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Abb. L (Tcxt S. t6>
Adalbert Stlfter
Phot. Bruckman>l
einer Unschlittkerze Zuckerbackwaren. Auf diese
Weise fristete der angehende Künstler sein arm-
seliges Dasein an der Akademie.
Die Lehrer daselbst waren damals zweifel-
los weniger bedeutend als ihre Schüler, unter
denen später Daffinger, Kriehuber, Engerth u. a.
einen berühmten Namen erwarben. Die herr-
schende Richtung des fadesten, iu Form und
Farbe erstarrten Klassizismus vermochte auf
die Jugend wenig verlockenden Einfluß aus-
zuüben. Und so sah sich Waldmüller genötigt,
außerhalb der Akademie beim Hosschauspieler
Josef Lange, einem ebenso tüchtigen Maler wie
Tonkünstler im Nebenfach, Unterricht in der
Olmalerei zu nehmen. Seine Kleinbildnisse —
die Miniatur stand damals in hohem Ansehen
— fauden rasch solchen Beifall, daß ihm Freunde
rieten, in Preßburg, wo sich 1811 der unga-
rische Landtag versammelt hatte, sein Glück
zu versuchen.
Der preisgekrönte Akademiker folgte dem
Rat. Die altehrwürdige Krönungsstadt an der
mittleren Donau wimmelte um jene Zeit von
reichen Magnaten und anderen bedeutenden
Persönlichkeiten. Waldmüller bekam sofort loh-
nende Aufträge und gewann schließlich in der
Person des in Preßburg anwesenden Banus
von Kroatien, Graf Gyulay, einen hohen Pro-
tektor. Schließlich folgte er ihm als Zeichen-
lehrer der gräflichen Kinder in dessen
Residenz nach Agram.
Dieser Schritt, so angenehm und vor-
teilhaft er nach Außen erscheinen mochte,
zeigte bald genug auch seine unangenehmen
Folgen. Für des Lebens Notdurft war ja
nunmehr reichlich gesorgt. Aber die künst-
lerische Entwicklung des kaum Zwanzig-
jährigen erlitt einen jähen Bruch. Jn der
weitentlegenen Landstadt, die vor hundert
Jahren noch mehr als heute orientalisch
bäuerlich anmutete, kulturell kaum An-
regungen bot und vor allem in der bilden-
den Kunst nichts aufwies, was den wer-
denden Kunstjünger fördern und weiter-
bringen konnte, besaß Waldmüller nicht
einmal genug Leiuwand und Farben, ge-
schweige denn, daß er sonst irgend einen
höheren Antrieb empfing. Er war jetzt
erst recht ganz und gar auf sich selbst au-
gewiesen in jeder Hinsicht.
Drei Jahre hielt ihn Agram fest.
Wahrscheinlich durch die von ihm heißver-
ehrte erste Sängerin des dortigen Theaters,
Katharina Weidner, seine spätere Gattin,
sah er sich veranlaßt, trotz den für seine
künstlerische Entwicklung widrigen Um-
ständen so lange zu bleiben. Aber auch,
nachdem er seine Braut geheiratet und
Agram verlassen hatte, leuchtete seiner
Kunst die Sonne des Glückes nicht. Die
Theatergesellschaften früherer Zeiten, auch
die, der Katharina Weidner angehörte,
Abb. 6 (Text S. 161 Phot. Bruckmann
Bildnis cincr Fran von Spindler
Abb. L (Tcxt S. t6>
Adalbert Stlfter
Phot. Bruckman>l
einer Unschlittkerze Zuckerbackwaren. Auf diese
Weise fristete der angehende Künstler sein arm-
seliges Dasein an der Akademie.
Die Lehrer daselbst waren damals zweifel-
los weniger bedeutend als ihre Schüler, unter
denen später Daffinger, Kriehuber, Engerth u. a.
einen berühmten Namen erwarben. Die herr-
schende Richtung des fadesten, iu Form und
Farbe erstarrten Klassizismus vermochte auf
die Jugend wenig verlockenden Einfluß aus-
zuüben. Und so sah sich Waldmüller genötigt,
außerhalb der Akademie beim Hosschauspieler
Josef Lange, einem ebenso tüchtigen Maler wie
Tonkünstler im Nebenfach, Unterricht in der
Olmalerei zu nehmen. Seine Kleinbildnisse —
die Miniatur stand damals in hohem Ansehen
— fauden rasch solchen Beifall, daß ihm Freunde
rieten, in Preßburg, wo sich 1811 der unga-
rische Landtag versammelt hatte, sein Glück
zu versuchen.
Der preisgekrönte Akademiker folgte dem
Rat. Die altehrwürdige Krönungsstadt an der
mittleren Donau wimmelte um jene Zeit von
reichen Magnaten und anderen bedeutenden
Persönlichkeiten. Waldmüller bekam sofort loh-
nende Aufträge und gewann schließlich in der
Person des in Preßburg anwesenden Banus
von Kroatien, Graf Gyulay, einen hohen Pro-
tektor. Schließlich folgte er ihm als Zeichen-
lehrer der gräflichen Kinder in dessen
Residenz nach Agram.
Dieser Schritt, so angenehm und vor-
teilhaft er nach Außen erscheinen mochte,
zeigte bald genug auch seine unangenehmen
Folgen. Für des Lebens Notdurft war ja
nunmehr reichlich gesorgt. Aber die künst-
lerische Entwicklung des kaum Zwanzig-
jährigen erlitt einen jähen Bruch. Jn der
weitentlegenen Landstadt, die vor hundert
Jahren noch mehr als heute orientalisch
bäuerlich anmutete, kulturell kaum An-
regungen bot und vor allem in der bilden-
den Kunst nichts aufwies, was den wer-
denden Kunstjünger fördern und weiter-
bringen konnte, besaß Waldmüller nicht
einmal genug Leiuwand und Farben, ge-
schweige denn, daß er sonst irgend einen
höheren Antrieb empfing. Er war jetzt
erst recht ganz und gar auf sich selbst au-
gewiesen in jeder Hinsicht.
Drei Jahre hielt ihn Agram fest.
Wahrscheinlich durch die von ihm heißver-
ehrte erste Sängerin des dortigen Theaters,
Katharina Weidner, seine spätere Gattin,
sah er sich veranlaßt, trotz den für seine
künstlerische Entwicklung widrigen Um-
ständen so lange zu bleiben. Aber auch,
nachdem er seine Braut geheiratet und
Agram verlassen hatte, leuchtete seiner
Kunst die Sonne des Glückes nicht. Die
Theatergesellschaften früherer Zeiten, auch
die, der Katharina Weidner angehörte,
Abb. 6 (Text S. 161 Phot. Bruckmann
Bildnis cincr Fran von Spindler