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wiedergegeben, das
der Künstler, insolge
eines Gichtansalls
am Schreiben ver-
hindert, seinemHam-
burger Freund und
Mäzen Arnold Olto
Meyer kurz vor sei-
nem Hinscheiden als
Aniwort sandte.
DieserkurzeÜber-
blick über das Leben
und Wirken Meister
Steinles zeigt uns
schon, welch unge-
wohnlich reiches
künstlerisches Erbe
seiner Nachwelt zu-
teil wurde. Und
doch konnten wir so
vieles gar nicht oder
nur ganz kurz be-
rühren und somanche
Probleme, die das
Studium dieser so
tiefen und origi-
nellen Persönlichkeit
nahelegt,nur schwach
streifen. Und wenn
wir Heutigen anch
den Gipfelpunkt sei-
ner Kunst nicht mehr
in seinen großen
Monumentalwerken
erblicken, sondern in
den Bildern intimer
Natur, wo er zu-
gleich malen, dich-
ten und musizieren
konnte, so schmälert
das nicht seinen
Ruhm. Denn kein
Mensch kann in al-
lem groß sein. Ge-
rade die seelische
Kraft seiner Kunst
muß auch den Modernen packen, der sonst im
t9. Jahrhundert nur allzuviel Formalismus
findet. Für d en Steinle, den wir heute am meisten
schätzen, war die Form nur Ausdrucksmittel der
Seele. Dazu kommt
noch eine außerge-
wöhnlichekoloristische
Kultur, die ihn über
die meisten seiner
Zeitgenossen erhebt.
Steinle gehört aller-
dings nicht zu den
Tragsäulen der
Kunst des 19. Jahr-
hunderts, wohl aber
zu ihrer Zierde und
zu ihrem Schmuck.
Freundlich und far-
benfroh leuchtet sein
Bild in ferne Zei-
ten. Und wenn es
wahr ist, was W.
H. Riehl in einem
Aufsatz über Lud-
wig Richter sagt,
daß es Männer der
Literatur und Kunst
gibt, deren Werke
ihr innerstes Wesen
so getreu und so
herzgewinnend spie-
geln, daß wir im
andauernden Genuß
derselben eine enge
Freundschastmitdem
Äutor schließen und
ihn wie einen alten
Bekannten betrach-
ten," dann gehört
Steinle ganz gewiß
zu ihnen. Ein so
warmes und güti-
ges Herz, eine so
edle und vornehme
Seele kann man nur
lieben.
Abb. 66 (Tcrt S. 27>
Phot. F. Bruckmann A.-G. Zu weiterem Stu-
Josephinc v. Steinlc 1887 ditlM der Kunst UNseres
Meisters sei auf die
groste Materialsamm-
lung „Edward von Steinle. Des Meisters Gesamtwerk
in (708) Abbildungen, herausgegeben von A. M. von
Steiule" (Verlag Jos. Kösel, Kempten-Münchcn) mit
besonderer Empfehlung verwiesen.
wiedergegeben, das
der Künstler, insolge
eines Gichtansalls
am Schreiben ver-
hindert, seinemHam-
burger Freund und
Mäzen Arnold Olto
Meyer kurz vor sei-
nem Hinscheiden als
Aniwort sandte.
DieserkurzeÜber-
blick über das Leben
und Wirken Meister
Steinles zeigt uns
schon, welch unge-
wohnlich reiches
künstlerisches Erbe
seiner Nachwelt zu-
teil wurde. Und
doch konnten wir so
vieles gar nicht oder
nur ganz kurz be-
rühren und somanche
Probleme, die das
Studium dieser so
tiefen und origi-
nellen Persönlichkeit
nahelegt,nur schwach
streifen. Und wenn
wir Heutigen anch
den Gipfelpunkt sei-
ner Kunst nicht mehr
in seinen großen
Monumentalwerken
erblicken, sondern in
den Bildern intimer
Natur, wo er zu-
gleich malen, dich-
ten und musizieren
konnte, so schmälert
das nicht seinen
Ruhm. Denn kein
Mensch kann in al-
lem groß sein. Ge-
rade die seelische
Kraft seiner Kunst
muß auch den Modernen packen, der sonst im
t9. Jahrhundert nur allzuviel Formalismus
findet. Für d en Steinle, den wir heute am meisten
schätzen, war die Form nur Ausdrucksmittel der
Seele. Dazu kommt
noch eine außerge-
wöhnlichekoloristische
Kultur, die ihn über
die meisten seiner
Zeitgenossen erhebt.
Steinle gehört aller-
dings nicht zu den
Tragsäulen der
Kunst des 19. Jahr-
hunderts, wohl aber
zu ihrer Zierde und
zu ihrem Schmuck.
Freundlich und far-
benfroh leuchtet sein
Bild in ferne Zei-
ten. Und wenn es
wahr ist, was W.
H. Riehl in einem
Aufsatz über Lud-
wig Richter sagt,
daß es Männer der
Literatur und Kunst
gibt, deren Werke
ihr innerstes Wesen
so getreu und so
herzgewinnend spie-
geln, daß wir im
andauernden Genuß
derselben eine enge
Freundschastmitdem
Äutor schließen und
ihn wie einen alten
Bekannten betrach-
ten," dann gehört
Steinle ganz gewiß
zu ihnen. Ein so
warmes und güti-
ges Herz, eine so
edle und vornehme
Seele kann man nur
lieben.
Abb. 66 (Tcrt S. 27>
Phot. F. Bruckmann A.-G. Zu weiterem Stu-
Josephinc v. Steinlc 1887 ditlM der Kunst UNseres
Meisters sei auf die
groste Materialsamm-
lung „Edward von Steinle. Des Meisters Gesamtwerk
in (708) Abbildungen, herausgegeben von A. M. von
Steiule" (Verlag Jos. Kösel, Kempten-Münchcn) mit
besonderer Empfehlung verwiesen.