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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Doering, Oscar: Die Dome von Mainz und Worms
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0022
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Die älteste Form ist die sargartige; der Deckel
zeigt die Gestalt des Verstorbenen, der zugleich
stehend und liegend (mit einem Kissen unter dem
Haupte) idargestellt ist. Zahlreiche von diesen
„Tumben"-Deckeln sind in der Kirche aufgestellt.
Das älteste dieser Werke ist die an der Südseite
des Langhauses befindliche Relieftafel des 1249
gestorbenen Erzbischofs Siegfried III. von Epp-
stein; er ist dargestellt, wie er zwei Könige —
Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland —
krönt (Abb. 32). Das um 1280 entstandene Werk
weist in seinem Stil auf einen deutschen Künstler
der Schule von Reims. Ein diesem Relief ver-
wandtes Stück befindet sich auch im Kreuzgange
des Mainzer Domes. Eine typische Auffassung
herrscht in diesen zu historischen Szenen ausge-
bildeten Grabreliefs. Größte künstlerische Voll-
endung gewinnt diese Auffassung in der mit
glänzender Charakteristik der Hauptfigur durchge-
führten Grabtafel des Erzbischofes Peter von
Aichspalt (Aspelt) (Abb. 31). Au'ch dieser 1320
verstorbene Kirchensürst ist dargestellt, wie er Kö-
nige krönt; es stnd Ludwig der Bayer, Heinrich
von Luxemburg und Johann von Böhmen, die
wir neben ihm stehen sehen. Des Erzbischofs
Gestalt überragt alle drei bei weitem — nicht weil
er etwa wirklich körperlich größer gewesen, son-
dern um seine höhere politische Bedeutung ihnen
gegenüber auszudrücken. Vortrefflich ist auch die
Kennzeichnung seiner Seelenkraft durch die An-
deutung der körperlichen, mit der er zwei der
Kronen auf die Häupter drückt. Gesichtsähnlich-

Abb. 2g (Teit S. 21) Phot. Frz. Krost

Auserweckung des Lazarus

keiten dürfte weder Aspelt noch Eppstein besitzen,
von den Nebenfiguren ganz zu schweigen. Sie ist
auch bei einer dritten Grabtafel jener alten Zeit

Abb. 30 (Tert S. 21)

Grablegung Christi

Phot. Frz. Krost
 
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