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Die Kunst dem Volke <München> — 1916 (Nr. 25-28)

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Fäh, Adolf: Velasquez
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https://doi.org/10.11588/diglit.21067#0123
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36

Abb. S1 (Text unten) Mcnippos Phot. Bruckmann

kMadrid. Prado)

dern: der grüne Wams, der rote, mit Gold ver-
brämte Mantel, der weiße Spitzenkragen bilden
einen warmen Farbenakkord.

Jm goldigen Tone der letzten Zeit ist Don
Antonio el Jngles gemalt (Abb. 49). Über das
goldgestickte Kleid legen stch die Spitzen der Man-
schetten und des Kragens, der Hut in der Rechten
trägt eine Last von Federn. Trotzig und ausgeregt
blickt der Kopf aus der langen, mit einem roten
Bande geschmückten Perücke heraus, ein prächtiger
Gegensatz zur kalten Ruhe des mächtigen Hundes,
der am roten Bande gehalten wird.

Wie Murillo in seinen Betteljungen der Stra-
ßenpoesie nähergetreten ist, so weiß auch Velaz-
quez den untern Volksschichten im reifen Alter
ihre hübschen Seiten abzugewinnen. Er parodiert

Abb. 52 (Tcrt uuien) Äsop Phot. Bructmann

(Madrid, Prado)

sie selbst, indem er ihnen Namen der Philosophen
des Altertums beilegt. Menippos, der Schüler
des Diogenes, bekannt durch seine satirischen
Schristen gegen andere Philosophen (Abb. 51),
erscheint im alten, um die Schultern geworfenen
Mantel, ein eingedrückter Filzhut ruht auf dem ge-
röteten, struppigen Kopfe. Ein geöffneter Foliant,
Bücher, eine Rolle und der Wasserkrug sind am
Boden zu bemerken. Ein gewisser Zynismus
spricht aus dieser großen Gestalt, die einst wohl
bessere Tage geschaut hat.

Als Asop (Abb. 52) wird ein Alter dargestellt,
dem ein Schlafrock die Leibwäsche und den Anzug
ersetzen muß. Da die Knöpfe mangeln, ersetzt
diesen Liebesdienst ein Stück Leinen. Schuhe und
Strümpfe verdienen kaum diesen Namen. Die
 
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