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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Huppertz, Andr.: Der Kölner Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0117
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Abb. 61 (Tcrt S. 36)

Aus Lindncr u. Nicuwbarn

Allcrheiligcnscnstcr in der Johanncsknpellc

Nr. 17/18 dieser Sammlung, Seite 12 und Ab-
bildung 4.

Der dritte große Kunstschatz, dem Chore und dem
Altarraume gemeinsam, siud die vierzehu Statuen
an den Chorpfeileru. Schlauke, fein durchgebil-
dete, schwingende und wiegende Gestalten, in ge-
schmackvoller, später erneuerter Bemalung, unter
Baldachinen, die anmutige musizierende Engel

tragen, unterbrechen in feiner Berechnung
die sonst allzu eintöuigen, hoch emporschie-
ßenden Linien der Pfeiler (Abb. 35—38).

Zu dieseu Kunstwerken gesellt sich als
Glanzstück des Chores der Hochaltar mit
seiner vom Erzbischofe Wilhelm von Gen-
nep (1349—1362) gestifteteu Mensa und
der kostbaren Rückwand. Die kolossale
schwarze Marmorplatte aus einem Stück
von 4,52 X 2,15 Meter Größe bedeckt einen
Unterbau, der rundum von Marmorfigür-
chen unter Baldachinen umgebeu ist. Alt
find von diesen nur noch die der Vorder-
seite, darftellend die Krönung Mariä durch
Jesusund diezwölfApostel (Abb.41u.42),
aus weißem Marmor auf schwarzem Hin-
tergrunde. Die Figuren der übrigen Seiten
mußten 1767 bei der Aufstellung eines
Altaraufsatzes im Stile jener Zeit weichen
und befinden fich heute teilweise in Kölner
Museen. Nach ihnen ist in neuester Zeit
ein Ersatz geschaffen worden. Die Schmal-
seiten enthalten in der Mitte die Verkün-
digung und die Darstellung im Tempel,
die Rückseite die Anbetung der heiligen
Drei Könige, im übrigen einzelne Heiligen-
figuren. Diese Plastiken weichen schon
ziemlich vou den Pfeilerfigureu ab. Zwar
geben fie ihnen anLebhaftigkeit und Stärke
des Ausdruckes kaum nach, erscheinen aber
in ihrer Gedrungenheit fast als Werke einer
älteren Zeit, während fie in Wirklichkeit
den Weg zu einer einfacheren Natürlich-
keit weisen, wie sie in später zu bespre-
chenden Werken zur Darstellung kommt.

Jm Jahre 1893 wurde der Barockauf-
bau des Hochaltares beseitigt, und nun
kam an seine Stelle bezw. hinter die Mensa
auf einen besonderen Unterbau der be-
rühmte, kostbare Schrein eines Altares
aus der früheren St. Klarenkirche, daher
seine Bezeichnung Klarenaltar (Abb- 40,
43 und 44). Dieser Schrein mit seinen
Doppelflügeln zeigt geschlosfen in der Mitte
unten in Malerei Christus am Kreuze und
darüber den Auferftandenen, wie er, von
Leidenswerkzeugen umgeben, dem Grabe
entsteigt, auf den Seiten in zwei Reihen
je sechs Heilige auf rotem Grunde. Offnet
man diese äußeren Flügel, so entrollt die
ganze Breite in zwei Reihen übereinander
und in je drei köstlichen Darstellungen auf
einem Fliigel, also in viermal sechs Dar-
stellungen, das Leben Jesu, angefangen
von der Verkündiguug und endend mitder Himmel-
fahrt. Auf dem Mittelstücke sieht man einen Prie-
ster, der bei der Wandlung die hl. Hostie empor-
hebt, hinter ihm die dienenden Leviten. Offnet man
nun auch die inneren Flügel, so erscheinen zwei
Neihen holzgeschnitzter Figuren, oben in der Mitte
Christus, zur Seite je sechs Apostel unter Balda-
chinen, unten jefechs Szenen aus dem LebenMariä.
 
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