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als einekönigliche Berufung Steinles nach München,
doch hatten seine Bemühungen keinen Erfolg.
Schließlich zog sich dieser mit seiner Familie nach
Frankfurt zurück in der stillen Hoffnung, nach
Wien zurückzukehren, sobald sich dort die Ver-
hältnisse günstiger gestaltet hätten. Diese Hoff-
nung hat sich nicht erfüllt, und Frankfurt, das
dem Künstler mit seinem „schwarzgelben Herzen"
so unsympathisch wie nur möglich war, wurde
durch eine wahre Jronie des Schicksals seine
Heimstätte bis znm Tode.
In Frankfurt waren die Verhältnisse für den
katholischen Künstler günstiger als man erwar-
ten möchte. Er fand eine Reihe hochherziger
und gleichgesinnter Freunde, die das dortige
Kunstleben ganz unter das Zeichen der neuer-
wachten christlichen Kunst zu stellen wußten. Die
Opposition konnte freilich nicht ausbleiben. Man
stellte dem Overbeckschen „Triumph der Künste
durch die Religion" im Städelschen Jnstitut das
prunkoolle Bild des Belgiers de Kehser „Die
Schlacht von Worringen" gegenüber. Die Sehn-
sucht nach der Farbe war wieder zu lebhaft ge-
worden, um das etwas flaue Bild Overbecks
cinem solchen Gegner gegenüber aufkommen zu
lassen, und jedem unbefangenen Beschauer mußten
die Augen über die Schwächen der Overbeckschen
Richtung geöffnet werden. Eine so abstrakt ideale
Abb. 10 (Text S. 22 s.> Pharisiier u. Zöllner 1862 Phot. F. Bruckmann A.-G.
Abb. 11 (Text S. 31 f., ChristuL und d>e Secle 1853 Autot. Köscl
Kunst brauchtenotwendig eine Auffrischung durch
die Natur. Auch Steinle war sich der Schwächen
des Bildes wohl bewußt, und Brentano meinte
cinmal in seiner drastischen Art, Overbeck habe
sich bei Anfertigung des Bildes offenbar nicht
sehr versündigt, sonst wäre es weniger langwei-
lig geworden.
Ünserm Künstler hatte fich unterdessen die
angenehme Aussicht eröffnet, die Franziskaner-
lirche in Düffeldorf ausmalen zu dürfen. Leider
war aber die Bedingung, auch schon die Kartons
in Düsseldors anzufertigcn, unannehmbar. Um
so begeisterter nahm er fich 1842 des noch viel
wichtigeren Auftrages an, die Chorspadrillen
des Kölner Doms „mit neuen im Geiste der
Alten gehaltenen Kompositionen" zu beleben.
Cornelius selbst hatte Steinle für diese Arbeit
vorgeschlagen. Es bedurfte aber noch harter
Kämpfe besonders gegen die Archaisten, bis
seine Anschauung, die Spadrillen müßten nicht
nur mit Zuhilfenahme der alten Freskenreste
renoviert, sondern vollständig neu gemalt wer-
den, durchdringen konnte. Entsprechend der
früheren Bemalung wählte auch Steinle Engels-
gestalten als Vertreter der neun himmlischen
Hierarchien, sür deren Komposition ihm seine
früheren Studien für die Münchener Ludwigs-
kirche sehr zu ftatten kamen. Jnwieweit Steinle
als einekönigliche Berufung Steinles nach München,
doch hatten seine Bemühungen keinen Erfolg.
Schließlich zog sich dieser mit seiner Familie nach
Frankfurt zurück in der stillen Hoffnung, nach
Wien zurückzukehren, sobald sich dort die Ver-
hältnisse günstiger gestaltet hätten. Diese Hoff-
nung hat sich nicht erfüllt, und Frankfurt, das
dem Künstler mit seinem „schwarzgelben Herzen"
so unsympathisch wie nur möglich war, wurde
durch eine wahre Jronie des Schicksals seine
Heimstätte bis znm Tode.
In Frankfurt waren die Verhältnisse für den
katholischen Künstler günstiger als man erwar-
ten möchte. Er fand eine Reihe hochherziger
und gleichgesinnter Freunde, die das dortige
Kunstleben ganz unter das Zeichen der neuer-
wachten christlichen Kunst zu stellen wußten. Die
Opposition konnte freilich nicht ausbleiben. Man
stellte dem Overbeckschen „Triumph der Künste
durch die Religion" im Städelschen Jnstitut das
prunkoolle Bild des Belgiers de Kehser „Die
Schlacht von Worringen" gegenüber. Die Sehn-
sucht nach der Farbe war wieder zu lebhaft ge-
worden, um das etwas flaue Bild Overbecks
cinem solchen Gegner gegenüber aufkommen zu
lassen, und jedem unbefangenen Beschauer mußten
die Augen über die Schwächen der Overbeckschen
Richtung geöffnet werden. Eine so abstrakt ideale
Abb. 10 (Text S. 22 s.> Pharisiier u. Zöllner 1862 Phot. F. Bruckmann A.-G.
Abb. 11 (Text S. 31 f., ChristuL und d>e Secle 1853 Autot. Köscl
Kunst brauchtenotwendig eine Auffrischung durch
die Natur. Auch Steinle war sich der Schwächen
des Bildes wohl bewußt, und Brentano meinte
cinmal in seiner drastischen Art, Overbeck habe
sich bei Anfertigung des Bildes offenbar nicht
sehr versündigt, sonst wäre es weniger langwei-
lig geworden.
Ünserm Künstler hatte fich unterdessen die
angenehme Aussicht eröffnet, die Franziskaner-
lirche in Düffeldorf ausmalen zu dürfen. Leider
war aber die Bedingung, auch schon die Kartons
in Düsseldors anzufertigcn, unannehmbar. Um
so begeisterter nahm er fich 1842 des noch viel
wichtigeren Auftrages an, die Chorspadrillen
des Kölner Doms „mit neuen im Geiste der
Alten gehaltenen Kompositionen" zu beleben.
Cornelius selbst hatte Steinle für diese Arbeit
vorgeschlagen. Es bedurfte aber noch harter
Kämpfe besonders gegen die Archaisten, bis
seine Anschauung, die Spadrillen müßten nicht
nur mit Zuhilfenahme der alten Freskenreste
renoviert, sondern vollständig neu gemalt wer-
den, durchdringen konnte. Entsprechend der
früheren Bemalung wählte auch Steinle Engels-
gestalten als Vertreter der neun himmlischen
Hierarchien, sür deren Komposition ihm seine
früheren Studien für die Münchener Ludwigs-
kirche sehr zu ftatten kamen. Jnwieweit Steinle