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Abb.64<TcxtS. 29) Galcric am Ostgicbcl Phot. P. Blumbcrgcr, Worms
Abb. 65 (Text S. 29) Verl. A. Wicgand, Worms
Skulptur am Ostgiebcl
dem Zwecke zu dienen. — An
einer Wcmd der im südlichen
Seitenschiffe befindlichen
St. Annakapelle befindet sich
ein nicht ursprünglich hier-
her gehöriges Hochrelief von
seltsamer, altertümlich unbe-
fangener Komposition: der
Prophet Daniel in der Lö-
wengrube(Abb.48). Einklei-
ner Säulenbau mit zwei
Bögen deutet den Löwen-
zwinger an; der Prophet sitzt
ruhig und zuversichtlich, zwei
Löwen lecken ihn, als wären
siezutrauliche Hündlein. An-
dere gewaltige Leuen lagern
friedlich außen vor dem
Zwinger. Obeu in der Ecke
links aber erscheinen zwei
Gestalten: Der Engel Gottes
läßt den Propheten Habakuk
an den Haaren zu Daniel
hernieder, damit er ihm die
enthält auch zwei der ältesten Bildnereien, die der
Dom noch aufzuweisen hat. An dem Pfeiler der
nordwestlichen Ecke sieht man eine auf einem Dä-
mon stehende weibliche Figur; über ihrem von
einem Heiligenscheine umgebenen Haupte liest
man ihren Namen: Juliana (Abb. 73). Zu ihrer
Rechten fieht man einen Engel, der des Dämons
Haar mit der linken Hand gefaßt hält, während
er mit der anderen Hand ihm eine Lanze in den
Rücken stößt. Oberhalb rechts von dem Relief
hat der Künstler seinen eigenen Namen einge-
meißelt: Otto ruo koelt — Otto hat mich an-
gefertigt. Zur linken Seite von oben nach unten
steht geschrieben: ^ciolbrnlrt NorrotnrrrrZ (Adel-
bracht der Münzmeister), vermutlich der Stifter
des Kunstwerkes. Die nur an den unteren Teilen
der Dämonfigur beschädigte Arbeit zeigt manche
Unbeholfenheit, dabei aber doch Gefühl für Leben
undBewegung,gutberechneteKomposition,schöne
Linien der Gewänder und Flügel und besonders
tüchtige Zeichnung des Dämons; sie erinnert an
die jener sinnbildlichen Figuren, die wir an der
Außenseite des Ostgiebelskennenlernten. — Von
großerSchönheit ist der ornamentale Schmuck am
untersten Teile des folgenden Wandpseilers:
Ranken, aus denen breite Blätter hervorwachsen
(Abb.72). Das an der Mittelfläche voll ent-
wickelte Motiv wiederholt stch schmäler an den
seitlichen Viertelsäulen uud in den Kehlen; aus
den beiden letztereu ragt ganz unten je ein bär-
tiger Kops hervor, auch Schultern uud Arme
sind angedeutet, die Hände halten kurze, astähn-
liche Ge-
bilde. Die
Köpfe
scheinen
lediglich
schmücken-
Abb. 66 (Tcxt S. 29) Verl. A. Wicgand, Worms
Von der östlichcn Gicbelgaleric
Abb.64<TcxtS. 29) Galcric am Ostgicbcl Phot. P. Blumbcrgcr, Worms
Abb. 65 (Text S. 29) Verl. A. Wicgand, Worms
Skulptur am Ostgiebcl
dem Zwecke zu dienen. — An
einer Wcmd der im südlichen
Seitenschiffe befindlichen
St. Annakapelle befindet sich
ein nicht ursprünglich hier-
her gehöriges Hochrelief von
seltsamer, altertümlich unbe-
fangener Komposition: der
Prophet Daniel in der Lö-
wengrube(Abb.48). Einklei-
ner Säulenbau mit zwei
Bögen deutet den Löwen-
zwinger an; der Prophet sitzt
ruhig und zuversichtlich, zwei
Löwen lecken ihn, als wären
siezutrauliche Hündlein. An-
dere gewaltige Leuen lagern
friedlich außen vor dem
Zwinger. Obeu in der Ecke
links aber erscheinen zwei
Gestalten: Der Engel Gottes
läßt den Propheten Habakuk
an den Haaren zu Daniel
hernieder, damit er ihm die
enthält auch zwei der ältesten Bildnereien, die der
Dom noch aufzuweisen hat. An dem Pfeiler der
nordwestlichen Ecke sieht man eine auf einem Dä-
mon stehende weibliche Figur; über ihrem von
einem Heiligenscheine umgebenen Haupte liest
man ihren Namen: Juliana (Abb. 73). Zu ihrer
Rechten fieht man einen Engel, der des Dämons
Haar mit der linken Hand gefaßt hält, während
er mit der anderen Hand ihm eine Lanze in den
Rücken stößt. Oberhalb rechts von dem Relief
hat der Künstler seinen eigenen Namen einge-
meißelt: Otto ruo koelt — Otto hat mich an-
gefertigt. Zur linken Seite von oben nach unten
steht geschrieben: ^ciolbrnlrt NorrotnrrrrZ (Adel-
bracht der Münzmeister), vermutlich der Stifter
des Kunstwerkes. Die nur an den unteren Teilen
der Dämonfigur beschädigte Arbeit zeigt manche
Unbeholfenheit, dabei aber doch Gefühl für Leben
undBewegung,gutberechneteKomposition,schöne
Linien der Gewänder und Flügel und besonders
tüchtige Zeichnung des Dämons; sie erinnert an
die jener sinnbildlichen Figuren, die wir an der
Außenseite des Ostgiebelskennenlernten. — Von
großerSchönheit ist der ornamentale Schmuck am
untersten Teile des folgenden Wandpseilers:
Ranken, aus denen breite Blätter hervorwachsen
(Abb.72). Das an der Mittelfläche voll ent-
wickelte Motiv wiederholt stch schmäler an den
seitlichen Viertelsäulen uud in den Kehlen; aus
den beiden letztereu ragt ganz unten je ein bär-
tiger Kops hervor, auch Schultern uud Arme
sind angedeutet, die Hände halten kurze, astähn-
liche Ge-
bilde. Die
Köpfe
scheinen
lediglich
schmücken-
Abb. 66 (Tcxt S. 29) Verl. A. Wicgand, Worms
Von der östlichcn Gicbelgaleric