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Hierher übertragen ist auch eine Anzahl von
Gobelins. Einer, von 1501, zeigt die Milglieder
der sogenannten hl. Sippe; ein anderer märchen-
hafte Gestalten mit Spruchbändern im Walde
(Abb. 14); ein dritterJungfrauen, die durch Ritter
von den sie gefangen haltenden Ungeheuern befreit
werden (Abb.43); ein vierter allerlei wildeMänner
undFrauen,dieimWaldeumherstreifen. DieWebe-
reien zeugen von äußerster Kunstfertigkeit des
spätesten Mittelalters; bewundernswert ist, wie
frisch sich die Farben bis zum heutigen Tage
erhalten haben.
Von dem Reichtume der einstigen Ausstattung
des Mainzer Domes haben wir nur wenig Vor-
stellung — noch weniger natürlich, nicht mehr als
Vermutungen, die auf Vergleichung beruhen, von
dem Kunslwerte vieler Werke, die den Dom des
Erzbistums ehemals erfüllt haben. Wir wissen
von Wandgemälden des 11. Jahrhunderts, auch
von malerischem Schmucke, den das 12. in diesen
Räumen schuf. Nichts davon ist erhalten. Die
jetzigen Malereien stammen von dem nazarenischen
Meister Philipp Veit. Von den mittelalterlichen
Glasmalereien ist nichts, von den Altären der-
selben Zeit nur einzelnes übrig geblieben. Trotz-
dem ist die Fülle der alten Kunstdenkmäler in
diesein Dome noch immer so groß, wie nur in
wenigen anderen. Die Kunst der Gräber leistet
Ersatz für jene des zu Grabe gesunkenen Lebens.
Vor der französischen Verwüstung waren der
Grabmäler 249, jetzt sind es nur noch die Hälfte.
Aber auch diese Zahl ist so groß, daß nur einige
wichtige hervorgehoben werden können.
Abb. 27 (Tcxt S. 14) Frä' Kros'
Grabstein dcs Hcinrich Franenlob
Künstler beides gearbeitet haben sollte, es doch
zwei gewesen sein müssen, die aus derselben Schule
— der für die Gotik so überaus wichtigen von
Reims — hervorgegangen sind.
Dem Kreuzgange benachbart ist dse Kapstel-
stube. Jhr kleiner Raum beherbergt eimge hochst
verschiedenartige Kunstwerke bedeutenden Wertes.
Hierbefinden sich jene geschnitzten Chorgestühle,die
der Kurfürst Brendel von Homburg (i isto-.)
für die am Anfange des 19. Jahrhunderts leu er
abgebrochene Schloßkirche St. Gangolf hat an-
fertigen lassen. Sie geben Zeugnis von cer
Prachtliebe, dem erlesenen Geschmacke und der
sonnigen Lebensauffassung der Renaissancezeit.
Abb. 28 lText S. 14) Phot. Frz. Krost
Frühmittclaltcrlicher Grabstcl»
Hierher übertragen ist auch eine Anzahl von
Gobelins. Einer, von 1501, zeigt die Milglieder
der sogenannten hl. Sippe; ein anderer märchen-
hafte Gestalten mit Spruchbändern im Walde
(Abb. 14); ein dritterJungfrauen, die durch Ritter
von den sie gefangen haltenden Ungeheuern befreit
werden (Abb.43); ein vierter allerlei wildeMänner
undFrauen,dieimWaldeumherstreifen. DieWebe-
reien zeugen von äußerster Kunstfertigkeit des
spätesten Mittelalters; bewundernswert ist, wie
frisch sich die Farben bis zum heutigen Tage
erhalten haben.
Von dem Reichtume der einstigen Ausstattung
des Mainzer Domes haben wir nur wenig Vor-
stellung — noch weniger natürlich, nicht mehr als
Vermutungen, die auf Vergleichung beruhen, von
dem Kunslwerte vieler Werke, die den Dom des
Erzbistums ehemals erfüllt haben. Wir wissen
von Wandgemälden des 11. Jahrhunderts, auch
von malerischem Schmucke, den das 12. in diesen
Räumen schuf. Nichts davon ist erhalten. Die
jetzigen Malereien stammen von dem nazarenischen
Meister Philipp Veit. Von den mittelalterlichen
Glasmalereien ist nichts, von den Altären der-
selben Zeit nur einzelnes übrig geblieben. Trotz-
dem ist die Fülle der alten Kunstdenkmäler in
diesein Dome noch immer so groß, wie nur in
wenigen anderen. Die Kunst der Gräber leistet
Ersatz für jene des zu Grabe gesunkenen Lebens.
Vor der französischen Verwüstung waren der
Grabmäler 249, jetzt sind es nur noch die Hälfte.
Aber auch diese Zahl ist so groß, daß nur einige
wichtige hervorgehoben werden können.
Abb. 27 (Tcxt S. 14) Frä' Kros'
Grabstein dcs Hcinrich Franenlob
Künstler beides gearbeitet haben sollte, es doch
zwei gewesen sein müssen, die aus derselben Schule
— der für die Gotik so überaus wichtigen von
Reims — hervorgegangen sind.
Dem Kreuzgange benachbart ist dse Kapstel-
stube. Jhr kleiner Raum beherbergt eimge hochst
verschiedenartige Kunstwerke bedeutenden Wertes.
Hierbefinden sich jene geschnitzten Chorgestühle,die
der Kurfürst Brendel von Homburg (i isto-.)
für die am Anfange des 19. Jahrhunderts leu er
abgebrochene Schloßkirche St. Gangolf hat an-
fertigen lassen. Sie geben Zeugnis von cer
Prachtliebe, dem erlesenen Geschmacke und der
sonnigen Lebensauffassung der Renaissancezeit.
Abb. 28 lText S. 14) Phot. Frz. Krost
Frühmittclaltcrlicher Grabstcl»