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Abb. 48 (Tcrt S. 35) Phot. Or. F. Stocdtncr. Bcrlin
Vom Grabmale FriedrrchL von Saarwerdcn
Sind die Süd- und Nordseite des Domes,
wenn auch auf mittelalterlichen Anfängen fortge-
setzt, im Aufbau freie Schöpfungen der Meister
aus der Zeit der Vollendung, die Fassade des
nördlichen Querschiffes sogar unter Abweichung
von dem Plane, der in den schon ftehenden alten
Teilen gegeben war, so waren für den Aufbau
der Weftfront mit den Türmen ficherere Anhalts-
punkte vorhanden, nämlich in erhaltenen mittel-
alterlichen Zeichnungen. Diese Pläne auf großen
Pergamentblättern, der Aufriß des Nordturmes
mit dem Hauptportal sowie der
Grundriß des Südturmes mit dem
Aufrisse der Ostseite seines zweiten
Stockwerkes, haben ihre interessante
Geschichte. Die Schicksale der Zeich-
nung des Nordturmes faßte Geheim-
rat Or. Schäfer, Prosessor an der
Technischen Hochschule in Darm-
stadt, in der Zeitschrift für bildende
Kunst (1891) folgendermaßen: „Als
inden Revolutionskriegen der 1790er
Jahre die französische Rheinarmee
gegen Köln heranrückte, sah sich das
Erzbifchöfliche Domkapitel genötigt,
den Domschatz und wichtige Archi-
valien auf die rechte Rheinseite zu
flüchten und daselbst in Sicherheit zu
bringen. Dies geschah auch mit den
Domentwürsen, von denen die 4 Meter
8,5 Zentimeter lange, 87 Zentimeter
breite Pergamentzeichnung eines Tei-
les der westlichen Domfassade mit
dem nördlichen Hauptturm — ob direkt oder auf
Umwegen, ist unbekannt — nach Amorbach (in der
Nähe des Mains) gelangte und aller Wahrschein-
lichkeit näch beiden BenediktinernSchutz fand. Die
Säkularisierung derAbteizugunsten des fürstlichen
Hauses Leiningen verlief für die wertvolle Zeich-
nung nicht eben günstig. Genug, der Domriß geriet
in Bergessenheit. Niemand frug mehr danach, nie-
mand kümmerte sich darum, ja, der Gegenstand als
solcher und die hohe Bedeutsamkeit des großartigen
Entwurfes entschwand ganz und gar dem Bewußt-
Abb. 4g (Text S. 35)
Grabmal Friedrichs bon Saarwcrdcn
Phoi. Hermann
Abb. 48 (Tcrt S. 35) Phot. Or. F. Stocdtncr. Bcrlin
Vom Grabmale FriedrrchL von Saarwerdcn
Sind die Süd- und Nordseite des Domes,
wenn auch auf mittelalterlichen Anfängen fortge-
setzt, im Aufbau freie Schöpfungen der Meister
aus der Zeit der Vollendung, die Fassade des
nördlichen Querschiffes sogar unter Abweichung
von dem Plane, der in den schon ftehenden alten
Teilen gegeben war, so waren für den Aufbau
der Weftfront mit den Türmen ficherere Anhalts-
punkte vorhanden, nämlich in erhaltenen mittel-
alterlichen Zeichnungen. Diese Pläne auf großen
Pergamentblättern, der Aufriß des Nordturmes
mit dem Hauptportal sowie der
Grundriß des Südturmes mit dem
Aufrisse der Ostseite seines zweiten
Stockwerkes, haben ihre interessante
Geschichte. Die Schicksale der Zeich-
nung des Nordturmes faßte Geheim-
rat Or. Schäfer, Prosessor an der
Technischen Hochschule in Darm-
stadt, in der Zeitschrift für bildende
Kunst (1891) folgendermaßen: „Als
inden Revolutionskriegen der 1790er
Jahre die französische Rheinarmee
gegen Köln heranrückte, sah sich das
Erzbifchöfliche Domkapitel genötigt,
den Domschatz und wichtige Archi-
valien auf die rechte Rheinseite zu
flüchten und daselbst in Sicherheit zu
bringen. Dies geschah auch mit den
Domentwürsen, von denen die 4 Meter
8,5 Zentimeter lange, 87 Zentimeter
breite Pergamentzeichnung eines Tei-
les der westlichen Domfassade mit
dem nördlichen Hauptturm — ob direkt oder auf
Umwegen, ist unbekannt — nach Amorbach (in der
Nähe des Mains) gelangte und aller Wahrschein-
lichkeit näch beiden BenediktinernSchutz fand. Die
Säkularisierung derAbteizugunsten des fürstlichen
Hauses Leiningen verlief für die wertvolle Zeich-
nung nicht eben günstig. Genug, der Domriß geriet
in Bergessenheit. Niemand frug mehr danach, nie-
mand kümmerte sich darum, ja, der Gegenstand als
solcher und die hohe Bedeutsamkeit des großartigen
Entwurfes entschwand ganz und gar dem Bewußt-
Abb. 4g (Text S. 35)
Grabmal Friedrichs bon Saarwcrdcn
Phoi. Hermann