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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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Huppertz, Andr.: Der Kölner Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0122
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Engelbertusschrein

Phot. Hermann

Abb. 7S (Text S. 38)

Jesusknaben, eine recht natürliche Darstellung,
anscheinend nicht ohne gewollten Humor, eine
Spätleistung der Gotik vom Anfange des 16. Jahr-
hunderts (Abb. 51). Die übrigen Plastiken im
Quer- und Langhause, die zahlreichen Figuren
an den Pfeilern und Wänden und die vier-
zehn Kreuzwegstationen, bis auf die besonders
beachtenswerte Gruppe der Grablegung aus dem
15. Jahrhundert, sind Arbeiten aus der Zeit der
Domvollendung von Mohr, Fuchs, Werres und
Mengelberg, die wir nur erwähnen können.

Doch schenken wir, durch den Chorumgang zu-
rückwandernd, noch einmal besondere Beachtung
den farbenprächtigen, teilweise erneuerten Glas-
malereien in den Kapellen,vondenen viele noch dem
13. Jahrhundert entstammen. Vorbildlich sind
diese Fenster, weil sie in teppichartiger Wirkung
dem Raume einen ruhigen, wohltuenden Abschluß
geben und nicht durch perspektivische Darstellungen,
gleich Tafelgemälden, den Blick hinausführen
und damit die Architektur durchbrechen und die
Raumbildung stören. Das älteste Werk dürfte
hier jenes Fenster in der Dreikönigenkapelle sein,
in welchem einander entsprechende Szenen aus
dem Alten und Neuen Bunde gegenübergestellt
sind, wie Oster- und Abendmahl, Opferung Jsaaks
und Kreuzesopfer (Abb. 59). Ebenfalls hervor-
zuheben ist das Fenster mit der Anbetung der

Könige in derselben Kapelle (Abb. 60). Herrlich
wirkt auch das sogenannte Allerheiligenfenster in
der Johanneskapelle, welches in Bögen, die in
reichem Farbenwechsel übereinandergeschichtet find,
fast zahllose Heilige mit Engeln und die Wappen
der Stifterfamilie Overstolz zeigt (Abb. 61).

Den für die Kapellen nur angedeuteten Reich-
tum an Werken alter Glasmalerei finden wir nun
aufs höchste gefteigert, wenn wic im Chore un-
seren Blick nochmals hinoufgleiten lassen über
die Engel, die Edward von Steinle an Stelle
beschädigter, mittelalterlicher Engelsfiguren in den
Bogenzwickeln malte, empor zu der Reihe herr-
licher alter Glasmalereien, die hoch oben in far-
benleuchtendem Kranze den Chor umziehen, dar-
stellend Könige des Reiches Juda und die heili-
gen Drei Könige, unerreicht von den zahlreichen
Glasmalereien im Lang- und Querhause. Nur
die großen Fenster im nördlichen Seitenschiffe
nebst einem Teile des westlichen Fensters im
nördlichen Querschiffe wollen nicht übersehen sein.
Erstere wurden zu Anfang des 16. Jahrhunderts
vom Erzbischofe Heinrich von Virneburg, den
ihm verwandten Grafen von Holland, Jülich und
Kleve, von der Stadt Köln und einigen ihrer
Patrizierfamilien gestiftet und vom Meister der
heiligen Sippe entworfen. Auch für fie verweisen
wir auf unser Heft „Die altkölnische Malerschule"
 
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