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Abb. 28 (Text S. 2L) Bildnis eines jungcn ManneZ Phot. Bruckmann
lMiinchcn, Pinakothck)
war nicht die religiöse
Malerei, sondern das
Porträt, denn im Jde-
alisieren der Natur lag
nie seine Stärke. Jm
Prado befindet sich das
unstreitig echte Bildnis
einer Dame (Abb. 21),
in welchem man seine
Frau, Juana Pacheco,
vermutet. Diese mag
als Modell für eine
shmbolische Figur, eine
Sibylle oder eine Dar-
stellung der Geschichte
gedient haben. Sicher-
heit ist diesbezüglich
nicht zu erzielen, denn
die Tafel, welche die
weibliche Figur trägt,
ist leer. Das ernste,
finnende Antlitz mit dem
Schatten an der Stirne
und in den Augen er-
innert an ein Porträt,
die scharfe Profilierung
und vor allem die Ein-
fachheit des Kostümes
lassen an symbolische Be-
ziehungen denken. Die
schwarzen Haare sind
an der Stirne und am
sorgfältig gezeichneten
Ohre gekräuselt, werden
nach hinten durch eine
Schleife zusammenge-
halten, deren Enden auf
den Rücken fallen. Über
das graue Kleid legt sich
ein gelber Mantel, ein
Perlenband schmückt den
Hals. „Diese Einfach-
heit muß in der Folge
der Modetracht, die ,alles bisher Dagewesene in
ungeheuerlicher Entstellung der menschlichen Ge-
stalt überflügelteh geopfert werden." Der Hinter-
grund ist flach gehalten, das Lscht fällt merk-
würdigerweise von hinten seitwärts ein, der Far-
benauftrag ist leicht und dünn, so daß die Struktur
der Leinwand noch sichtbar ist.
Das weibliche Bildnis (Abb. 22), welches aus
englischem Privatbesitz ins Berliner Museum über-
gegangen ist, kennzeichnet den Übergang zu den
Porträts der Fürstinnen. Auf dem hellen Grunde
hebt sich die Figur wirkungsvoll ab. Die Rechte
stützt sich auf den roten Sessel, in der Linken
ruht ein zusammengefalteter Fächer. Die braunen
Augen blicken lebhast nach dem Beschauer, um
den Mund spielt ein freundliches, fast schalkhaftes
Lächeln. Die gelbliche Gesichtsfarbe belebt ein
rötlicher Hauch auf den Wangen. Überreich ist
das Kostüm und der Schmuck. Das schwarze,
gemusterte Kleid zeigt an den Ärmeln und am
hohen Kragen Goldstoff mit Sternen, selbst eine
kostbare Goldspihe um den letztern. Jn den hoch-
aufgerichteten Haaren erblickt man eine Schmuck-
nadel mit Diamantrose, am einfachen Kragen
ein Perlenhalsband, eine reiche Goldkette mit
Agraffe, Ringe an den Händen.
Ahnlich in der Stellung, ein bezeichnender
Repräsentant derFürstinnenbildnisse des Meisters,
istdasPorträt derJsabellavonBourbon (Abb.20),
der ersten Gemahlin Philipps IV. „Sie verband
mit der höchsten Staatsklugheit eine unsägliche
Güte", so schildert ein Zeitgenosse diese Fürstin,
deren Vorzüge erst vor ihrem frühen Lebensende
glänzend hervortraten, als sie für kurze Zeit die
Regierung übernehmen mußte, da der König auf
dem Kriegsschauplatze (1642) verweilte. Das
längliche Gesicht der energisch blickenden Königin
gewinnt durch diebreite Haarfrisur etwas an Oval.
Abb. 28 (Text S. 2L) Bildnis eines jungcn ManneZ Phot. Bruckmann
lMiinchcn, Pinakothck)
war nicht die religiöse
Malerei, sondern das
Porträt, denn im Jde-
alisieren der Natur lag
nie seine Stärke. Jm
Prado befindet sich das
unstreitig echte Bildnis
einer Dame (Abb. 21),
in welchem man seine
Frau, Juana Pacheco,
vermutet. Diese mag
als Modell für eine
shmbolische Figur, eine
Sibylle oder eine Dar-
stellung der Geschichte
gedient haben. Sicher-
heit ist diesbezüglich
nicht zu erzielen, denn
die Tafel, welche die
weibliche Figur trägt,
ist leer. Das ernste,
finnende Antlitz mit dem
Schatten an der Stirne
und in den Augen er-
innert an ein Porträt,
die scharfe Profilierung
und vor allem die Ein-
fachheit des Kostümes
lassen an symbolische Be-
ziehungen denken. Die
schwarzen Haare sind
an der Stirne und am
sorgfältig gezeichneten
Ohre gekräuselt, werden
nach hinten durch eine
Schleife zusammenge-
halten, deren Enden auf
den Rücken fallen. Über
das graue Kleid legt sich
ein gelber Mantel, ein
Perlenband schmückt den
Hals. „Diese Einfach-
heit muß in der Folge
der Modetracht, die ,alles bisher Dagewesene in
ungeheuerlicher Entstellung der menschlichen Ge-
stalt überflügelteh geopfert werden." Der Hinter-
grund ist flach gehalten, das Lscht fällt merk-
würdigerweise von hinten seitwärts ein, der Far-
benauftrag ist leicht und dünn, so daß die Struktur
der Leinwand noch sichtbar ist.
Das weibliche Bildnis (Abb. 22), welches aus
englischem Privatbesitz ins Berliner Museum über-
gegangen ist, kennzeichnet den Übergang zu den
Porträts der Fürstinnen. Auf dem hellen Grunde
hebt sich die Figur wirkungsvoll ab. Die Rechte
stützt sich auf den roten Sessel, in der Linken
ruht ein zusammengefalteter Fächer. Die braunen
Augen blicken lebhast nach dem Beschauer, um
den Mund spielt ein freundliches, fast schalkhaftes
Lächeln. Die gelbliche Gesichtsfarbe belebt ein
rötlicher Hauch auf den Wangen. Überreich ist
das Kostüm und der Schmuck. Das schwarze,
gemusterte Kleid zeigt an den Ärmeln und am
hohen Kragen Goldstoff mit Sternen, selbst eine
kostbare Goldspihe um den letztern. Jn den hoch-
aufgerichteten Haaren erblickt man eine Schmuck-
nadel mit Diamantrose, am einfachen Kragen
ein Perlenhalsband, eine reiche Goldkette mit
Agraffe, Ringe an den Händen.
Ahnlich in der Stellung, ein bezeichnender
Repräsentant derFürstinnenbildnisse des Meisters,
istdasPorträt derJsabellavonBourbon (Abb.20),
der ersten Gemahlin Philipps IV. „Sie verband
mit der höchsten Staatsklugheit eine unsägliche
Güte", so schildert ein Zeitgenosse diese Fürstin,
deren Vorzüge erst vor ihrem frühen Lebensende
glänzend hervortraten, als sie für kurze Zeit die
Regierung übernehmen mußte, da der König auf
dem Kriegsschauplatze (1642) verweilte. Das
längliche Gesicht der energisch blickenden Königin
gewinnt durch diebreite Haarfrisur etwas an Oval.