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Abb. 1S (Tcrt S. 15 und 2V> Drci Altväter 1878 Autot. Köscl
Überarbeitung hatte sein rcichter Arm wegcn starker
neuralgischer Schmerzen zeitweise den Dienst ver-
sagt; nnd der Künstler blickte bekümmert in die
Zukunft. Doch verloren sich die Schmerzen wieder
vollständig, und bereits 1864 finden wir den
Meister wieder an größeren Arbeiten. So zeich-
nete er für den Frankfurter Dom die Entwürse
zu den fünf Chorsenstern und sür die Wiener
Votivkirche zwei große Transseptfenster.
Jm Sommer 1875 begannen die Berhand-
lungen über die Ausmalung der
Chorapsis des Straßburger Mün-
sters, die schon nach wenigen Mona-
ten zum Abschluß gelangten. Steinle
hielt diese Arbeit „für den großen
Buchstaben seines Lebens" und ging
mit wahrer Begeisterung an die Vor-
arbeiten. Leider war der Hor-tms
üslieikii-nin, der über die malerische
Ausschmückung dcs Chores die besten
Fingerzeige hätte geben können, ein
Raub der Flammen geworden; es
waren aber glücklicherweise Durch-
zeichnungen vorhanden, die Steinle
fleißig zu Rate zog. So kam cs
auch, daß der Künstler bei diesem
Werk viel mehr als bei allen ande-
ren stilisierte. Er erkannte recht gut,
wie er an A. O. Meyer schrieb, daß
„unser Naturalismus an solchen
Wänden ivie Zuckerwasser" wirken
müßte. Jn der Tat wurde die
1879 vollendete Straßburger Arbeit
Steinles bedeutendste Monumental-
leistung. Unsere Abbil-
dungl9zeigt,wietrefflich
derKünstlerindividuelle
Freiheit und stitistische
Gebundcnheit zu ver-
cinigcn ivußte. Freilich
ist die Gesamtlcistung
nicht in allen Teilen
ebcnso glücklich. — Eine
großcundwohtverdiente
Anerkennung erhielt der
Künstler 1878 dnrch die
Ncrleihung des Ordens
der Eisernen Krone und
nüt ihm dcs crblichen
Adcls durch den Kaiser
von Osterreich. So hat
das Vaterland doch noch
scine alte Schuld an
cinem seiner größtcn
Söhnc abgetragen.
Unmittelbar nach
Vollendung der Straß-
burgcr Arbeit crhiett
Steinle einen Auftrag,
den er um so lieber an-
nahm, als es für ihn
cine Erholung war, und
er nebenbei, w!e er selbst schreibt, „dem bösen
Feinde ein Schnippchcn schlagen konnte". Es han-
delte sich um die malerische Ausschmückung dcs eben
neu erstandenen Franlfurtcr Opernhauses. Um das
lächerliche Honorar von3000Mark fertigte er sämt-
liche Entwürfe, die er dann von seinen Schülern
ausführen ließ. An Stelle der herkömmlichen heid-
nischcn Göttcrwelt wählte Steinle zumeist Dar-
stellungen aus der dramatischen Literatur und
brachte so eine Leistung zustande, die den alten
Abb. 20 (Text S. 21) St. StephanuS 1841 Autot. Kösel
Abb. 1S (Tcrt S. 15 und 2V> Drci Altväter 1878 Autot. Köscl
Überarbeitung hatte sein rcichter Arm wegcn starker
neuralgischer Schmerzen zeitweise den Dienst ver-
sagt; nnd der Künstler blickte bekümmert in die
Zukunft. Doch verloren sich die Schmerzen wieder
vollständig, und bereits 1864 finden wir den
Meister wieder an größeren Arbeiten. So zeich-
nete er für den Frankfurter Dom die Entwürse
zu den fünf Chorsenstern und sür die Wiener
Votivkirche zwei große Transseptfenster.
Jm Sommer 1875 begannen die Berhand-
lungen über die Ausmalung der
Chorapsis des Straßburger Mün-
sters, die schon nach wenigen Mona-
ten zum Abschluß gelangten. Steinle
hielt diese Arbeit „für den großen
Buchstaben seines Lebens" und ging
mit wahrer Begeisterung an die Vor-
arbeiten. Leider war der Hor-tms
üslieikii-nin, der über die malerische
Ausschmückung dcs Chores die besten
Fingerzeige hätte geben können, ein
Raub der Flammen geworden; es
waren aber glücklicherweise Durch-
zeichnungen vorhanden, die Steinle
fleißig zu Rate zog. So kam cs
auch, daß der Künstler bei diesem
Werk viel mehr als bei allen ande-
ren stilisierte. Er erkannte recht gut,
wie er an A. O. Meyer schrieb, daß
„unser Naturalismus an solchen
Wänden ivie Zuckerwasser" wirken
müßte. Jn der Tat wurde die
1879 vollendete Straßburger Arbeit
Steinles bedeutendste Monumental-
leistung. Unsere Abbil-
dungl9zeigt,wietrefflich
derKünstlerindividuelle
Freiheit und stitistische
Gebundcnheit zu ver-
cinigcn ivußte. Freilich
ist die Gesamtlcistung
nicht in allen Teilen
ebcnso glücklich. — Eine
großcundwohtverdiente
Anerkennung erhielt der
Künstler 1878 dnrch die
Ncrleihung des Ordens
der Eisernen Krone und
nüt ihm dcs crblichen
Adcls durch den Kaiser
von Osterreich. So hat
das Vaterland doch noch
scine alte Schuld an
cinem seiner größtcn
Söhnc abgetragen.
Unmittelbar nach
Vollendung der Straß-
burgcr Arbeit crhiett
Steinle einen Auftrag,
den er um so lieber an-
nahm, als es für ihn
cine Erholung war, und
er nebenbei, w!e er selbst schreibt, „dem bösen
Feinde ein Schnippchcn schlagen konnte". Es han-
delte sich um die malerische Ausschmückung dcs eben
neu erstandenen Franlfurtcr Opernhauses. Um das
lächerliche Honorar von3000Mark fertigte er sämt-
liche Entwürfe, die er dann von seinen Schülern
ausführen ließ. An Stelle der herkömmlichen heid-
nischcn Göttcrwelt wählte Steinle zumeist Dar-
stellungen aus der dramatischen Literatur und
brachte so eine Leistung zustande, die den alten
Abb. 20 (Text S. 21) St. StephanuS 1841 Autot. Kösel