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Domkapitel den Neubau uud berief für dieAusfüh-
rung den Meister Gerhard, lauge Zeit Gerhard
von Rile genauut, doch mit Uurecht. Denn dieser
wird iu Urkunden einfach als luxlelclu, Steiumetz,
aufgeführt, während eiu anderer Gerhard als
lUÄZlZtsr, rsetor ot luxioiüu ksUrleuo Hcels-
8186 Oolou., d. i. Meister, Leiter uud Steinmetz
der Werkstatt der Köluer Kirche, bezeichuet wird
und nach urkundlichem Ausweise Familie besaß,
jener aber unverheiratet war und in einer an-
dereu Straße wohnte.
Die Meiuungsverschiedenheit, ob vom Meister
Gerhard der Gesamtplau zum Dome, wie er heute
dasteht, herrührt, oder nur der Plan zu eiuem eiu-
facheren Bau, der vou Nachfolgeru mehr und
mehr ausgestaltet wordeu sei, dürfte zugunsten des
ersten Baumeisters zu entscheiden sein. Das ver-
langt wohl die Einheitlichkeit des Gesamtplaues
und die Übereinstimmung, die hinsichtlich der
Größe und Genialität der Jdee zwischen dem fer-
tigen Bau und jenem Teile herrscht, dessen Ausfüh-
rung Meister Gerhard begonnen und teilweise
noch vollendet hat, d. i. der Chor mit seinem Um-
gange und dem Kapellenkranze. Wohl ist Ger-
hard bei französischen Baumeistern in die Schule
gegangen; das beweist die große Verwandtschaft
seiner Choranlage mit derjenigen der Kathedrale
zu Amiens. Was jedoch Gerhard in Frankreich
gelernt, das hat er veredelt und zur Vollendung
geführt, so im einzelnen in der Durcharbei-
Abb. 1S (Text S. 21)
Phot. Kgl. Mcbbilimnstalt, Bcrlin
Pscilcr und Wasserspcier
Abb. 2l> (Teit S. 21) Schwibbögen Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
tung der Choranlage und im ganzen in der
Ausbildung des Gesamtplanes. Der Meister
von Amiens fügte an den fünsschiffigen
Chor ein dreischiffiges Langhaus und
lehnte an dieses wenig organisch die beiden
Türme an; Meister Gerhard aber führte
die sünfschiffige Anlage folgerichtig durchs
Ganze durch und zog auch die Unterbau-
ten der massigen Türme in den Gesamt-
raum ein, indem er letztere im Jnnern
auf gewaltige, freistehende Pfeiler stellte
(Abb. 11). DieAnnahme,daß ersteinerder
späterenDombaumeisteranStelleeinesvon
Meister Gerhard beabsichtigten, ebenfalls
dreischiffigen Langhauses ein fünfschiffiges
in den Plan eingefügt habe, läßt sich nicht
hinreichend begründen. So dürfen wir
in der Anlage des deutschen Kölner Domes
die Vollendung dessen erblicken, was fran-
zösischer Geist begonnen und angestrebt,
aber nicht folgerichtig durchzuführen und
zu erfüllen vermocht hatte.
Am lö. August 1248, dem Feste Mariä
Himmelsahrt, „up unser Vrauwen dach,
da sie zu Hemel vur", legte Erzbischof
Konrad von Hochstaden, von der Belage-
rung Aachens für einige Tage nach Köln
herüberkommend, in Gegenwart des deut-
schen Königs Wilhelm von Holland und
vieler deutschen Fürsten nach feierlicher
heiliger Messe den Grundstein zum neuen
Dome. Neichliche Spenden des Dom-
kapitels und der Bürgerschaft wie auch
auswärtiger Gläubigen, zu denen ein
Domkapitel den Neubau uud berief für dieAusfüh-
rung den Meister Gerhard, lauge Zeit Gerhard
von Rile genauut, doch mit Uurecht. Denn dieser
wird iu Urkunden einfach als luxlelclu, Steiumetz,
aufgeführt, während eiu anderer Gerhard als
lUÄZlZtsr, rsetor ot luxioiüu ksUrleuo Hcels-
8186 Oolou., d. i. Meister, Leiter uud Steinmetz
der Werkstatt der Köluer Kirche, bezeichuet wird
und nach urkundlichem Ausweise Familie besaß,
jener aber unverheiratet war und in einer an-
dereu Straße wohnte.
Die Meiuungsverschiedenheit, ob vom Meister
Gerhard der Gesamtplau zum Dome, wie er heute
dasteht, herrührt, oder nur der Plan zu eiuem eiu-
facheren Bau, der vou Nachfolgeru mehr und
mehr ausgestaltet wordeu sei, dürfte zugunsten des
ersten Baumeisters zu entscheiden sein. Das ver-
langt wohl die Einheitlichkeit des Gesamtplaues
und die Übereinstimmung, die hinsichtlich der
Größe und Genialität der Jdee zwischen dem fer-
tigen Bau und jenem Teile herrscht, dessen Ausfüh-
rung Meister Gerhard begonnen und teilweise
noch vollendet hat, d. i. der Chor mit seinem Um-
gange und dem Kapellenkranze. Wohl ist Ger-
hard bei französischen Baumeistern in die Schule
gegangen; das beweist die große Verwandtschaft
seiner Choranlage mit derjenigen der Kathedrale
zu Amiens. Was jedoch Gerhard in Frankreich
gelernt, das hat er veredelt und zur Vollendung
geführt, so im einzelnen in der Durcharbei-
Abb. 1S (Text S. 21)
Phot. Kgl. Mcbbilimnstalt, Bcrlin
Pscilcr und Wasserspcier
Abb. 2l> (Teit S. 21) Schwibbögen Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
tung der Choranlage und im ganzen in der
Ausbildung des Gesamtplanes. Der Meister
von Amiens fügte an den fünsschiffigen
Chor ein dreischiffiges Langhaus und
lehnte an dieses wenig organisch die beiden
Türme an; Meister Gerhard aber führte
die sünfschiffige Anlage folgerichtig durchs
Ganze durch und zog auch die Unterbau-
ten der massigen Türme in den Gesamt-
raum ein, indem er letztere im Jnnern
auf gewaltige, freistehende Pfeiler stellte
(Abb. 11). DieAnnahme,daß ersteinerder
späterenDombaumeisteranStelleeinesvon
Meister Gerhard beabsichtigten, ebenfalls
dreischiffigen Langhauses ein fünfschiffiges
in den Plan eingefügt habe, läßt sich nicht
hinreichend begründen. So dürfen wir
in der Anlage des deutschen Kölner Domes
die Vollendung dessen erblicken, was fran-
zösischer Geist begonnen und angestrebt,
aber nicht folgerichtig durchzuführen und
zu erfüllen vermocht hatte.
Am lö. August 1248, dem Feste Mariä
Himmelsahrt, „up unser Vrauwen dach,
da sie zu Hemel vur", legte Erzbischof
Konrad von Hochstaden, von der Belage-
rung Aachens für einige Tage nach Köln
herüberkommend, in Gegenwart des deut-
schen Königs Wilhelm von Holland und
vieler deutschen Fürsten nach feierlicher
heiliger Messe den Grundstein zum neuen
Dome. Neichliche Spenden des Dom-
kapitels und der Bürgerschaft wie auch
auswärtiger Gläubigen, zu denen ein