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Die Kunst dem Volke <München> — 1917 (Nr. 29-31)

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https://doi.org/10.11588/diglit.21069#0163
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37

Abb. 45 <Text S. 4V) Phot. F. Biuümann

Entwurf zum Konzert

und studiert. Ju den Briefen nennt er die Gegend
homerisch. Wiederum zeigt stch hier Feuerbach
als großer Landschafter: wie hier die Horizontale
der Meeresfläche und die Vertikale ihres Steil-
users miteinander, sich verstärkend, wirken! Und
wie Himmel und Erde zusammengehen! Es seien
noch ein paar Landschaften aus einer anderen
Gegend beigegeben: eine Felslandschaft mit
ihrer schweren Monotonie und dem Glast der
südlichen Sonne (Abb.47). Jm Gegensatz dazu
die mit erregter Hand hingesetzte Sturmlandschaft
mit reichem Detail (Abb. 48). Den Stosf der
Medea verarbeitete Feuerbach noch in weiteren
Bildern: so in „Medea mit dem Dolche". Eine
Studie dazu, genannt „Melancholie", gibt die
Abb. 42. Hier mag man so recht Feuerbach als
Zeichner genießen und bewundern. Zur Erläu-
terung empfiehlt sich eine Stelle, in der Feuer-
bach einmal der Mutter schrieb: „Wenn ich Dir
begreiflich machen könnte, wie auf den Raffaelschen
Kartons eine Hand .... gezeichnet ist in matten,
zarten Umrissen." Feuerbach modelliert Hand
und Kopf mit einem Minimum von Schatten.
Aber Feuerbach muß nicht so zeichnen. Man
sehe daraufhin eine andere Studie, zur Medea

Abb. 4S tText S. 4») Phot. F. Bruümann

Konzert

mit den Kindern, an (Abb.40): hier laufen die
Linien gar nicht „schön" über das Blatt hin.
Wie schön ist aber doch die Zeichnung in ihrem
Reichtum!

Einfachheit — Ernst — dramatische Bewegt-
heit hatte Feuerbach schon in jungen Jahren
wiederholt als das Ziel seiner Kunst bezeichnet.
Es wurde schon des öftern von Beurteilern
hervorgehoben, daß das dramatische Leben nicht
eigentlich der Feuerbachs Gestaltungskraft ent-
sprechende Stoff war oder wenigstens sich als
solcher verlor. Man verweist unter anderm auf
seine Amazonenschlacht. Es ist das wohl auch
zuzugeben, vor allem, wenn die Behauptung
dahin umgrenzt wird, daß es die Dramatik der
leidenschaftlich strömenden Bewegung ist, die
nicht in Feuerbachs Hand und Art lag. Aber
innerhalb der Grenzen seiner Begabung seheu
wir, etwa neben dem „Tod des Pietro Aretino",
in „Orpheus und Eurydike" eine Probe seines
Könnens auch auf diesem Gebiete, wenn auch
z. B. F. Watts dasselbe Motiv viel stärker gab
— im Sinne der Auffassung, nicht in dem der
Qualität. Die Aufgabe war hier (Abb. 37),
die Gegensätze des Dranges nach vorwärts und
 
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