Auf einem
kleinen Naum verteilt ist das
engere Gefolge Justins. Der
in Seide gekleidete Prinz vor
dem Pferde scheint seine Um-
gebung mit der leicht erhobe-
nen Rechten zur Ruhe zu
mahnen. Aufmerksam verfolgt
einer der Hauptleute den Vor-
gang. Auf die während der
Belagerung erduldeten Lei-
den weisen einzig die Köpfe
am linken Rande des Bildes
hin. Man liest in denselben
etwas von den durch Hun-
ger und Strapazen erlit-
tenen Unbilden der letzten
Monate. Jm Hintergrunde
erblickt man die ausziehen-
den Krieger, von Lanzen-
trägern begleitet, aufsteigende
sich im Graublau des Hori-

Rauchwolken, die
zontes verlieren.

Mit unnachahmlicher Einfachheit ist das mo-
numentale Historienbild aufgefaßt. Der Lanzen-
wald rechts, dessen kühn aufstrebende Linien die
ungebrochene Kraft des Siegers betonen, fällt
vor allem auf, er hat dem Bilde den Namen
sl enuäro cko lus larirms gegeben. Der mit Gold
tauschierte, vou der roten Schärpe umschlungene
Panzer Spinolas, die Eleganz seiner Stellung,
die Feinheit der Züge des ergrauten Feldherrn
sticht vorteilhaft ab gegen die breite, in Samt
gekleidete, in weiten Stiefeln auftretende Gestalt
Justins. Mit Historischer Treue sind die Kostüme
behandelt, die lebhaften Farben der rechten Seite
kontrastieren gegen die Orangetöne der linken
Gruppe, aber goldenes Licht verbindet beide,
dieses leuchtet selbst in den Schatten und flim-
mert in den rauchigen Tiefen des Hinter-
grundes wie in den Wolken der Ferne, die durch
den gewählten erhöhten Standpunkt an Weite
 
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