Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

DOI Heft:
Doering, Oscar: Die Dome von Mainz und Worms
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0039
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
33

zulassen. Links von
Jesus kniet der Stifter,
der gleiche, dem auch
das erste Relief zu ver-
dankeu ist. Jm Hiuter-
grunde ragt das Kreuz
Christi empor, rechts
und links davon hängeu
die beidenSchächer uoch
an ihren Kreuzen. Die
Darstellung ist von einem
prachtvoll gearbeiteten,
in seiner Hohlkehle mit
reichem Maßwerk und
Engelfigureu geschmück-
ten Spitzbogen über-
wölbt. — An vierter
Stelle folgt die Aufer-

Abb. 88 (Text S. LS> Mittclschiff: Turchblick zum Ostchorc

geschildert ist. Oberhalb des Feusters erscheiut
Gottvater mit Szepter und Weltkugel. Gestiftet
'st das Bildwerk 1487 von dem Domdekau Jo-
hannes Eruolfi von Lönstein. — Unbekanut ist
der Stifter uud das Entstehungsjahr des zweiteu
Bildes, das die Aubetung des neugeboreneu
Jesuskindes zeigt. Außerordentlich schöu ist die
sÄruppe der heiligen Personeu. Über eiue Mauer
im Hintergruilde blickeu zwei Hirteu, iu der
Ferne fieht mau eincn Stall uud die Szeue, ivie
der Eugel den Hirten auf dem Felde das Heil
derkündigt. Das Relief ist von einem reich ver-
Zierteu Halbkreisbogen überwölbt. Es dürfte vou
nllen fünf Reliefs das jüngste seiu. — Als drittes
^erk schließt sich eine Grablegung Christi au
(Abb.83). Die klagenden Freuude des Herru sind
hiuter seinem Sarkophage versammelt, Joseph von
Arimathäa und Nikodemus siud im Begriffe, den
mng ausgestreckten Leichuam iu den Sarg nieder-

XXIX

stehung des Heilandes;
Stifter war 1488 der
Kanonikus Johannes
vonWiuheim. Mausieht
Christus, der mit der
Kreuzesfahne aus sei-
nem Grabe steigt; ein
Wächter blickt empor,
ohne den Vorgang zu
begreifen, zwei andere
schlummern. DasRelief
zeigt außerdem die Ge-
stalten des knienden
Stifters und mehrerer
Heiligen. — DeuSchluß
bildet einRelief mit dem
herrlich gezeichneteu
Stammbaume Christi
(Abb.81). Stifter war
1488 der Erbauer des
Kreuzgauges, der Bi-
schof Johann von Dal-
berg (fi 1503). Man

Verl. A. Wiegand, Worms sieht ihn in kleinerFigur

in der linken Ecke des
Werkes uebeu dem fürbittenden hl. ApostelPetrus
knien. Jn derMitte desReliess liegtschlafendJesse,
aus dessenSeite derStammbaum emporwächst; vou
den Ästen blicken die wichtigsten Vorfahren Christi
hernieder, ganz oben in der Mitte thront die
hl. Juugfrau. Ein Spitzbogen mit sehr schöner
Krabbenverzierung bildet die obere Umrahmung
des Werkes, seitwärts stehen unter Baldachineu
je zwei Heiligenfigureu. — Man darf wohl an-
nehmeu, daß diese fünf Reliefs nur die ersteu
einer größeren Neihe sind, die aus Stiftungeu
reicher Kanoniker allmählich hat vervollständigt
werden sollen. Der volle Glanz der herrlichsten
spätgotischen Zier- und Figurenbildnerei erstrahlt
in diesen Werkeu; gleichzeitig geben sie in ihrer
Verschiedenartigkeit Zeugnis von der inneren
Freiheit, die nur bei religiös uud künstlerisch
völlig abgeklärten Geistern möglich ist. — Ju
der Nikolauskapelle steht noch dec gotische Tauf-

5
 
Annotationen