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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Doering, Oscar: Die Dome von Mainz und Worms
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0016
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geworfen,das derMainzerDom in seinem
Jnnern birgt. Jst es doch bei einem
ersten Besuche allzu verlockend, einstweilen
ohne besonderenPlan in diesem herrlichen
Gotteshause, dieser wunderbaren Stätte
deutscher Kunst umherzustreifen. Man will
nur schauen und sich überraschen lassen.

Höchste malerische Reize bieten sich
unseren Blicken, wo und in welcher Rich-
tung immer sie das edle Bauwerk durch-
schweifen (z. B.Abb. 9,10,14,16,17,19).
Ilberall wundervolle Linien und Gruppen,
die durch die Pracht aufs schönste gearbei-
teter Grabmäler belebt werden. Allenthal-
ben wunderbares Spiel von Lichtern und
Schatten; die starke seitliche Beleuchtung
durch die Fenster der beiden Kapellen-
reihen tut hier ungemein viel, wenn sie
freilich auch dazu geführt hat, dasMittel-
schiff um so dunkler erscheinen zu lassen.
Ein Bild voll tiefen Ernstes ist jenes, auf
dem rechts unten der Eingang zur Krhpta
sich zeigt (Abb. 11). Jnteressant ist hier
der Fensterdurchbruch zum Ostchore. —

Nun aber wird es Zeit, daß wir uns
von der Anlage des Kirchenraumes Rech-
nung geben (Abb.8). Wir sehen eine

Abb. 17 (Text ncbcnan) Jm nördlichen Seitcnschissc

maß zeigt die mit vornehmer Einfachbeit geschmückte
Tür (Abb. 4). Das Halbrund übcr ihr ist mil einem
Relief des Heilandes geschmückt; er thront in einem
mandelförmigen Glorienschein (Mandorla), den zwei
Engel halten. Edel geformt ist der als Bildrand
dienende Blätterfries. Die Türflügel sind aus Bronze
und gehören zu den ältesten dcrartigen Werken in
Deutschland. Ein Meister Beringer goß sie zur Zeit
des Erzbischofes Willigis, aber nicht für den Dom,
sondern für die vor dessen Ostseite stehende, 1804
abgebrochene Liebfrauenkirche; von da sind sie hierher
übertragen. Oben sieht man in den Füllungen
eingegraben das von Erzbischof Adalbert I. 1118
erlassene Stadtfreiheitprivileg. — Nicht ursprüng-
lich zum Dome gehörig, sondern erst in neuer Zeit
in ihn überführt ist die vom Heiliggeistspitale stam-
mende romanische Pforte, durch die man jetzt aus
dem nördlichen Querschiffe nach der Gotthardkapelle
geht (Abb. 20). — Bemerkenswert wegen seines Re-
liefschmuckes (der weltrichtende Heiland zwischen
Maria, Johannes und zwei Bischöfen) ist das Portal
des sogenannten Paradieses, das sich neben der
Südseite des Westchores befindet. (Den Namen „Pa-
radies" gab man im Mittelalter den schönen Hallen,
die sehr vielen Kirchen als Vorbauten dienten.)
— Endlich sei noch der reizenden kleinen, spitzbogigen
Tür gedacht, die neben dem Westchore nördlich zur
Sakristei führt (Abb. 18). Die Eleganz der Zeichnung
im ganzen und die Schönheit des Blattwerkes kenn-
zeichnet sie als Erzeugnis edler Frühgotik.

So haben wir bereits Blicke auf manches Schöne

Abb. 18 (Tcxt nebenan) Tür zur Sakristci

Phot. Frz. Krost
 
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