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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Huppertz, Andr.: Der Kölner Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0103
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17

Abb. L1 (Tcrt S. 28)

Phot. Kgl. Mekbildanstalt, Bcrlin

Durchblick von Siidosten

dachung für den Gottesdienst in Gebrauch ge-
nommen werden, und am 14. und 15. August
wurde, wiederum in Gegenwart des sür das
Werk so hoch begeisterten Königs, die Sechsjahr-
hundertfeierder ersten Grundsteinlegung begangen.

Auf Zwirner folgte
im Jahre 1861 Richard
Voigtel als Dombau-
meister. Jm Jahre 1863
konnte die Wand, welche
jahrhundertelang den
Chor vom Langhause
getrennt hatte, nieder-
gelegt werden, so daß
nunmehrderDom eineu
zusammenhängenden,
gewaltigen Raum bil-
dete. Um dem inzwi-
schen wieder eingetrete-
nen Mangel an Mitteln
zu begegnen, wurden
vom Staate für die
Jahre 1865 bis 1892
Dombaulotterien be-
willigt, welche jährlich
über eine halbe Milliou
Markeinbrachten. Vor-
nehmlich wandte sich die
Bautätigkeit seit 1863
der Vollendung der bei- Aob 32 <Tcxt S. ss. Lvi

den Türme zu. Jm Jahre 1880, am
Vorabende des Mariä Himmel-
fahrtstages, stand der Bau mit der
Versetzung des letzten Steines der
Kreuzblume auf demSüdturmefertig
da. Die Vollendungsfeier fand am
lo.Oktober in Gegenwart des Deut-
schen Kaisers Wilhelm I. und zahl-
reicher deutscher Fürstlichkeiten statt.
Sie fiel in die Zeit des Kultur-
kampfes, der es mit sich brachte, daß
die Feier leider mehr weltlichen Cha-
rakter hatte und das kirchliche, reli-
giöse Moment sehr in den Hinter-
grund trat. Unerfüllt zeigten sich
bei dieser Gelegenheit Friedrich Wil-
helms IV. Worte bei der Grund-
steinlegung zum Fortbau im Jahre
1842: „Der Dom von Köln,— das
bitte ich von Gott, rage über diese
Stadt, rage über Deutschland, über
Zeiten, reich an Menschenfrieden,
reich an Gottcsfrieden, bis an das
Ende der Tage."

So hat die Geschichte des Kölner
Domes vom Beginne bis zur Voll-
endung viel Zwiespalt und Unfrieden
gesehen und an seinem eigenen Schick-
sale bitter erfahren. Haben aber auch
Menschenwünsche an ihm sich nicht
rein erfüllt, so ist er doch ein herr-
liches Shmbol dafür, daß jedwedes,
was Gottes Ehre dient, sich durch alles Bahn
bricht und endlich den Sieg davonträgt. Auch
das hat der Kölner Dom durch die Jahrhunderte
geschaut und wird es nach menschlichem Ermessen
noch schauen bis in serne Zeiten.-

Anstckit dcs Chorcs

Phot. Kölncr Kunstdcrlag

XXXI.

S
 
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