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Halbkreisnischen, halb-
kreisförmig eingewölbten,
runden, mit Vielpässen ge-
schmückten Fenstern, deren
schönstes die Rose derMit-
telstäche ist. Französische
Vorbilder haben hier ihren
Einfluß geübt; das der
Fensterrose scheint jenes
der Kirche St. Uved in
Braisne zu sein. Oben
prangt eine Galerie mit an-
mutigenSäulchen,mitstnn-
bildlichen Figuren geziert.
Daneben die Türme, deren
unterster Teil aus ältester
Zeit stammt. Und aber-
mals erscheint das reizende
Motiv der Zwerggalerie
am Oberbau der Türme
und schlingt sich von ihnen
aus um die sechs freien
Seiten des Mittelturmes.
Ganz anders ist der
östlicheChor (Abb.47u.54)
b eh an d elt, d em d er w estlich e
ähnlich gewesen sein muß,
ehe dieser die nach Westen
Abb. 57 <Text unten) Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
Siidportal und Nikolauskapelle
werk auf und stehen in Bewunderung versunken
vor der Südseite des Domes (Abb.49). Wieviel
mächtiger muß des Bauwerks Erscheinung dort
ehemals gewirkt haben, als dieser jetzt fast leere
Platz noch mit prachtvollen kirchlichen Gebäuden
bedeckt war, die der Größe des Domes erft den
rechten Maßstab gaben! Aber auch ohne diesen
erscheint er in überwältigender Herrlichkeit —
und doch ift er von allen romanischen Domen
des Oberrheines der kleinfte.
Klar und übersichtlich tritt die Anlage vor
Augen (Abb. 49—51): eine dreischiffige Basilika
mit östlichem Querhause und zwei, von je einem
Paare schlank aufstrebender Rundtürme flankier-
ten Chören. Über der Vierung und über dem
Westchore je ein achteckiger Turm. Jn der Mitte
der Südwand öffnet sich das Haupttor (Abb. 49
u. 57). Gotisch ist es, einst war es romanisch —
das war zu jener Zeit, als der Ritter von Kü-
renberg das Lied von der Nibelungen Not dich-
tete, und das Tor mag ihm vor Augen gestanden
sein als die Stätte, wo die Königinnen sich
stritten und wo die bösen Worte fielen, die dem
Helden Siegfried den Tod brachten und den Un-
tergang dem ganzen Nibelungengeschlechte samt
Kriemhild, der Holden, die zur Unholdin ward!
Frei strebt das halbe Zehneck des westlichen
Chores zwischen seinen Türmen hervor (Abb.52
u. 56). Reich belebt sind die Wandflächen mit
Abb. 58 <Tert S. 38) Phot. P. Blumberger, Worms
Bekrönung des Südportals
Halbkreisnischen, halb-
kreisförmig eingewölbten,
runden, mit Vielpässen ge-
schmückten Fenstern, deren
schönstes die Rose derMit-
telstäche ist. Französische
Vorbilder haben hier ihren
Einfluß geübt; das der
Fensterrose scheint jenes
der Kirche St. Uved in
Braisne zu sein. Oben
prangt eine Galerie mit an-
mutigenSäulchen,mitstnn-
bildlichen Figuren geziert.
Daneben die Türme, deren
unterster Teil aus ältester
Zeit stammt. Und aber-
mals erscheint das reizende
Motiv der Zwerggalerie
am Oberbau der Türme
und schlingt sich von ihnen
aus um die sechs freien
Seiten des Mittelturmes.
Ganz anders ist der
östlicheChor (Abb.47u.54)
b eh an d elt, d em d er w estlich e
ähnlich gewesen sein muß,
ehe dieser die nach Westen
Abb. 57 <Text unten) Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
Siidportal und Nikolauskapelle
werk auf und stehen in Bewunderung versunken
vor der Südseite des Domes (Abb.49). Wieviel
mächtiger muß des Bauwerks Erscheinung dort
ehemals gewirkt haben, als dieser jetzt fast leere
Platz noch mit prachtvollen kirchlichen Gebäuden
bedeckt war, die der Größe des Domes erft den
rechten Maßstab gaben! Aber auch ohne diesen
erscheint er in überwältigender Herrlichkeit —
und doch ift er von allen romanischen Domen
des Oberrheines der kleinfte.
Klar und übersichtlich tritt die Anlage vor
Augen (Abb. 49—51): eine dreischiffige Basilika
mit östlichem Querhause und zwei, von je einem
Paare schlank aufstrebender Rundtürme flankier-
ten Chören. Über der Vierung und über dem
Westchore je ein achteckiger Turm. Jn der Mitte
der Südwand öffnet sich das Haupttor (Abb. 49
u. 57). Gotisch ist es, einst war es romanisch —
das war zu jener Zeit, als der Ritter von Kü-
renberg das Lied von der Nibelungen Not dich-
tete, und das Tor mag ihm vor Augen gestanden
sein als die Stätte, wo die Königinnen sich
stritten und wo die bösen Worte fielen, die dem
Helden Siegfried den Tod brachten und den Un-
tergang dem ganzen Nibelungengeschlechte samt
Kriemhild, der Holden, die zur Unholdin ward!
Frei strebt das halbe Zehneck des westlichen
Chores zwischen seinen Türmen hervor (Abb.52
u. 56). Reich belebt sind die Wandflächen mit
Abb. 58 <Tert S. 38) Phot. P. Blumberger, Worms
Bekrönung des Südportals