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Abb. 62 (Tcrt S. 2S) Phot. K. Mckbildanstalt, Bcrlin
Galeric dcr östlichcn Vicrungskuppcl
jener Zeit solgen, als die Gotik mit ihren Spitz-
bögen allmählich ihre Herrschaft durchzusetzen be-
gann. Gegen Westen bildet der Chor mit seinen
Rundfenstern und Nischen den Abschluß (Abb. 74).
Ein Meister hat ihn erbaut, der seine Ausbildung
in Frankreich erhalten, aber die Selbständigkeit
seines sprühenden Geistes dort nicht eingebüßt
hatte. Fast allzu kühn hat er gebaut, durch die
großen Fenster und tiefen Nischen die Tragkraft
der Wände beeinträchtigt und dadurch den Verfall
verschuldet, der in unseren Tagen den Neubau
erzwungen hat. Zu den Lieblingsformen des
Meisters des Westchores gehören die Zickzackmuster,
die er in Fülle und mit reicher Wirkung ange-
wandt hat (Abb. 74). — DenAbschluß des Bildes
gegen Osten gewährt die Apsisnische mit dem groß-
artigen Hochaltar (Abb. 69). Sie erhält ihr Licht
durch Fenster, die, weil die Außenwand gradlinig
ist, in besonders kühner Art gezeichnet sind und
durch ihre Anlage eine feine gedämpfte Beleuch-
tung herbeiführen. — Das Querschiff besteht aus
drei Quadraten, während ein viertes den Vor-
derteil des Chores bildet. Zwei Sakristeien schließen
sich seitwärts an; eine von ihnen besitzt ein selt-
sam gezeichnetes Gewölbe. Die Ostkuppel ist acht-
teilig gewölbt ohne Rippen.
Das Mittelschiff mit seinen fünf Gewölbe-
jochei: (auf jedcs von ihnen kommen in den
Seitenschiffen,wiees das sogenannte„gebundene"
System mit sich bringt, je zwei) ist in seiner
nördlichen Partie älter als in der südlichen. Jn
den Einzelformen finden sich Anklänge an solche
des Straßburger Münsters. Die Pfeilerkapitäle
zeigen einen gedrückten Wulst und schöne Gliede-
rung der darauf ruhenden Kämpfer. An den
Basen der Pfeiler und Halbsäulen finden sich
die für die Zeit des hoch- und spätromanischen
Stiles kennzeichnenden knollen- und blätterartigen
Eckverzierungen.
Des edlen Bauwerkes würdig ist seine Aus-
stattung. Der östliche Chor (der westliche wird
für den Gottesdienst nicht benutzt) verdankt sein
überaus malerisches Aussehen der Mischung der
romanischen Stilformen mit denen des reichsten
Barock. Die großartigen, feieclichen Linien der
Architektur geben den Ton an, in der Pracht der
Ausstattung erklingt gleichsam die Melodie des
jubelnden Lobgesanges. Jn den ersten Jahren
des 18. Jahrhunderts beseitigte man die ehe-
maligen niedrigen romanischen Chorschrankenund
ersetzte sie durch beträchtlich höhere. Um 1730
erhielt der Chor den noch jetzt vorhandenen mäch-
tigen marmornen Hochaltar (Abb. 70). Vier grö-
ßere und zwei kleinere Säulen mit korinthischen
KapitälentrageneinemitwahrhaftfestlicherPracht
gezeichnete Bekrönung. An den Ecken prangen
Urnen, Engelein treiben ihr fröhliches Wesen,
ein herrlicher Baldachin erhebt sich über dem
Ganzen und trägt auf seiner Spitze eine Krone.
Zwischen den vorderen Säulen stehen die schön
bewegten Gestalten der hl. Apostel Petrus und
Paulus. Eine lange Zeit beiseite gebrachte
herrliche Kreuzigungsgruppe in Barockstilistneuer-
dings wieder aufgestellt worden. Von höchster An-
mut und Vornehmheit sind auch die etwa 1740 ent-
standenen
Chorgestüh-
le. DieKan-
zel des Do-
mes stammt
vom Jahre
1715. —
Von denüb-
rigen Altä-
ren des
Wormser
Domes ver-
dient der in
der St. Ge-
orgskapelle
rühmende
Erwäh-
nung; er ist
ein Renais-
sancewerk
von hohem
Werte.
Der öst-
liche Chor
Abb. 62 (Tcrt S. 2S) Phot. K. Mckbildanstalt, Bcrlin
Galeric dcr östlichcn Vicrungskuppcl
jener Zeit solgen, als die Gotik mit ihren Spitz-
bögen allmählich ihre Herrschaft durchzusetzen be-
gann. Gegen Westen bildet der Chor mit seinen
Rundfenstern und Nischen den Abschluß (Abb. 74).
Ein Meister hat ihn erbaut, der seine Ausbildung
in Frankreich erhalten, aber die Selbständigkeit
seines sprühenden Geistes dort nicht eingebüßt
hatte. Fast allzu kühn hat er gebaut, durch die
großen Fenster und tiefen Nischen die Tragkraft
der Wände beeinträchtigt und dadurch den Verfall
verschuldet, der in unseren Tagen den Neubau
erzwungen hat. Zu den Lieblingsformen des
Meisters des Westchores gehören die Zickzackmuster,
die er in Fülle und mit reicher Wirkung ange-
wandt hat (Abb. 74). — DenAbschluß des Bildes
gegen Osten gewährt die Apsisnische mit dem groß-
artigen Hochaltar (Abb. 69). Sie erhält ihr Licht
durch Fenster, die, weil die Außenwand gradlinig
ist, in besonders kühner Art gezeichnet sind und
durch ihre Anlage eine feine gedämpfte Beleuch-
tung herbeiführen. — Das Querschiff besteht aus
drei Quadraten, während ein viertes den Vor-
derteil des Chores bildet. Zwei Sakristeien schließen
sich seitwärts an; eine von ihnen besitzt ein selt-
sam gezeichnetes Gewölbe. Die Ostkuppel ist acht-
teilig gewölbt ohne Rippen.
Das Mittelschiff mit seinen fünf Gewölbe-
jochei: (auf jedcs von ihnen kommen in den
Seitenschiffen,wiees das sogenannte„gebundene"
System mit sich bringt, je zwei) ist in seiner
nördlichen Partie älter als in der südlichen. Jn
den Einzelformen finden sich Anklänge an solche
des Straßburger Münsters. Die Pfeilerkapitäle
zeigen einen gedrückten Wulst und schöne Gliede-
rung der darauf ruhenden Kämpfer. An den
Basen der Pfeiler und Halbsäulen finden sich
die für die Zeit des hoch- und spätromanischen
Stiles kennzeichnenden knollen- und blätterartigen
Eckverzierungen.
Des edlen Bauwerkes würdig ist seine Aus-
stattung. Der östliche Chor (der westliche wird
für den Gottesdienst nicht benutzt) verdankt sein
überaus malerisches Aussehen der Mischung der
romanischen Stilformen mit denen des reichsten
Barock. Die großartigen, feieclichen Linien der
Architektur geben den Ton an, in der Pracht der
Ausstattung erklingt gleichsam die Melodie des
jubelnden Lobgesanges. Jn den ersten Jahren
des 18. Jahrhunderts beseitigte man die ehe-
maligen niedrigen romanischen Chorschrankenund
ersetzte sie durch beträchtlich höhere. Um 1730
erhielt der Chor den noch jetzt vorhandenen mäch-
tigen marmornen Hochaltar (Abb. 70). Vier grö-
ßere und zwei kleinere Säulen mit korinthischen
KapitälentrageneinemitwahrhaftfestlicherPracht
gezeichnete Bekrönung. An den Ecken prangen
Urnen, Engelein treiben ihr fröhliches Wesen,
ein herrlicher Baldachin erhebt sich über dem
Ganzen und trägt auf seiner Spitze eine Krone.
Zwischen den vorderen Säulen stehen die schön
bewegten Gestalten der hl. Apostel Petrus und
Paulus. Eine lange Zeit beiseite gebrachte
herrliche Kreuzigungsgruppe in Barockstilistneuer-
dings wieder aufgestellt worden. Von höchster An-
mut und Vornehmheit sind auch die etwa 1740 ent-
standenen
Chorgestüh-
le. DieKan-
zel des Do-
mes stammt
vom Jahre
1715. —
Von denüb-
rigen Altä-
ren des
Wormser
Domes ver-
dient der in
der St. Ge-
orgskapelle
rühmende
Erwäh-
nung; er ist
ein Renais-
sancewerk
von hohem
Werte.
Der öst-
liche Chor