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Seine eigenen Arbeiten in der
ersten Hälfte der 50 er Jahre zeigen
eine ungewöhnliche Vollendung. So
das einzig herrliche Votivbild, eine
thronende Madonna mit Kind, die
er für die St. Leonhardkirche in
Franksurt malte (Abb. 16). Der
Künstler hat dieses Bild ohne Auf-
trag und nur aus eigener innerer Lust
geschaffen. Darum ist es wohl auch
so großartig geworden, daß man es
unter die größten Meisterwerke des
l9. Jahrhunderts zählen muß. Be-
sonders war es jetzt die Märchenwelt
Brentanos, die seiner künstlerischen
Phantasie immer neue Schwingun-
gen gab. Auch Shakespeare, der ihn
später noch so oft beschäftigen sollte,
tritt bereits auf. Ein Besuch in
Paris bei seinem Freunde, dem
Botschafter Hübner (l853), brachte
Steinle wieder das nötige seelische
Gleichgewicht, das durch den Tod
zweierseiner Kinder und seines treuen
Freundes Schlosser etwas ins Wan-
ken gekommen war, obwohl er sich
mit den Gesinnungen eines Heili-
gen in die Fügungen Gottes geschickt
hatte. 1855 sah Paris die erste Aus-
stellung Steinlescher Werke, die ihm
außer der zweiten Medaille noch das
Offizierskreuz der Ehrenlegion ein-
brachte. Auf eine so ungewöhnliche
Auszeichnung hin erinnerte sich auch
Osterreich wieder seines großen Soh-
nes, und obgleich der gute Hirt, den
der Künstler in Wien ausgestellt
hatte, als „zu teuer für nur eine
Figur" nicht zum Ankauf kam, wurde
doch im Auftrag des Kaisers das
farbenprächtige Bild „Maria Fon-
tana" (Abb. 2) erworben.
1856 begannen die langen Ver-
handlungen über die Ausmalung des
Treppenhauses im Kölner Wallraf-
Museum, wofür der Künstler die
figurenreichen Entwürse in der un-
glaublich kurzen Zeit von 40 Tagen
anfertigte. Bevor noch der definitive
Auftrag zustande kam, winkte eine
andere erfreuliche Aufgabe, die Aus-
malung der Agidikirche in Münster,
für welche er sämtliche Entwürfe in
großen kolorierten Zeichnungen lie-
ferte. 1863 hatte Steinle die hohe
Ehre, gelegentlich des nach Frank-
furt berufenen deutschen Fürstentages
den Kaiser Franz Joseph in seinem
Atelier empfangen zu dürfen. Der
Herbst desselben Jahres brachte auch
„die Generalversammlung der katho-
lischen Vereine Deutschlands" nach
Abb. 18 (Text S. 12 unb 28) Autot. Kösel
Votivbild 1854
Seine eigenen Arbeiten in der
ersten Hälfte der 50 er Jahre zeigen
eine ungewöhnliche Vollendung. So
das einzig herrliche Votivbild, eine
thronende Madonna mit Kind, die
er für die St. Leonhardkirche in
Franksurt malte (Abb. 16). Der
Künstler hat dieses Bild ohne Auf-
trag und nur aus eigener innerer Lust
geschaffen. Darum ist es wohl auch
so großartig geworden, daß man es
unter die größten Meisterwerke des
l9. Jahrhunderts zählen muß. Be-
sonders war es jetzt die Märchenwelt
Brentanos, die seiner künstlerischen
Phantasie immer neue Schwingun-
gen gab. Auch Shakespeare, der ihn
später noch so oft beschäftigen sollte,
tritt bereits auf. Ein Besuch in
Paris bei seinem Freunde, dem
Botschafter Hübner (l853), brachte
Steinle wieder das nötige seelische
Gleichgewicht, das durch den Tod
zweierseiner Kinder und seines treuen
Freundes Schlosser etwas ins Wan-
ken gekommen war, obwohl er sich
mit den Gesinnungen eines Heili-
gen in die Fügungen Gottes geschickt
hatte. 1855 sah Paris die erste Aus-
stellung Steinlescher Werke, die ihm
außer der zweiten Medaille noch das
Offizierskreuz der Ehrenlegion ein-
brachte. Auf eine so ungewöhnliche
Auszeichnung hin erinnerte sich auch
Osterreich wieder seines großen Soh-
nes, und obgleich der gute Hirt, den
der Künstler in Wien ausgestellt
hatte, als „zu teuer für nur eine
Figur" nicht zum Ankauf kam, wurde
doch im Auftrag des Kaisers das
farbenprächtige Bild „Maria Fon-
tana" (Abb. 2) erworben.
1856 begannen die langen Ver-
handlungen über die Ausmalung des
Treppenhauses im Kölner Wallraf-
Museum, wofür der Künstler die
figurenreichen Entwürse in der un-
glaublich kurzen Zeit von 40 Tagen
anfertigte. Bevor noch der definitive
Auftrag zustande kam, winkte eine
andere erfreuliche Aufgabe, die Aus-
malung der Agidikirche in Münster,
für welche er sämtliche Entwürfe in
großen kolorierten Zeichnungen lie-
ferte. 1863 hatte Steinle die hohe
Ehre, gelegentlich des nach Frank-
furt berufenen deutschen Fürstentages
den Kaiser Franz Joseph in seinem
Atelier empfangen zu dürfen. Der
Herbst desselben Jahres brachte auch
„die Generalversammlung der katho-
lischen Vereine Deutschlands" nach
Abb. 18 (Text S. 12 unb 28) Autot. Kösel
Votivbild 1854