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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Kreitmaier, Josef: Edward von Steinle
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0057
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Abb, 15 IText S. 3 u»d 27> Maria im Nosengartcn 1856 Autol, Kösel

bedeutend mit Freund, und die Liebe und Ver-
ehrung, die ihm seine zahlreichen Schüler zeit-
lebens entgegenbrachten, hat er reichlich verdient.
Nichts war ihm als Lehrer mehr verhaßt als
geistloses Nachahmen seiner Eigenart. Er wußte,
baß solche Nachahmungen immer Verschlechte-
rungen bedeuten. Der Schüler muß gewissermaßen
sein eigenes frisches Blut mit dem des Lehrers
vermischen, sonst geht es wie bei allen Ver-
wandtenehen, die Kinder werden geistig und
körperlich Krüppel. Steinle selbst drückte einmal
diesen Gedanken Reichensperger gegenüber sehr

schön aus: „Das lebendige Fortpflanzen in allen
Dingen dieser Welt ist eine große Sache. Das
direkte „Anknüpfen" dagegen hat sich auch meist
als ohnmächtig erwiesen und bringt Scheinerzeug-
nisse ohne inneres Leben, ohne lebensfähige Re-
alität hervor, kränkelnde Erscheinungen ohne
Fähigkeit zur Dauer". Die Benutzung weiblicher
Modelle suchte der Künstler möglichst einzuschrän-
ken, bestand aber auf gründlichen anatomischen
Studien. Er selbst besaß ein so erstaunliches
Formengedächtnis, daß er auf Modelle nicht an-
gewiesen war.


 
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