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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Doering, Oscar: Die Dome von Mainz und Worms
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0018
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Quadrate aus der Breite des
Mittelschiffes konstruiert stnd.
Über dem mittelstenQuadrate
steigt die Kuppel (Abb. 15) mit
ihren drei Stockwerken ftolz
empor. Die Chornifche ist in
merkwürdiger Art als ein
Quadrat angelegt, an das stch
drei aus je drei Seiten des
regelmäßigen Achteckes kon-
struierte Apstden auschließen.
Alles zusammen bildet einen
Naum von überwältigend
großartiger Wirkung. Die
freiere Schönheit der heran-
dämmernden Gotik wirft iu
diesem Kunstwerke, das doch
uoch dem romanischen Stile
angehört, bereits ihre Strah-
len voraus. Kühn ist die Kup-
pel mit ihrem achtteiligen Ge-
wölbe, das nur der schwachen
Beleuchtung wegen nicht recht
zur Geltung kommt. Durch
Ph°t. Frz. Krost tzib östlichen Pfeiler des Cho-
res führen schmale Gänge iu
die Seitenarme des Querschiffes. Die Ausschmük-
kung zeigt Einzelheiten von größterSchönheit und
Eleganz. So diezuvor erwähnteSpitzbogentür. Vor
dem westlichenChore stand ehemals auch jenerLett-
ner mit dem Weltgericht, von dem wir eine Gruppe
schon an der Südpforte des Domes bewunderten.
Wie so viele Lettner, und auch wie der des Ost-
chores im Mainzer Dome, ist der des Westchores
zerstört — ein herber Verlust, da es stch um eins
der größten Meisterwerke des Mittelalters ge-
handelt hat! Die Entstehungszeit des Lettners
ist um 1240 anzunehmen.

Dem Westchore dient zu
herrlicher Zierde das ge-
schnitzteChorgestühl, das schon
einmal um geringes Geld auf
Abbruch verkauft war, aber
noch rechtzeitig zurückerwor-
ben werden konnte. Es ift
das Werk des kurmainzischen
Hofschreiners und Architekten
Franz Anton Hermann, der
es im Jahre 1767 vollendete.
Aufs vornehmste find die Sitze
und Schranken gezeichnet, die
Hinterwände gegliedert, in
schönstemSchwunge das kraft-
volle Gestms geführt. Wappen
und Statuen schmücken das
Werk; mit in dies eingebaut
fieht man die Denkmäler der
KurfürstenPhilippvonSchön-
born (ch 1673) und Franz Lo-
thar (ch 1729). Wunderbar ist
die Harmouie, zu der sich das
Phot. Frz. Krost lebhafte, mit seiner braunen

Abb 21 (Text S. 13) Die Doppelkapelle: Obergeschost

Gewissenhaftigkeit. Freilich war man fich zur
Zeit Heinrichs über die Regeln des Gewölbe-
baus noch so wenig klar, daß diese Teile schon
nach verhältnismäßig kurzer Frist neu ausgeführt
werden mußten. Die Seitenschiffe ftammen aus
dem Anfange des 13. Jahrhunderts.

Am bemerkenswertesten ist (wie auch beim
WormserDome)diewestlichePartie(Abb.13),diein
Mainz auch für die gottesdienstlichen Zwecke schon
früh den Vorrang gegenüber der östlichen gewann.
Kraftvoll tritt das westliche Querschiff auf, dessen

Abb. 22 (Tert S. 13)

Die Doppclkapellc: Untergeschost
 
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