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Abb. 79 (Text S. 32) K. Meßbildanstalt, Berlin
Die drei hl. Prinzcssinncn
portal (Abb. 57 u. 58). Es ist im ersten Vier-
tel des 14. Jahrhunderts eutstanden, und um
Abb. 80 (Tert S. 35) Phot. P. Blumbcrgcr, Worms
Taufkessel. 15. Jahrhundert
rechten Einklanges willen wurde damals auch
die aus dem Ende des 13. Jahrhunderts stam-
mende Nikolauskapelle im gleichen Stile um-
gebaut. Gleichzeitig erhielt der östlich an-
stoßende, hervortretende Kapellenbau seine gotische
Gestalt. Und nun ist das Südportal mit seinem
Schmucke zwischen diesen beiden reich gezierten
Bauten zurückgerückt, und das Ganze bildet eine
der schönsten, malerischsteu Gruppen, die sich nur
denken lassen. Der obere Teil des Portales ist
als Fenster benutzt. Uber dem geradlinigen Sturze
der Tür hat mau das ehemalige romanische Bogen-
feld angebracht, es aber umgedreht, so daß sein alter
Reliefschmuck — Christus mit den Heiligen, wovon
zuvor die Rede war (Abb. 77) — nach inuen gekom-
men ist; die leere, bisherige Jnnenseite schmückte
man mit einem neuen, dem Zeitstil entsprechenden
Relief der Krönung Mariä. Ein Beispiel pietät-
voller und praktischer Denkmalpflege unserer Vor-
fahren! Der hochstrebende Spitzbogen des Por-
tales ist mit Laubwerk und Figuren belebt. Jn
dem steileu Giebelfelde darüber sieht man eine edle
Frauengestalt, die auf einem mit vier verschiedenen
Köpfen und Füßen versehenen Tiere reitet(Abb.58).
Sie ist das Sinnbild der christlichen Kirche,
das Tier das Symbol der vier hl. Evangelisten.
Zu den Seiten des Portales und an den Pfeilern
aber begrüßt uns eine Schar kraftvoll prächtig ge-
arbeiteter Standbilder. Frauengestalten sind da-
bei, über deren Bedeutung viel gestritten worden
ist. Sie stellen, wie nicht zu bezweifeln, die
Tugeuden des Christeu im Gegensatze zu den
Eigenschaften der Weltleute dar. Am interessan-
testen ist die Figur der „Welt". Sie erscheiut
Abb. 81 (Tcxl S. 33) Bcrl. A. Wicgand, Wormz
Relies: Wurzel Jessc
Abb. 79 (Text S. 32) K. Meßbildanstalt, Berlin
Die drei hl. Prinzcssinncn
portal (Abb. 57 u. 58). Es ist im ersten Vier-
tel des 14. Jahrhunderts eutstanden, und um
Abb. 80 (Tert S. 35) Phot. P. Blumbcrgcr, Worms
Taufkessel. 15. Jahrhundert
rechten Einklanges willen wurde damals auch
die aus dem Ende des 13. Jahrhunderts stam-
mende Nikolauskapelle im gleichen Stile um-
gebaut. Gleichzeitig erhielt der östlich an-
stoßende, hervortretende Kapellenbau seine gotische
Gestalt. Und nun ist das Südportal mit seinem
Schmucke zwischen diesen beiden reich gezierten
Bauten zurückgerückt, und das Ganze bildet eine
der schönsten, malerischsteu Gruppen, die sich nur
denken lassen. Der obere Teil des Portales ist
als Fenster benutzt. Uber dem geradlinigen Sturze
der Tür hat mau das ehemalige romanische Bogen-
feld angebracht, es aber umgedreht, so daß sein alter
Reliefschmuck — Christus mit den Heiligen, wovon
zuvor die Rede war (Abb. 77) — nach inuen gekom-
men ist; die leere, bisherige Jnnenseite schmückte
man mit einem neuen, dem Zeitstil entsprechenden
Relief der Krönung Mariä. Ein Beispiel pietät-
voller und praktischer Denkmalpflege unserer Vor-
fahren! Der hochstrebende Spitzbogen des Por-
tales ist mit Laubwerk und Figuren belebt. Jn
dem steileu Giebelfelde darüber sieht man eine edle
Frauengestalt, die auf einem mit vier verschiedenen
Köpfen und Füßen versehenen Tiere reitet(Abb.58).
Sie ist das Sinnbild der christlichen Kirche,
das Tier das Symbol der vier hl. Evangelisten.
Zu den Seiten des Portales und an den Pfeilern
aber begrüßt uns eine Schar kraftvoll prächtig ge-
arbeiteter Standbilder. Frauengestalten sind da-
bei, über deren Bedeutung viel gestritten worden
ist. Sie stellen, wie nicht zu bezweifeln, die
Tugeuden des Christeu im Gegensatze zu den
Eigenschaften der Weltleute dar. Am interessan-
testen ist die Figur der „Welt". Sie erscheiut
Abb. 81 (Tcxl S. 33) Bcrl. A. Wicgand, Wormz
Relies: Wurzel Jessc