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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Huppertz, Andr.: Der Kölner Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0110
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seinderMitleben-
den, die nunmehr
in dem verwelt-
lichten Abteige-
bäudewohnenden
zahlreichen Be-
amten nicht aus-
genommen. Erst
im Jahre 1816
kam das kostbare
Pergament wie-
derzumVorschein
und zwar in
Darmstadt durch
folgenden Anlaß.
Damals hatte der
dortige Gastwirt
FritschzumTrau-
ben eine Aus-
schmückung seines
Saales zur Feier
derRückkehrhessi-
scher Freiwilliger
aus dem okkupier-
ten Frankreich
oornehmenlassen.
Der mit den Zu-
richtungen beauf-
tragte Polierer
Fuhrer findet auf
dem Dachboden
des Hotels eine
Rolle vergilbten
Pergamentesund
übergibt ste sei-
nem Brotherrn, dem Zimmermeister Lauteschlä-
ger, welcher die Zeichnung dem Maler Seekatz
überläßt. Durch letzteren gelangte die Rolle an
den Großherzoglichen Ackerbaudirektor G. Moller,
welcher den Originalriß der Kölner Domfassade
darin erkennt und den Kunstschatz dem König
Friedrich Wilhelm III. von Preußen schenkt. Bei
Wiederaufnahme des Dombaues gab der König
das Dokument an das Erzbischöfliche Kapitel zu-
rück, und seitdem ist die altehrwürdige Zeichnung,
wie männiglich bekannt, mit anderen, teils zu
Köln, teils zu Paris aufgefundenen kleineren
Planfragmenten in einer Chorkapelle des Do-
mes öffentlich ausgestellt. Soweit verdanken
wir die Kunde von den Schicksalen des Riffes
den Mitteilungen des vor Jahressrist in Darm-
stadt gestorbenen Baurates A. Louis, Schivieger-
sohn des genanntei: Zimmermeisters Lauteschläger.
Wie aber und auf welchem Wege war der Kunst-
schatz von Amorbach nach Darmstadt gekommen?
Hierüber erhielten wir durch den inzwischen eben-
falls heimgegangenen Hofkupferstecher Karl Rauch,
welcher den Hergang aus Mollers eigenem Munde
vernommen, folgende Auskunft. Jn Amorbach
Ivar das Dokument — ob durch bedauerliche Un-
kenntnis, ob aus Fahrläfsigkeit bleibt dahinge-
stellt — in den Besitz einer Familie gekommen

(Karl Rauch nannte eine im vormaligen Abtei-
gebäude wohnhafte Beamtenfamilie), welche die
langgestreckte Pergamentrolle für vorzüglich ge-
eignet fand, Htilsenfrüchte darauf zu trocknen,
und schließlich in der Absicht, der abgenutzten
Eselshaut eine noch praktischere Verwendung zu
geben, eines Tages den nagelneuen Reisekoffer
des Sohnes damit schützend umwickelte, als dieser
das Gymnasium zu Darmstadt bezog. Nach der
Ankunft im Traubenhotel wurde die pergamentne
Emballage als entbehrlich beiseite geworfen,
und — das ist das Los des Schönen — so war
der ehrwürdige Bauriß als alte Schwarte aus
den Dachboden des Gasthofes gewandert. Seine
glückliche Wiederaufsindung machte es möglich,
die Turmfassade des Kölner Domes im Geiste
seines Urhebers, des Altmeisters Gerhard (ein
Jrrtum Schäfers), Zug um Zug in unseren Tagen
zu vollenden."

Die Pläne zum Südturme entdeckte man im
Jahre 1816 in Paris; Sulpiz Boisseree erwarb
sie und schenkte sie dem Dome. Die alten Zeich-
nungen befinden sich jetzt unter Glas und Rah-
men in zwei Kapellen des Chorumganges. Sie

Abl'. 51 (Terl S. 35) Phot. Kölncr Kunstverlag

St. Christophorus

Abb.50 lText S.34) Phot. Köln. Kuustverl.
Vom Grabmale Konrads von Hochstadcn
 
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