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Abb. 18 ^Text S. 28) Unbcfleckte Empfängnis 1855
Frankfurt, deren glänzender Verlauf das katho-
lische Herz Steinles neu belebte.
Trotz der oielen großen Arbeiten, die der
Meistcr in diesem Zeitraum auszuführen hatte,
fand er immer noch genügend Muße sür „Allo-
tria". Die prächtigen Bilder in der Münchener
Schackgalerie waren damals entstanden, wie auch
das merkwürdige, wohl als Erinnerung an den
Fürstentag gcdachte Aguarell „Das Heilige Römi-
sche Reich Deutscher Nation".
Die Kölner Arbeit hatte mehrere Aufträge
monumentaler Art zur Folge. So wurden in der
Liebfcauenkirche zu Trier die alten Gewölbe-
malereien aufgedeckt und unter Steinles Leitung
restauriert, für dieselbe Kirche wie auch für die
Minoritenkirche in Köln hatte er Entwürfe für
Glasgemälde anzufertigen, für die Chorapsis der
Kirche Maria im Kapitol zu Köln schuf er die
Krönung Mariä, für die Aachener Marienkirche
zusammen mit seinem Schüler Leopold Bode die
Malereien in der Chornische.
Das Jahr 1866 mit seinen politischen Um-
wälzungen war für das österrei-
chische Gemüt des Künstlers eine
harte Probe. Gleichwohl ruhte
seine arbeitslustige Hand nicht. Es
entstand eine Reihe von Olbildern
und Aguarellen, darunter zwei grö-
ßere Altarbilder für Bischof Stroß-
mayer und die Zeichnungen zu Wil-
helm Molitors Weihnachtstraum.
Das Jahr 1868 fand ihn wieder
an seiner Lieblingsarbeit, an den
Bildern zu Shakespeares Schau-
spielen und zu dem Volksmärchen
„Schneeweißchen und Rosenrot".
Jnzwischen hatte Steinle die
große Adresse der deutschen Katho-
liken an Pius IX. künstlerisch aus-
geschmückt und sollte dieselbe als
Mitglied der deutschen Deputation
dem hl. Vater überreichen (1869).
Dieser Austrag brachte ihn wieder
auf einige Wochen nach Rom, wo
er im Kreise seiner alten Freunde
liebevolle Aufnahme faird. Nach
Frankfurt zurückgekehrt, hatte er die
Freude, die Bekanntschaft eines
reichen Mäzenaten, dcs Hambur-
ger Großkaufmanns Arnold Otto
Meher zu machen, der ihm als
begeisterter Verehrer seiner Kunst
eine große Zahl von Aufträgen zu-
wandte. Unter diesen waren beson-
ders die Darstellungen aus dcm
Alten Testament Steinle um so
willkommener, als ihm solche Vor-
würfe ungleich besser lagen als
strenge Kirchenbilder.
Das Jahr 1870 sah den Künst-
ler zu Kleinheubach, bei der Aus-
malung der Hauskapelle des Für-
sten Karl zu Löwenstein. Von Architektur war
in der Kapelle keine Nede, und so brauchte
Steinle auch keine Rücksichten zu nehmen und
konnte sich gehen lassen. Bei der Kleinheit des
Raumes und dem Mangel eines ausgeprägten
architektonischen Stiles fällt denn auch die tafel-
bildmäßige Behandlung derMalereien nicht weiter
auf. 1871 hatte Wien den Märchenzyklus „Schnee-
weißchen nnd Rosenrot" wohl bewundert, aber
nicht gekaust, dagegen fand sein herrlicher Aqua-
rellzyklus zum „Kaufmann von Venedig" in der
Wiener Weltausstellung 1873 alsbald einen eng-
lischen Käufer, der das Werk um 20000 Mark
erstand. Dieser große Erfolg lenkle wieder ein-
mal die Augen des offiziellen Osterreich auf den
bereits 63jährigen Künstler. Es wurde ihm die
Direktorstelle der Prager Akademie angetragen.
Als jedoch Steinle an Ort und Stelle genaueren
Einbliü in die für einen produktiven Künstler
nichts weniger als erfreulichen Verhältnisse ge-
wonnen hatte, lehnte er ab, so sehr es ihn auch
nach Osterreich zog. Wohl als Folge großer
Abb. 18 ^Text S. 28) Unbcfleckte Empfängnis 1855
Frankfurt, deren glänzender Verlauf das katho-
lische Herz Steinles neu belebte.
Trotz der oielen großen Arbeiten, die der
Meistcr in diesem Zeitraum auszuführen hatte,
fand er immer noch genügend Muße sür „Allo-
tria". Die prächtigen Bilder in der Münchener
Schackgalerie waren damals entstanden, wie auch
das merkwürdige, wohl als Erinnerung an den
Fürstentag gcdachte Aguarell „Das Heilige Römi-
sche Reich Deutscher Nation".
Die Kölner Arbeit hatte mehrere Aufträge
monumentaler Art zur Folge. So wurden in der
Liebfcauenkirche zu Trier die alten Gewölbe-
malereien aufgedeckt und unter Steinles Leitung
restauriert, für dieselbe Kirche wie auch für die
Minoritenkirche in Köln hatte er Entwürfe für
Glasgemälde anzufertigen, für die Chorapsis der
Kirche Maria im Kapitol zu Köln schuf er die
Krönung Mariä, für die Aachener Marienkirche
zusammen mit seinem Schüler Leopold Bode die
Malereien in der Chornische.
Das Jahr 1866 mit seinen politischen Um-
wälzungen war für das österrei-
chische Gemüt des Künstlers eine
harte Probe. Gleichwohl ruhte
seine arbeitslustige Hand nicht. Es
entstand eine Reihe von Olbildern
und Aguarellen, darunter zwei grö-
ßere Altarbilder für Bischof Stroß-
mayer und die Zeichnungen zu Wil-
helm Molitors Weihnachtstraum.
Das Jahr 1868 fand ihn wieder
an seiner Lieblingsarbeit, an den
Bildern zu Shakespeares Schau-
spielen und zu dem Volksmärchen
„Schneeweißchen und Rosenrot".
Jnzwischen hatte Steinle die
große Adresse der deutschen Katho-
liken an Pius IX. künstlerisch aus-
geschmückt und sollte dieselbe als
Mitglied der deutschen Deputation
dem hl. Vater überreichen (1869).
Dieser Austrag brachte ihn wieder
auf einige Wochen nach Rom, wo
er im Kreise seiner alten Freunde
liebevolle Aufnahme faird. Nach
Frankfurt zurückgekehrt, hatte er die
Freude, die Bekanntschaft eines
reichen Mäzenaten, dcs Hambur-
ger Großkaufmanns Arnold Otto
Meher zu machen, der ihm als
begeisterter Verehrer seiner Kunst
eine große Zahl von Aufträgen zu-
wandte. Unter diesen waren beson-
ders die Darstellungen aus dcm
Alten Testament Steinle um so
willkommener, als ihm solche Vor-
würfe ungleich besser lagen als
strenge Kirchenbilder.
Das Jahr 1870 sah den Künst-
ler zu Kleinheubach, bei der Aus-
malung der Hauskapelle des Für-
sten Karl zu Löwenstein. Von Architektur war
in der Kapelle keine Nede, und so brauchte
Steinle auch keine Rücksichten zu nehmen und
konnte sich gehen lassen. Bei der Kleinheit des
Raumes und dem Mangel eines ausgeprägten
architektonischen Stiles fällt denn auch die tafel-
bildmäßige Behandlung derMalereien nicht weiter
auf. 1871 hatte Wien den Märchenzyklus „Schnee-
weißchen nnd Rosenrot" wohl bewundert, aber
nicht gekaust, dagegen fand sein herrlicher Aqua-
rellzyklus zum „Kaufmann von Venedig" in der
Wiener Weltausstellung 1873 alsbald einen eng-
lischen Käufer, der das Werk um 20000 Mark
erstand. Dieser große Erfolg lenkle wieder ein-
mal die Augen des offiziellen Osterreich auf den
bereits 63jährigen Künstler. Es wurde ihm die
Direktorstelle der Prager Akademie angetragen.
Als jedoch Steinle an Ort und Stelle genaueren
Einbliü in die für einen produktiven Künstler
nichts weniger als erfreulichen Verhältnisse ge-
wonnen hatte, lehnte er ab, so sehr es ihn auch
nach Osterreich zog. Wohl als Folge großer